Folge 12: Kanzlerkandidaten bringen sich in Stellung
Shownotes
In der neuen Folge von "Korte & Rink" beleuchtet Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte, warum Spitzenkandidaten oft als „Projektionsfläche für Hoffnungen“ dienen und wie sie sich im Wahlkampf selbst begeistern müssen, um Wählerinnen und Wähler zu überzeugen.
Der Umgang mit Kanzler- und Spitzenkandidaten in Deutschland ist so vielfältig wie die Parteien selbst. Es gibt keine festen Regeln: Manche Kandidaturen entstehen durch Verzicht, andere durch Selbstausrufung – wie einst bei Helmut Kohl. Jede Bundestagswahl bringt neue Dynamiken und Prozesse mit sich.
VRM-Chefredakteur Dennis Rink und Politikwissenschaftler Korte sprechen über die Eigenheiten der Parteien: Warum nennen die Grünen ihren Kandidaten Robert Habeck „Kandidat für die Menschen“? Wie wirkt Friedrich Merz, der sich bereits wie ein Wahlsieger präsentiert? Und was steckt hinter den „Süd-Avancen“ der CSU?
Die Folge gibt spannende Einblicke in die Frage, wie Koalitionen nach der Wahl aussehen könnten – und lädt dazu ein, die Strategien der Spitzenpolitiker genauer unter die Lupe zu nehmen.
Ein Angebot der VRM.
Transkript anzeigen
00:00:00: [Musik]
00:00:03: Korte und Ring. Politik, die bewegt.
00:00:08: [Musik]
00:00:12: Herzlich willkommen zu unserer neuen Folge des VAM Podcastes Korte und Ring.
00:00:16: Auch heute darf ich wieder mit dem renommierten Politikwissenschaftler Prof. Dr. Karl Rudolf Korte
00:00:21: über das politische Geschehen in Deutschland sprechen.
00:00:24: Herr Korte, es ist mir wie immer eine Ehre. Herzlich willkommen.
00:00:27: Ja, bei mir ist Ehre und Freude zugleich.
00:00:30: Das freut mich natürlich wiederum. Ich würde einsteigen bzw. heute mit Ihnen sprechen wollen,
00:00:36: über das sich jetzt quasi fertig konstituierte Feld der Kanzlerkandidaten oder Spitzenkandidaten,
00:00:42: wie man es nennen möchte, im Hinblick auf die Bundestagswahl, so Olaf Scholz denn die Vertrauensfrage stellt
00:00:48: und diese denn planmäßig ausgeht.
00:00:50: Erste Frage, Herr Korte. Wir haben letzte Woche sehr intensiv über Christian Hintner gesprochen.
00:00:55: Der ist jetzt kein Kanzlerkandidat und auch sehr weit davon entfernt.
00:00:59: Allerdings waren wir ja letzte Woche relativ eindeutig in unserem Urteil, was da über Christian Hintner hineingebrochen ist.
00:01:05: Die letzte Woche ist es merklich abgeflacht von der Aufmerksamkeit her.
00:01:08: Glauben Sie, dass da jetzt noch was kommt oder war das ein medialer Sturm
00:01:11: und jetzt kann die FDP sich auf den Wahlkampf konzentrieren?
00:01:14: Ja, wenn überhaupt, dann liegt das ja immer nur an Ihnen.
00:01:17: Denn die Aufregungsthemokratie, dafür sind Sie ja verantwortlich.
00:01:21: Das machen ja die Medien. Die Wählerinnen und Wähler brauchen nicht diese tägliche Aufregung,
00:01:26: aber sie leben ja von der Aufregung.
00:01:29: Insofern ist es nicht verwunderlich, dass man sich dann drauf stürzt
00:01:33: und dann sich ein neues Thema wieder sucht.
00:01:36: Das sind die Wogen, mit denen Medienöffentlichkeit bedient wird
00:01:41: und wo er auch ein Stück Verdrossenheit rührt, natürlich nicht bei VM-Lesern oder Hörern.
00:01:47: Verdrossenheit, dass sich viele nicht mehr ausreichend repräsentiert fühlen,
00:01:52: von den Medienvertretern genauso nicht ausreichend repräsentiert fühlen,
00:01:57: von Politikern, das ist so eine Art von doppelter Gesprächsstörung.
00:02:02: Immer VAM natürlich ausgenommen.
00:02:04: Und sofern verwundert es nicht, dass nach so einer großen Dramaturgy in Aufmerksamkeit
00:02:10: dann plötzlich man gar nicht mal auf die FDP guckt, sondern dann wieder auf ganz andere Parteien.
00:02:15: Da würde ich jetzt allerdings tatsächlich gerne nachfragen wollen.
00:02:18: Natürlich immer objektiv gefragt, auch wenn ich jetzt nur sehr subjektiv daraufgucken kann,
00:02:23: aber ist Ihnen das heutzutage in den Medien zu aufgeregt,
00:02:27: weil Sie jetzt am Beispiel von der FDP kommen, das war ja schon ein starker Tobag,
00:02:32: der sich da ereignet hat.
00:02:34: Würden Sie sich da mehr Ausgeruhrheit wünschen oder vielleicht keine so ausufernde Berichterstattung,
00:02:38: oder was wäre aus Ihrer Sicht wünschenswert, wenn ich jetzt das so auffassen würde,
00:02:42: dass Sie das als ein bisschen überzogen definieren?
00:02:45: In dem Fall war das natürlich angemessen, weil das ja spektakulär war.
00:02:50: Am Rande einer Täuschung, vielleicht auch eine Täuschung, die nachgeben,
00:02:54: wie wir da als Hauptaktör nehmen, eine inszenierte Ausstieg,
00:02:59: der öffentlich ja anders orchestriert war zwischen Täter und Opfer hin und her.
00:03:05: Also das würde ich auf keinen Fall so einordnen,
00:03:08: dass man darüber nicht gleichermaßen breit hätte informieren sollen.
00:03:12: Aber wir würden uns als Leser, als Hörer,
00:03:16: natürlich eine begleitende weitere Information wünschen
00:03:20: und nicht so sehr punktuelles Themenhopping,
00:03:24: weil wir doch den Verdacht haben, dass dadurch, wenn man Kickzahlen,
00:03:29: Leser, wie auch immer, nach oben treibt,
00:03:32: dass diese vernitzten vielen, die in irgendeiner Weise bedient werden müssen,
00:03:36: aber die Aufmerksamleser, die Aufmerksamleserinnen,
00:03:40: die medienmündige Bürger, der ist ja an Themen gleichermaßen interessiert,
00:03:46: die kontinuierlich auch eine Rolle spielen.
00:03:49: Das ist ja das, wenn international was passiert,
00:03:52: das was ich dann oft fragt, ja über das Land habe ich noch nie was gehört.
00:03:56: Es liegt natürlich oft an Alib selbst, aber wenn wir ehrlich sind,
00:04:00: gibt es natürlich auch nicht eine verlässlich breite Berichterstattung
00:04:04: permanent über bestimmte Länder.
00:04:07: Ja, kann ich nachvollziehen, ich versuche Ihnen,
00:04:10: also entweder laut zu denken oder zu folgen,
00:04:13: ist natürlich auch immer so, dass Medien in der Situation sind,
00:04:16: gewisse Sendeplätze oder nur ein paar Spots von Nachrichten füllen zu können
00:04:20: und das natürlich von der Aktualität immer geprägt,
00:04:23: dass deswegen so ein Erklärungsansatz fallen,
00:04:26: kontinuierliche Themen, die man dann nicht punktuell immer wiederkehren setzt,
00:04:29: häufig auch hinten runter.
00:04:31: Das ist die Mediennogik, die immer nachvollziehen kann.
00:04:35: Sie ist eben auch getrieben nicht von konstruktiven Überlegungen,
00:04:39: sondern eher auf der Suche nach dem, was vielleicht nicht so gut läuft
00:04:44: und insofern ist das auch so ein bisschen jammervolklore,
00:04:49: was sich durch diese Medien auch zieht,
00:04:52: weil man davon am meisten profitiert.
00:04:55: Ich habe es eben schon angedeuteter Korte in unserem heutigen Thema mal
00:04:58: auf das Feld der Kanzlerkandidaten oder Spitzenkandidaten.
00:05:01: Vielleicht erst mal mit dieser, deswegen ich das immer mit beiden Begriffen umschreibe
00:05:06: aus Ihrer Sicht die klare Definition,
00:05:09: weil es gibt ja schon Diskussionen darüber,
00:05:12: ob der Begriff Kanzlerkandidat eigentlich der richtige ist.
00:05:15: Ja, weil er auch nicht existent ist, zumindest nicht im Grundgesetz,
00:05:21: nicht existent in irgendeiner Geschäftsordnung des Bundestages,
00:05:25: selbst die Parteien haben in ihren Statuten dazu keine Regelung,
00:05:29: wie man ein Kanzlerkandidaten nominiert.
00:05:32: Das macht jede Partei anders, oft auch von einer Wahl zu anderen sehr unterschiedlich.
00:05:38: Wir haben es jetzt bei den Grünen wieder gesehen,
00:05:40: dann durch Verzicht, durch Selbstausrufung,
00:05:43: das war ja bei Helmut Kola früher im Urlaub am Wolfgangsee,
00:05:46: der auch sich selbst ausgerufen hat, ich mache es wieder.
00:05:49: Und das gibt keine Festlegung dazu.
00:05:52: Insofern ist es eine Aura, das höchste Ehrenamt,
00:05:57: das eine Partei vergeben kann, aber es ist auch in der Geschichte,
00:06:00: der Bundesrepublik Deutschland das aussichtsloseste Amt,
00:06:02: das es überhaupt gibt.
00:06:04: Denn mit Willy Brandt, der war der erste Kanzlerkandidat in Analogie zu den Kennedy-Jahren,
00:06:10: wollte man auch was modernes Frisches prägen,
00:06:13: hat das ja auch mit mehreren Versuchen erst geschafft,
00:06:15: dann kann es dazu werden.
00:06:17: Die anderen Geschichten sind auch so, dass man zwar einen nominieren kann,
00:06:22: aber die Aussichten doch eher gering sind.
00:06:25: Man muss mal an Schröder denken, der das geschafft hat,
00:06:28: also ganz wenige, die es geschafft haben, aus der Opposition heraus,
00:06:32: als Kanzlerkandidat dann auch am Ende erfolgreich zu sein.
00:06:36: Und jetzt gibt es ja unterschiedliche Begrifflichkeiten.
00:06:39: Die Grünenverbändenkandidat für die Menschen,
00:06:43: also in Analogie, der Überlegungen, wie die Umfrage Daten sind,
00:06:48: ob das vielleicht so aussichtsreich ist, manche nur Spitzenkandidaturen,
00:06:53: das ist auch nicht unwichtig für die Formate,
00:06:56: die sich ausprägen am Ende in der medialen Berichterstattung,
00:06:59: weil bisher ging man immer davon aus,
00:07:01: dass diejenigen, die einen Kanzlerkandidaten haben,
00:07:04: oder Kandidaten haben, auch ein Anrecht haben,
00:07:07: in den Sonderformaten von Duellen oder Triellen eine Rolle zu spielen,
00:07:11: auch das würde ich nicht unterschätzen, dass das Parteien das abnutzen.
00:07:15: Also wäre für Sie die richtige Trennung der Begriffe bei Leuten,
00:07:19: die, also wenn der Kanzler wieder zur Wahl antritt,
00:07:22: dass er Kanzlerkandidat ist, und die anderen während Spitzenkandidaten,
00:07:25: oder müsste man es dann eher, jetzt zum Beispiel in der Rolle von Friedrich Merz,
00:07:29: der ja als Spitzenreiter in den Umfragewerten ein wahrscheinlicher Kanzler ist,
00:07:34: nach einer Wahl, wenn es so bleibt,
00:07:36: dann müsste man dann trennen zwischen denjenigen, die wirklich eine Chance haben
00:07:40: oder dürfte man dann im Vorfeld tatsächlich überhaupt nicht von Kanzlerkandidaten sprechen.
00:07:44: Na ja, da Wählermarkt und Koalitionsmarkt nicht mehr identisch sind,
00:07:48: kann man das gar nicht mehr auseinanderhalten.
00:07:50: Es ist erstmal eine Projektionsfläche für Hoffnungen,
00:07:56: die damit verbunden werden mit diesem Ehrenamt.
00:07:59: Ein bisschen ein Hochfest auch der Autosuggestion,
00:08:02: in dem man sich selbst begeistert und über die Ziele, die ihr tragen möchte,
00:08:07: aber wir können auf keinen Fall davon ausgehen,
00:08:10: dass diejenigen, die jetzt gute Umfragewerte damit auch eine Kanzlerschaft automatisch erringen
00:08:15: und umgekehrt die weniger haben.
00:08:17: Einmal gibt es die Dynamik auf dem Wählermarkt, dass sich das verschieben kann
00:08:20: und zum anderen wissen wir eben, dass der Sondierungsweltmeister am Ende
00:08:25: wer eben viele Mehrheiten einsammelt, unterschiedliche Fraktionen hinter sich bringt,
00:08:31: dann auch Kanzler werden kann, auf keinen Fall der, der die Fraktionsstärke
00:08:36: so hinbekommt, dass er damit auch automatisch die stärkste Fraktionen im Bundestag stellt.
00:08:41: Das ist ja nicht der Fall.
00:08:42: Also finde ich es durchaus berechtigt, dass mehrere Parteien den Anspruch erheben,
00:08:47: so was zu benennen und warum nicht?
00:08:50: Kannst du Kandidatin, kannst du Kandidat?
00:08:52: Das klingt doch erstmal ganz gut.
00:08:55: Würden Sie sich in dem Zusammenhang zum Beispiel von Friedrich Merz
00:08:58: etwas mehr in Anführungszeichen Demut in den Äußerungen wünschen,
00:09:02: weil er ja schon in verschiedenen Interviews und öffentlichen Auftritten
00:09:06: sich so äußert, als sei er ja der kommende Kanzler bis hin zu, also mögliche Koalitionen,
00:09:11: darüber sprechen ja viele, aber ja auch schon fast über Besetzung seines Kabinetts,
00:09:16: sich äußert, das klingt ja schon sehr siegsgewiss.
00:09:19: Das ist eher eine Unterstellung.
00:09:21: Das ist so ein Chefredaktor Blick, dass man das versucht herauszuarbeiten
00:09:26: und ihm das auch zu unterstellen.
00:09:28: Ich kann das so eigentlich nicht raus hören, bei dem was er sagt,
00:09:31: sondern eher bei Söder.
00:09:34: Der hat ja schon Personen nominiert, die unbedingt im Kabinett der Landwirtschaftsminister
00:09:39: beispielsweise werden sollen.
00:09:41: Also da in Bayern weiß man nicht, wie man Demut definiert
00:09:44: und auch wie man schreibt wahrscheinlich, das ist ein Begriff, der dort nicht auftauchen darf.
00:09:48: Das ist nicht nur irritierend, sondern selbst überschätzend.
00:09:53: Und das gibt natürlich in der Öffentlichkeit, dass es dann als ein arroganter Angriff geradezu wirkt.
00:09:59: Auch die Einmischung eben schon festzulegen, mit wem man kollieren sollte und wie man nicht kollieren soll.
00:10:06: Das sind ja doch auch Südamvancen, die man sehr unterschiedlich interpretieren kann,
00:10:11: die aber bundespolitisch nicht auch wirklich resonant stoßen.
00:10:15: Wenn man sich was man wahrscheinlich nicht tun sollte,
00:10:17: man alle Söderbemerkungen auf die Goldwaage legt oder nebeneinander legt,
00:10:21: dann bleibt er auch nicht viel übrig, womit die CDU/CSU nach der Wahl koalieren könnte,
00:10:27: weil er ja für sich schon schwarz-grün ausgeschlossen hat.
00:10:30: Das weiß, es ging ja, wenn man das nach Söder Definitionen geht und verschiedene Ausschlusskriterien anwendet,
00:10:35: ging ja nur CDU und SPD.
00:10:38: Ja genau, das wäre diese ewige GroKo.
00:10:43: Da fällt es an schwer, diese Sehnsucht, die manchmal eine Bevölkerung existiert,
00:10:48: da richtig zugrundieren, woher die eigentlich kommt.
00:10:52: Denn das war ja so eine, wie so eine Innenstraße, die nie endet,
00:10:55: als Ausweg sich da noch mit letzter Kraft zusammen zu tun.
00:11:01: Wir kennen die Geschichte, das ist nicht in einem Reform- und Modensierungsschub geendet,
00:11:07: sondern eher wie so ein Stillhalterabkommen über einem Miedenfeld.
00:11:11: Und den man Diskursallergie geradezu ausgeprägt hat,
00:11:15: dass man eben nicht mehr das ausgesprochen hat, was kontrovers war,
00:11:19: sondern sich immer irgendwie vorfällt, schon weit, konsensual versucht hat, zu verständigen,
00:11:24: aber damit Dinge er verdrängt hat und nicht angegriffen hat.
00:11:28: Und da ist ja ein Bündnis, was von Differenz lebt, auch,
00:11:33: das ist ja doch viel anregender, auch um Probleme zu lösen,
00:11:37: als sie einfach nur gemeinsam zu verschweigen.
00:11:40: Aber es ist schon interessant, dass wenn man so auf die Grünen rauf haut,
00:11:44: wie das ja Söder macht und wie das auch nicht angemessen ist,
00:11:48: finde ich, wie man mit Mittepartalen wechselseitig umgeht,
00:11:52: dann bleibt natürlich nur die GroKo in der eigenen Vorstellung übrig,
00:11:56: aber nicht unterschätzen von den Modellen her
00:11:59: Sondierungsweltmeisterschaften zu organisieren, die vom Platz 2 aus organisierbar sind.
00:12:04: Wenn man die AfD mal ausnimmt, mit der niemand koalieren möchte,
00:12:08: dann ist natürlich die SPD das Versuchen, eine Mehrheit hinzubekommen,
00:12:12: ohne die CDU, genau so können es die Grünen versuchen,
00:12:16: ohne die CDU mehr als fähig zu werden, wenn wir auch die Konstellation haben,
00:12:22: dass über die Grundmandatsregel, also drei Direktmandate,
00:12:26: die dazu führen, dass eben eine Partei dann doch in den Bundestag einzig,
00:12:30: wir viele Parteien im Bundestag haben und dann ist das rechnerisch denkbar.
00:12:35: Weil wenn ich so im Kopf zusammen gehe, also es blieb ja dann für den
00:12:41: zweitplatzierten entweder Grünen oder SPD als Einkoalitionspartner,
00:12:46: Grünen oder SPD, dann nehme ich mal an, wenn es die FDP reinschaffen würde,
00:12:51: wäre das jetzt kein Wunschpartner, weil das wäre dann ein Ampel,
00:12:54: wenn wir dann die CDU ausklammern, damit der zweitplatzierte als Koalitions-
00:12:58: als Sondierungsweltmeister durchs Ziel gehen kann
00:13:02: und wir die AfD noch zurecht rausnehmen,
00:13:04: fehlt mir jetzt irgendwie so der dritte Pol, um auf die nötige Mehrheit zu kommen.
00:13:08: Ja, wir weitsichten ein bisschen, wie wir die Karenchen rausdenken.
00:13:13: Rechnen gehören mit 46 Prozent kann man ja mit vielen sonstigen
00:13:17: durchaus vielleicht eine Mehrheit hinbekommen. Freie Wähler können doch ein Mandat hinbekommen.
00:13:22: Anderenfalls könnte auch eins abfallen, vielleicht nicht die unwahrscheinlichen BSEW,
00:13:28: die ja sich nicht nur in Pommenberg-Kollektionen wohlfühlen, auch in anderen Konstellationen,
00:13:34: Grand Barrie, Kade in Potsdam. Da könnte ich mir viele
00:13:38: Bundheiten vorstellen in der Tat, was ich mir nicht vorstellen kann, eine Rückkehr zur Ampe.
00:13:43: Aber halten Sie BSEW auf, da haben wir ja schon häufiger darüber gesprochen und haben es dann meistens zwischen
00:13:48: Landesebene und Bundesebene insofern auseinandergefahren, dass wir tatsächlich auf Landesebene
00:13:52: gemerkt haben und da sage ich jetzt mal, meine Fehleinschätzungen, Sie hatten diesmal recht, weil Sie mir letztes Mal gesagt haben,
00:13:59: ich stelle Kehre meistens, das mache ich natürlich auch sehr gerne, Ihre Fehleinschätzungen in den Vordergrund.
00:14:03: Aber ich hielt ja BSEW auf der Landesebene für keinen verlässlichen Partner.
00:14:08: Sie haben ja gesagt, mit den dortigen Playern auf Landesebene, die sich ja zum Teil jetzt sogar gegen Sarah Wagenknecht
00:14:13: durchgesetzt haben, ist das ja zumindest in diesem Findungsprozess jetzt oder in dem Koalitionsprozess
00:14:18: gut gegangen? Halten Sie BSEW für koalitionsfähig auf Bundesebene? Weil da wird der Sarah Wagenknecht, also wer soll sie da überstimmen?
00:14:25: Es ist schwer vorstellbar, aber es halte ich nicht für unwahrscheinlich.
00:14:31: Also wenn man sieht beispielsweise beide friedenspopulistischen Themen, bei denen
00:14:38: in vieler Hinsicht die Vorstellung herrscht, dass der Frieden eben wichtiger ist als das Freiheitsthema,
00:14:44: letztlich spielt das ja auf so einen Friedensdiktat hinaus.
00:14:47: Gibt es durch starke Tendenz innerhalb der SPD-Fraktion im Bundestag, sieht das durchaus unterstützt?
00:14:55: Ich schließe es auf keinen Fall aus, dass BSEW am Ende auch als Koalitionspartner gesucht wird und auch für Mehrheiten
00:15:03: sorgen kann, wenn wir eben sonst keine Alternativen sehen.
00:15:07: Jetzt war ja das letztes Jahr, bei der letzten Wahl das Neue quasi die Ampel, die es ja auf Bundesebene nicht gab, läge jetzt
00:15:15: aus Ihrer Sicht dann der größte Reiz für die Wähler in zum Beispiel Schwarz-Grün, weil es das auf Bundesebene noch nicht gab.
00:15:21: Und zweite Frage liegt der Reiz aus sich der Wähler immer in etwas Neuem, weil es eben etwas Neues ist oder kann das auch, hat das eher
00:15:30: programmatische Gründe, dass in einer Konstellation ein Reiz liegen könnte?
00:15:34: Bei deutschen Bewählerinnen und Wähler, die sind eben Sicherheitskonservativ, Risikoavers, das Bekannte, nicht das Unbekannte,
00:15:41: Wetter gewählt ist. Es ist ja nur ein einziges Mal gelungen in der Geschichte der Bundesrepublik, dass wir zwei Oppositionsparteien
00:15:48: sehr risikoreich in Regierungsverantwortung gebracht haben, Rot-Grün mit Schröder und Fischer.
00:15:55: Ansonsten ist immer einer aus der alten Regierung dabei, super langweilig, immer kontinuiertes, verbürgend, immer
00:16:03: fortsetzen und aufpassen, dass bloß nicht so viel experimentelles Regieren nicht so viel Neues passiert, so wählen.
00:16:10: Und insofern spricht viel dafür, sowohl für die Krokowie, für Schwarz-Grün, weil da wäre ja immer einer der alten Partner
00:16:20: wieder dabei. Aber in der Tat, das kommt einem seltsam vor, wenn man darüber nachdenkt, weil Schwarz-Grün so viel in den Ländern
00:16:29: da ist, in unterschiedlichen Varianten ausprobiert worden ist, dass das auch Bundesebene ja noch gar nicht gab.
00:16:34: Insofern wäre es bundesweit innovativ, aber es wäre dann mit den Grünen eben ein alter Partner auch wieder dabei.
00:16:41: Wäre das eine typisch deutsche Wahl, eben mittig, moderat und eben auch mittelmäßig.
00:16:48: Wobei man ja einschränken muss, das mit Blick auf die letzten Jahrzehnte und Koalitionskonsolation, dass ja auch
00:16:58: eine Zeit lang sehr schwierig war, weil sie eben auf Rot-Grün abgezielt haben, zwei Oppositionsparteien überhaupt in die Regierung zu
00:17:05: bekommen, weil jahrelang SPD und CDU im Wechsel aber vor allem mit der FDP, wenn ich jetzt an Schwarz-Gelb denke, die ganz
00:17:13: älteren werden sich erinnern, dass das früher mal mehrheitsfähig war, Schwarz-Gelb, dass ja die Grünen aber als vierter
00:17:19: Player, den man ja dazu braucht, erst im Laufe der 90er Jahre heranwachsen mussten.
00:17:23: Vorher haben die ja gar keine Rolle gespielt.
00:17:25: Ja, so ein fluides Fünfparteinsystem musste sich ja ausbilden und dann war eben die Koalitionsbildung von vornherein
00:17:33: schwieriger. Erstmals gab es dann für die Upre auch Partner auszuschließen und das hat man dann wieder
00:17:40: sein gelassen. Insofern sind wir immer mehr Zuschauer bei der Regierungsbildung, nur bei der Wahl beteiligt und das neue
00:17:47: Wahlrecht hindert auch noch mehr die Vorstellung zu haben, man könnte auch als Koalitionswähler agieren.
00:17:53: Erst zur Zweitstämme, das ist ja doch immer mehr eine Illusion geworden, weil das für ein
00:17:57: Zwarrecht jetzt normal deutlich ein Stärkbeordn ist.
00:18:00: Das wird nicht einfacher und es ist insofern in einer, fast schon einer Sackkasse, weil eben mit einem Partner der
00:18:08: AfD niemand zusammenarbeiten möchte.
00:18:10: Insofern ist das drum herum eine bestimmte Konstellation, die dann durchaus zu Mehrheiten führen kann, aber auch nicht
00:18:17: in der Ausbringung von anderen Ländern, Niederlande zum Beispiel oder in Frankreich, in dem es extrem
00:18:23: personalisiert zugeht, dass dann wir eine vollkommene Zerspitterung der Parteienkanzchaft haben.
00:18:31: Das ist überhaupt nicht der Fall und wir haben auch nach wie vor attraktive Parteien, die sich vor Mitgliedern kaum
00:18:37: retten können. Tausende haben jetzt in den letzten Wochen nach dem Ampelbruch den Weg zu den Grünen
00:18:45: beispielsweise gefunden, aber auch zu den anderen Parteien, die auch davon durchaus profitiert haben.
00:18:50: Und wir sehen wie vom Wochenende auch die internationalen Themen, die Bundestagswahl mit Sicherheit auch
00:18:57: mitentscheiden werden. Alle Umfragen dokumentieren sehr stark, dass das Migrationsthema, die Irreguläre oder
00:19:03: illegale oder wie auch immer eine Zuwanderung ein großes Problem für viele Bürger offenbar darstellt.
00:19:09: Nach wie vor man unterstellt der Bundesregierung, dass sie zu wenig tut.
00:19:13: Ja, das kann ja mit der Veränderung in Syrien auch dazu führen, dass plötzlich keiner mehr kommt.
00:19:20: Ich übertreibe jetzt vielleicht, aber natürlich hat das Ende des Assad-Beschiems dazu wird dazu führen,
00:19:27: dass Syrer, die hier sind, darüber nachdenken, ob sie zurückgehen oder das andere jetzt nicht mehr kommen,
00:19:32: weil es wird ein In-Polices-Thema aus dieser internationalen Konstellation des Wochenendes werden.
00:19:38: Nicht nur, wie wir es gemerkt haben, ob unseren Straßenplätzen am Wochenenden das Feiern des Syrer,
00:19:42: sondern es wird eines der zentralsten Themen der Bundestagswahl massiv verändert.
00:19:48: Durch das, was am Wochenende dort passiert ist.
00:19:51: Hat man ja jetzt auch in den ersten Reaktionen der verschiedenen Parteien schon gemerkt,
00:19:54: dass die einen gesagt haben, wir dürfen jetzt nicht an der Stelle die Migrationspolitik komplett ändern
00:19:58: und jetzt einen Aufnahmestopp in Anführungszeichen bei Syren verhängen, weil sich dort die Lage zwar geändert hat,
00:20:05: aber im Moment noch unklar ist, wie es wird.
00:20:06: Die anderen haben gesagt, okay, jetzt hat sich die Lage in Syrien geändert.
00:20:09: Jetzt müssten wir auch mal wieder mehr Aufmerksamkeit darauf geben, dass die Syrer wieder eine Option haben,
00:20:14: um in ihre Heimat zurückzugehen, hat man ja schon gemerkt, wie sich das jetzt schon auf der aktuellen Agenda angepasst hat,
00:20:20: auch zwischen den Parteien.
00:20:21: Und was auch sehr interessant war am Wochenende ja auch Notre Dame Eröffnung,
00:20:26: dass man auch irgendein politisch interpretieren, warum war unser Bundeskanzler eigentlich nicht da.
00:20:31: Also ich erinnere mich noch sehr stark, sie sind ja zu jung, wir haben ja keine Vorstellung davon,
00:20:36: das gab mal die Zafiätunion und dann gab es die Bekreppnis-Depromanie der 80er Jahre,
00:20:43: Preschenev, Czernenko und Abranov Kanalumervia genau hieß,
00:20:49: auf jeden Fall drei Intenarinder, die starben von Al-Zorbjörd Führer und dann haben vor allem Kolenhonnecker sich dort sehr intensiv ausgetauscht.
00:20:59: Aber Rande dieser Bekreppnisse, das wird sehr international genutzt,
00:21:04: um eben informelle Gespräche zu führen, ohne das lange vorzubereiten,
00:21:10: aber die zeitlichen Nischen zu nutzen, um sich einfach auszutauschen.
00:21:14: Das war für die deutsch-deutsche Themen fundamental und vieles, was sich danach in den 80er Jahren entwickelt hat, hätte sich so auch nicht entwickelt.
00:21:22: Und das habe ich mal in den Bildern gesehen am Wochenende,
00:21:26: Trump erstmals wieder in neuer Rolle, schon als Unterstellter, designierter, Präsident tauchte wieder in Europa auf.
00:21:35: Mit Gerber Krabatte?
00:21:37: Ja, mit Gerber Krabatte im blauen Anzug, also ukrainische Farben, das ist ja alles nie zufällig.
00:21:43: Und wenn er wie umarmt und spricht, da hätte man sich wirklich gewünscht, dass nicht nur der Bundespräsident da ist,
00:21:50: man auch der Kanzler und in den vielen Gesprächen, man mit Selenski und anderen, mit den polnischen Präsidenten,
00:21:58: vielleicht das eine oder andere informell vorgeklärt hätte, was jetzt ansteht.
00:22:03: Das kann man nicht ganz verstehen, warum diese Eröffnungssdiplomatie man aus Sicht der Bundesregierung nicht genutzt hat,
00:22:10: vielleicht aus falschem Verständnis, aber die groß internationalen, bilateralen Themen, die mit Frankreich auch zu vereinbaren waren, sind von der Ampel auch nicht wirklich ausgegangen.
00:22:20: Ich habe dazu zwei Lesarten gelesen.
00:22:23: Die eine war, dass Scholz nicht da war, weil das ein offizieller Empfang war, der quasi Aufgabe des Bundespräsidenten wäre,
00:22:30: also ein offizieller Termin, weil es mehr repräsentative Zwecke hätte.
00:22:34: Die zweite Lesart war, dass Macron, der ja jetzt nicht zum engsten Freund des Kreis von Olaf Scholz gehört,
00:22:40: ihn dort bewusst außen vorlassen wollte und auch deshalb nicht eingeladen hat, weil er sich dich schonig stehen wollte für eben diesen
00:22:47: öffentlichkeitswirksamen Dreijagipfel mit Selenski und Trump.
00:22:51: Ja, kann beide stimmen, vielleicht.
00:22:54: Aber unternstrich, unglücklich für Scholz.
00:22:56: Gar so keine Zeichen der Stärke.
00:22:58: Nein, genau, unglücklich auch für uns als Bürger.
00:23:01: Wir wirtschnus, das ja.
00:23:02: Die müssen permanent in ein Gespräch inbrichtet, diese Interdependenz herausarbeiten, dass man merkt, keines der Probleme ist national
00:23:10: löstbar, sondern nur mit anderen zusammen und in der Gesprächsszenerie umgeben von den Beratenden ergeben sich Lösungen plötzlich,
00:23:18: die man gemeinsam angeht.
00:23:19: Und das Wochenende hatte so kraftvoll durch der Syrien einen einen einen fast schon friedenspolitischen Touch bekommen,
00:23:28: dass man sich so auch Handlungskorridor, Möglichkeitenräume eröffnet, allein durch Präsenz.
00:23:35: So was würde ich niemals unterschätzen in der internationalen Diplomatie.
00:23:39: Und es hat eben unmittelbare Auswirkungen auf die kommende Wahl, weil damit Themen geprägt werden, die viele Bürger drücken,
00:23:47: bedrängen, die Angst haben vor Tlickszenarien, die sich rückziehen, unabhängig von Krisen vielleicht agieren wollen und sich erhoffen,
00:23:57: dass Politik die Krisen von ihnen ferne.
00:24:00: Und deswegen freuen wir uns darüber, wenn unsere Akteure internationaler unterwegs sind.
00:24:04: Vielen Dank, Herr Korte, auch heute wieder für diesen für mich erkenntnisreichen Podcast.
00:24:10: Wir haben uns im Vorfeld zu zweit überlegt und richten uns jetzt an Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, wenn Sie mal ein Thema haben, was Sie in unserem Podcast besprochen haben wollen oder
00:24:19: vielleicht auch Fragen, die Sie vornehmlich an Herrn Korte stellen wollen, können Sie das gerne tun?
00:24:24: Schreiben Sie mir eine E-Mail, dennis.ringt@vrm.de und wir werden das dann nach und nach immer mal in diesen Podcast einfließen lassen.
00:24:32: Deswegen ein, zwei, Herr Korte, vielen Dank.
00:24:34: Ich bin gespannt, welche Fragen kommen und natürlich auch welche Vorlesungen, weil Ihnen diese Woche noch auf dem Programm stehen.
00:24:40: Genau, Vorlesungen, Lehrveranstaltungen und Prüfungen, also das klassische Arbeiten an Universitäten, sofern nichts Außergewöhnliches,
00:24:51: was diese Woche in Duisburg essen dazu ansteht, aber bei den Fragen Sie natürlich für Sie supergut, ist klar, wenn Sie selbst keine Fragen haben,
00:24:58: nutzen Sie die Fragen der Hörerinnen und Hörer.
00:25:00: Das habe ich schon mich gewundert, dass Sie das erst jetzt in der ich habe zwölften Folge erst vorschlagen, aber immerhin Sie sind noch selbst draufgekommen.
00:25:09: Die zwölfte Folge ist es in der Tat so, dass es ein beliebtes Behälfsmittel ist, aber natürlich will einfach nur ich nicht in den Genuss Ihrer Einschätzung kommen,
00:25:17: sondern auch unsere zahlreichen Hörerinnen und Hörer und vielleicht ist da ja auch die eine oder andere Frage dabei, die Ihnen ähnliche Schweißperlen auf die Stirn bringt,
00:25:24: wie Sie es bei Ihren Studierenden hinbekommen, wenn ich höre, dass diese Woche Prüfungswoche ist.
00:25:29: Ja, das hält sich in Grenzen, glaube ich, mit den Angstszenarien.
00:25:33: Ich arbeite ja nicht wie ein Chefrelektor, der praktisch wie das Haus läuft und alle Pipern, sondern ich habe ja einen moderierten, integrativen Ansatz.
00:25:41: Ich auch, Herr Korte, da können meine Mitarbeiterin hier ein Lied von singt, wie moderierend und integriert ich bin.
00:25:46: Ich bedanke mich für diese Woche für den Podcast und wünsche Ihnen eine schöne Woche bis Montag wieder.
00:25:52: Ja, danke, ciao.
00:25:53: "Korte und Ring" ist ein Podcast der VRM.
00:25:59: Von allgemeiner Zeitung Wiesbadener Kurier, Darmstädter Echo und Mittelhessen.de Redaktion Dennis Ring, Produktion Mike Dornhöfer.
00:26:10: Habt Ihr Themenwünsche, Feedback, Anregung oder Kritik, dann schreibt uns über Social Media oder per Mail an audio@vrm.de.
00:26:25: [Musik]
Neuer Kommentar