Folge 20: Wahlkampf-Check – Über große Themen und blinde Flecken
Shownotes
Kurz vor der Bundestagswahl ziehen Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte und VRM-Chefredakteur Dennis Rink eine Bilanz: Worüber wurde gestritten – und welche Themen kamen zu kurz?
Zu Beginn des Wahlkampfs dominierten Inflation und Wohnungsnot die Debatten. Doch nach den innerdeutschen Anschlägen verschob sich der Fokus – Migration, Abschiebung und das umstrittene AfD-Signal der CDU bestimmten plötzlich die Agenda. „Davon war nach dem Ampel-Aus nicht auszugehen“, analysiert Korte. Echte Lösungen fehlten, da sind sich Politikwissenschaftler und Chefredakteur einig. "Auch die Wahlprogramme sind nicht so innovativ, es war fast ein Vermeidungswahlkampf im Hinblick auf besondere Ideen", kritisiert der Politikwissenschaftler aus Worms.
Korte und Rink fragen sich deshalb: Haben die Parteien eine Chance vertan, den Bürgern zu zeigen, dass sie sich um ihre wahren Probleme kümmern? Und wer konnte im „Wettbewerb der Unpopulären“ den besten Eindruck hinterlassen?
Eine Folge über verschobene Prioritäten, ausgebliebene Ideen – und die Frage, ob dieser Wahlkampf wirklich die Weichen für die Zukunft gestellt hat.
Ein Angebot der VRM.
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00:00:00: Korte und Ring. Politik, die bewegt.
00:00:07: Nicht mal mehr eine Woche bis zur Bundestagswahl am 23. Februar, deswegen ist es höchste Zeit für
00:00:17: einen unserer VWM-Podcasts Korte und Ring. Mein Name ist immer noch Dennis Ring und auch heute
00:00:23: darf ich wieder mit dem renommiertesten, charmantesten, fachlich besten Politikwissenschaftler
00:00:30: Deutschlands Professor Dr. Karl Rudolf Korte sprechen. Hallo Herr Korte. Ja, Herr Ring, so großartig
00:00:37: wurde ich noch nie angekündigt. Haben Sie schlechtes Gewissen oder? Nein, ich komme da jetzt noch mal zu.
00:00:42: Ich brauche gleich Ihre Unterstützung, deswegen musste ich mich ein bisschen einschleimen.
00:00:45: Okay, weil nochmal, starten Sie sehr, sehr schlicht und vielleicht auch mit so einem pessimistischen
00:00:53: Grundton. Ja, aber wie gesagt, ich habe großes Vorhahn, da bräuchte ich jetzt zumindest kurz
00:00:58: Zeit ihre Unterstützung, und zwar habe ich auf der Sache mit dem Hocker nochmal nachgedacht
00:01:02: aus der vergangenen Woche und stehe jetzt kurz vor der Markteinführung. Es geht jetzt nur noch
00:01:08: um den Namen und da bräuchte ich ihre Freigabe. Wenn es um einen Hocker für Herrn Korte geht,
00:01:14: würde ich den gerne Horte nennen. Ja. Ich wollte das jetzt aber nicht über Sie hinwegtun, weil
00:01:22: der wird da quasi mit Ihnen verbunden und mit Ihrem Emblem dann weltweit eingeführt und natürlich
00:01:27: kommt Ihnen auch ein Exemplar zu. Ja, das ist keine schlechte Idee, solange weltweit so schlechte
00:01:34: Podien sind, so schlechte Stehpulte sind, die nicht mobil sind, die man nicht rauf runter verschieben
00:01:41: kann oder verändern kann. Da ist es natürlich wichtig und angemessen. Immer die richtige Größenordnung,
00:01:46: die Proportionen müssen stimmen, sonst kann ja niemand zuhören. So, dann kann ich mich jetzt
00:01:49: auch aufhören einzuschleimen, weil wir haben quasi das Go für den Horte. Ja, vielen Dank Herr Korte.
00:01:55: Ja, bei Ihrer Überlänge müssen sich ja solche Gedanken nicht machen. Nee, ich müsste mich eher
00:02:00: kürzen, also inhaltlich und körperlich das stimmt. Ja, aber es kann auch Nachteile haben,
00:02:05: und wir haben TV-Duell gesehen, in einer von anderen runtergeguckt, das ist nicht nur von Vorteil
00:02:09: für den, der runterguckt. Das wirkt ja doch ein bisschen arrogant. Kann das sein auch von der
00:02:14: Höhe her, dass sie vom Lerchenberg auch ein bisschen arrogant an wirken? Also Ihnen Herr Korte,
00:02:19: drehe ich immer sehr demütig entgegen vor dem Hintergrund dessen, weil ich meine,
00:02:23: einschätzen zu können, was Sie alles wissen, das flüht mit Respekt ein. Okay, dann lasse ich das für
00:02:29: heute mal gelten und ziehe diese Irrtumswahrscheinlichkeit dann auch zurück, die ja auch manchmal mit Ihnen
00:02:36: verbunden ist. Jetzt, wo wir das Geschäftliche geklärt haben, kommen wir zum Inhaltlichen,
00:02:40: und zwar sprechen wir uns Herr Korte heute in diesem Podcast das letzte Mal vor dem 23. Februar.
00:02:46: Das heißt, es ist Zeit für einen Zwischenfazit, ist ein bisschen dafür, es ist schon sehr spät,
00:02:51: aber für ein erstes Fazit dieses Wahlkampf. Was haben wir denn die letzten Wochen aus Ihrer Sicht
00:02:57: für einen Wahlkampf erlebt und der sehr besonderen Voraussetzungen, aber vielleicht auch,
00:03:02: wenn man es vergleichen kann im Hinblick auch auf andere Wahlkämpfe? Die Tatsache hat einen sehr
00:03:06: schönen Flyer, da heißt es, die echten Probleme lassen sich nicht abschieben. Das trifft es ganz
00:03:14: gut. Ein Wahlkampf, der sich so verdichtet hat auf das Abschieben, auf das Migrationsthema,
00:03:20: auf die innere Sicherheit. Davon war vor Monaten nicht auszugehen, weil der Grundduktus war natürlich
00:03:28: die Unzufriedenheit in Alltagsfragen, was Finanz- und Wirtschaft anbelangt,
00:03:35: Inflationsängste, solche Punkte. Also wie kann ich günstiger Tanken mieten, einkaufen? Das hat
00:03:43: auch im Kontext des amerikanischen Wahlkampfs sehr stark hier dominiert bei der Wahrnehmung
00:03:50: der Bürger über das, was Politik auch leisten soll. Und das hat sich doch durch diese Attentate
00:03:56: sehr deutlich und sehr massiv verschoben und dann nochmal zugespitzt durch diese parlamentarische
00:04:04: Wollte erstmals für eine konservative Partei sehenden Auges absichtsvoll mit der AfD eine Mehrheit
00:04:11: hinzubekommen. Das hat nochmal ein, es war wie so ein Signalereignis, auf das wir uns sehr lange
00:04:19: in der Zeit immer weiter auch beziehen werden, sodass dieser Wahlkampf zu diesem Thema plötzlich
00:04:26: stattfand oder deutlicher überwochen und andererseits Umfragen, die auf das Persönliche gegangen
00:04:34: sind und danach gefragt haben, was die Leute persönlich betrifft, immer wieder bei Wirtschafts-
00:04:38: und Finanzfragen auch durchaus auch bei Frieden und Sicherheit angekommen sind. Also das ist nicht
00:04:44: identisch gewesen, das was die Parteien am Ende vorgestellt haben und das was die Bürger wirklich
00:04:50: im Kern beschäftigt. Sie haben es angesprochen, es war ja also logischerweise durch die oder
00:04:55: traurigerweise durch die Attentate war das Thema Asylpolitik vordergründig, wobei wir da ja auch
00:05:02: häufig nur über das Thema Abschieben gesprochen haben, also selten über Integration, sondern
00:05:08: meistens über Ausweisungen und über die Möglichkeit von Grenzschutz. Was wir aus Umfragen wissen,
00:05:15: so ein bisschen auf dieses Thema in der Sicherheit einspielt, aber jetzt nicht ganz dieses Thema abdeckt,
00:05:20: haben die Politiker in diesem Wahlkampf eine Chance vertan, auch schon bei der
00:05:26: Themensetzung neben diesem aktuell Getriebenen zu zeigen, dass sie sich mit den wahren Problemen
00:05:32: der Leute beschäftigen wollen oder hatten sie gar keine andere Chance, weil die Aktualität sie
00:05:36: dorthin getränkt hat. Doch die Chance wäre da gewesen, das Thema auch anders zu frameen und
00:05:44: diese Chance haben die meisten Parteien nicht genutzt. Das was eigentlich fehlt sind Zukunftsthemen,
00:05:50: die über den Tag hinaus verweisen. Mit ganz großer Wucht ist ja das auf der Münchern Sicherheitskonferenz
00:05:56: jetzt nochmal allen klar geworden, welche Zukunftsthemen fundamentalster Art anstehen, bei der
00:06:01: wir, wenn wir nicht aufpassen, eben nur Zuschauer sind und wie wir uns geradezu von
00:06:07: faschistischen Regimen in Moskau und in Washington gleichermaßen umstellt sehen. Das ist ja unschal
00:06:13: länger so bewusst, aber mit dieser Massivität ist es deutlich geworden und welche Antwort haben
00:06:18: wir jetzt als Europäer darauf? Also wie europäisch hätte dieser Wahlkampf eigentlich sein müssen,
00:06:22: um eine europäische Antwort zu finden auf das, was sich weltweit tut und da fehlt Zukunft.
00:06:31: Das Thema Zukunft in vieler Hinsicht ist ausgespart worden. Wir haben auch keine drei
00:06:36: originellen großen Ideen wie jetzt Aufschwung, Wachstum zu organisieren. Eigentlich sind es
00:06:42: Ladenhüter an Themen, die rausgeholt worden sind. Ich bin kein Ökonomen, kein Experte, aber ich habe
00:06:49: das sofort verstanden, aus welcher Zeit diese Vorschläge kamen. Das waren alles Vorschläge,
00:06:56: die schon mal da waren und das finde ich enttäuscht. Also die Wählerinnen und Wähler sind
00:07:01: eigentlich unterfordert worden durch das, was in diesem Wahlkampf eine Rolle gespielt hat.
00:07:06: Wir hatten ja also, ich sehe es ähnlich, weil ich auch fand, dass es nicht auch beim TV-Duell,
00:07:11: worüber wir letzte Woche gesprochen haben, war natürlich die Thebensetzung auch im Prinzip
00:07:14: diese zwei Blocke Asyl beziehungsweise Migrationspolitik und Wirtschaft, aber Wirtschaft auch immer
00:07:21: auf so einer Metaebene, die jetzt auch keine detaillierten Konzepte irgendwie zuließ. Und wir
00:07:28: haben ja tatsächlich mal bei der VWM in der vergangenen Woche versucht den Spieß umzutreten
00:07:32: und haben diesen Bürgergipfel veranstaltet, wo tatsächlich wir Experten eingeladen haben,
00:07:37: zu aus unserer Sicht drängenden Themen auch des Alltags, die mit den Bürgern darüber mal
00:07:42: gesprochen haben, vor allen Dingen auch, wie Lösungen aussehen konnten. Und da hatten wir eine
00:07:46: Geschäftsführerin der Kreisklinik Großgerau da, weil wir gesagt haben, das Thema Gesundheitswesen
00:07:51: ist etwas, worauf auch die Politik in Zukunft Antworten liefern müsste und was in diesem
00:07:56: Wahlkampf ähnlich wie zum Beispiel Klimapolitik oder auch Rente finde ich, überhaupt nicht
00:08:01: aufgepoppt ist. Und was diese Frau aus dem Gesundheitswesen geschildert hat, ließ sich
00:08:06: zusammenfassen, in dem Satz ist implodiert. Und das war für mich auch ein Fingerzeig
00:08:12: darauf, wo ich gesagt habe, da hängt sehr viel dran, genauso wie Fragen unseres zukünftigen
00:08:16: Lebens, wie sie es auch angesprochen haben, wirtschaftlicher Natur, Wohlstandssicherung,
00:08:20: wie kann das alles funktionieren. Das ging ja völlig unter.
00:08:23: Ja, wir wissen eben, wie der Zusammenhang ist zwischen dieser Einstellung und der Alltagserfahrung,
00:08:29: dass vieles nicht funktioniert und der Zustimmung zur Demokratie. Denn wenn die keine Lösungen
00:08:35: mehr liefert, dann wird das Autoritäre auch weiter unterstützt, auch die Parteien, die
00:08:44: einfache Antworten liefern. Politik ist zu Lösungen verpflichtet, deswegen haben wir
00:08:49: dieses Modell. Da ist eben doch vieles durch die Ampel, ohne ein Konfliktregulierungmodell
00:08:56: nicht mehr übersetzbar gewesen. Und das ist aber zentral, wenn es darum geht, nicht
00:09:02: nur wachstum auszulösen, sondern auch Probleme ins Zentrum zurück, in die man dann auch lösen
00:09:10: kann, wenn man unterschiedliche Interessen in einem Kabinettsmodell versucht, gemeinsam
00:09:17: zu erarbeiten und dann mit parlamentarischer Mehrheit auch durchzusetzen. Also, dass die
00:09:21: Lösungsaufgabe, die Lösungsfunktion, die hängt unmittelbar auch mit Demokratie zu
00:09:26: Friedenheit zusammen. Wobei ich jetzt auch provokant, also nicht
00:09:30: an sie nachfragen würde, sondern Politiker fragen würde, ob sie tatsächlich in dem
00:09:34: einen oder anderen Bereich tatsächlich auch eine Lösung hätten, nur eben im Wahlkampf
00:09:37: nicht über sie gesprochen haben oder ob sie einfach auch relativ blank sind, was eine
00:09:41: Lösung angeht.
00:09:42: Es gibt schon die eine oder andere Idee, die Sie aber nicht wirklich dann durchgesetzt
00:09:45: hat. Die Wahlprogramme sind nicht so innovativ in einer komplexen Gesellschaft, sie so zu
00:09:51: übersetzen, dass man daraus vielleicht etwas ex-fibrintelles, kreatives ableiten könnte,
00:09:55: dass es nicht erkennbar gewesen. Es war fast ein Vermeidungswahlkampf, im Blick auf
00:10:02: besondere Ideen und insofern in dem einen oder anderen Akzent schon ein vergleichbarer
00:10:09: Wahlkampf zu anderen. Der größte Unterschied zu anderen Wahlkämpfen ist, dass wir eben
00:10:14: die Konstanz, über da haben wir schon häufig drüber gesprochen, die Konstanz in Umfrage-Daten
00:10:19: haben, einen Jahrlagen, praktisch wie im Pack-IS liegen die Daten unverändert, als
00:10:25: wenn es ein entkoppeltes System mehr zwischen dem, was sich so alltäglich tut und dem, was
00:10:32: Menschen antworten im Hinblick auf die Wahlprognosen werden. Es stimmt, 2005 war der größte
00:10:39: Ürtum bei Bundestagswahlen, in den letzten Jahrzehnten, die Ürtum der Demos-Kopen,
00:10:46: fast 10 Prozent im Hinblick auf die Unionswerte waren da falsch prognostiziert. Bin gespannt.
00:10:53: Ich wollte gerade nachfragen, das haben Sie letzte Woche auch schon mal angedeutet, dass
00:10:57: es irgendwie ein Delta gibt zwischen diesen festgefahrenen Umfragewerden und dem, was
00:11:02: man so fühlt beziehungsweise sich vielleicht logisch erschließen müsste, dass dann ein
00:11:06: bisschen der Bewegung eigentlich drin sein muss. Hat sich an diesem Grundgefühl, dass
00:11:11: wir dann eine Überraschung in einer Woche erleben könnten, etwas geändert?
00:11:14: Nein, hat sich nicht dran geändert und das ist auch der Unterschied zu anderen Wahlkämpfen.
00:11:18: Wir haben andere Themen, das ist richtig oder Vermeidung, im Sinne auch einer asymmetrischen
00:11:26: Demobilisierung, wie das die Union über viele Jahre mit Märkten gemacht hat, um bloß
00:11:30: nicht irgendwie zu mobilisieren, weil man dann eine Polarisierung und gegen Polarisierung
00:11:36: und gegen Mobilisierung auslöst, lieber die Ideen der anderen gut finden. Das hat
00:11:41: ja doch häufig auch Merkel zum Sieg geholfen, aber parallel gab es natürlich Parteien,
00:11:49: die aufgeholt haben, die daraus auch die eigene Erzählung gerade zu kreiert haben, dass
00:11:55: sie super sind im Aufholen, je nachdem wie Stichtag man nimmt, holt man immer auf oder
00:12:01: verliert, aber diese Form von Bewegung ist ja diesmal überhaupt nicht zu erkennen. Natürlich
00:12:06: kann eine Querschiebung um ein Prozentpunkt am Ende dazu führen, ins Parlament zu kommen
00:12:11: und damit die Regierungsbildung zu verändern, das ist klar. Und wenn überhaupt so seit zwei
00:12:16: Wochen Veränderungen erkennbar sind, die sich vielleicht stabilisieren, dann bei den Linken,
00:12:22: die doch aussichtsreicher im Moment aussieht, reinzukommen, aber wenn wir von kleinen Parteien
00:12:27: mit ein bis zwei Prozent bei großen Betreifen bis vier Prozent so ein Fehlerkorridor sehen,
00:12:32: dann besagt das nach wie vor nicht viel, sondern fundamental gibt es keine Veränderung, sondern
00:12:39: die Proportionen sind gleich, die Größenordnung sind gleich, der Abstand ist gleich, das
00:12:44: habe ich noch nicht erlebt bei Wahlkampfumfragen um zwar über zwölf Monate, sodass man sagen
00:12:51: kann, egal wie der Wahlkampf offenbar gelaufen ist, welche große Ereignisse es gab, der
00:12:56: Wahlkampf hat diesmal offenbar nichts verändert, normalerweise verändern Wahlkämpfe durchaus
00:13:01: etwas in der Wählermeinung. Dann lassen Sie uns doch mal kurz auf
00:13:05: das Spitzenpersonal blicken und zwar in alphabetischer Reihenfolge angefangen, also mit dem Nachnamen
00:13:11: kommt bei mir nach meinen alphabetischen Kenntnissen Robert Haarbeck zuerst. Wie haben Sie ihn im
00:13:17: Wahlkampf wahrgenommen? Ganz stark gestartet. Mit einem Parteitag in Wiesbaden, der absolute
00:13:26: Zukunft gerichtet war, kein Rückblick auf die Ampel, keine Hinweise, dass man daran
00:13:31: beteiligt war, sondern die Chancen, die Möglichkeiten, die man sieht, um etwas zu verändern in diesem
00:13:36: Land und diese Merkel-Lücke zu besetzen, eine progressive Mitte, eine linke Mitte, die
00:13:43: offenbar mit Themen da uns Angebote zuzumachen, auch mit dem originellen, diesem Küchenwahlkampf
00:13:51: mal etwas anderes zu inszenieren. Das hat auch über einige Wochen durchaus offensiv
00:13:58: geradezu verfangen. Man war neugierig, die Grünen wirken total mit Haarbeck befreit aus der
00:14:04: Umklammerung der Ampel. Das gab unheimlich viel Rückenwende. Dann gab es aber diese, die Hinweise dann
00:14:11: ein bisschen verstolpert, ob es mit Haarbeck auch Sozialabgabenpflicht gibt für Kapitalerträge.
00:14:22: Das war schwierig von der Sache her. Absolut begründet passt auch zur ambitionierten Politikvorstellung
00:14:30: der Grünen, aber es war überhaupt nicht übersetzt in eine Geschichte, es war nicht übersetzt in Zahlen.
00:14:36: Das war ein Herumgeeire. Man muss im Ende nicht, war das ein Testballon, ist das ernst gemeint,
00:14:42: aber welcher Größenordnung, das war wirklich nicht wirklich gut. Und dann ist bei dem Thema,
00:14:49: was dann überwölbend war, Migration und innere Sicherheit ja nicht die strahlende
00:14:56: Chefkompetenz, die den Grünen zugemessen und zugerechnet wird und in den letzten Tagen
00:15:01: dann auch noch der eine oder andere Punkt, den Haarbeck von seiner linken Front praktisch zurücknehmen musste
00:15:08: bei dem Punkteplan. Das wirkt dann nicht mehr so elegant und so geschlossen, sodass diese
00:15:15: vehemenz des Optimismus vom Anfang die Grünen auf der Strecke verloren haben.
00:15:20: Wenn ich jetzt den Wahlforscher zu einer prozentualen Größenordnung versuche,
00:15:24: wieder rauszukitzeln, wie stehen die Kanzlerschancen von Robert Haarbeck?
00:15:27: Die Stand am Anfang günstiger. Also meine Einschätzung vor Wochen war, dass die Grünen vor der
00:15:34: SPD liegen. Das sehe ich im Moment so nicht mehr. Die gehen ja Wochen zu Woche, ist der eine vorne
00:15:41: und dann der andere. Aber so von der Tendenz der Einschätzung. Wenn sie vor der SPD liegen und
00:15:48: viele kleine Parteien kommen rein, schließt sich nicht aus, dass eine Mehrheit auch machbar ist in
00:15:55: der Sammlung von drei, vier verschiedenen Parteien. An der zweiten Stelle im Kanzleralphabet kommt
00:16:00: irgendwie März. Über den habe ich ja schon ein paar mal gesprochen in den vergangenen Wochen,
00:16:04: aber so zusammenfassend. Zusammenfassend kann man sagen bis zu diesem besonderen Tag im Bundestag
00:16:14: oder eigentlich die Doppelung Mittwochs und Freitags. Ein doch in der Regel fast schon präsidial
00:16:21: auftretender, freundlicher, gewinnender Akteur. Sehr souverän. Die Programmatik eines neuen
00:16:32: konservativen Unionsverständnis vermittelt, damit auch in seinem Klientel gut auf Resonanz stößt.
00:16:38: Die Irritationen hängt in Inhalt und Form mit dieser Migrationsdebatte zusammen. Das war
00:16:48: irritieren, weil man jetzt nicht weiß, welcher März ist jetzt der, der am Ende zu wählen ist.
00:16:55: Ist es der, der präsidialer aufgetreten ist und der in seiner Sprache so geblieben ist, wie er immer
00:17:03: war. Also auch keinen Zweifel in einem Satz in irgendeiner Weise einzubauen, sondern schon eine
00:17:09: gradlinige, zackig Gradlinigkeit in der Sprache hat. Aber jetzt etwas anderes vorgestellt hat,
00:17:17: was wir ja aus dem Trampismus eigentlich kennen. Und das war das irritierende, also fünf Punkte nur
00:17:24: die keine Abweichung davon lässt, der gelten keine Kompromisskultur und die will am ersten
00:17:29: Tag übersetzen in richtigen Kompetenz aus dem Kanzleramt heraus. Das war sehr irritierend,
00:17:35: weil das aus der Form der Kanzlerdemokratie herausfällt, unabhängig vom Inhalt dann eine
00:17:40: palimatarische Mehrheit hinzubekommen, sehen den Auges mit der AfD. Also eine Imitationsstrategie
00:17:47: zu fahren, die der größte Fehler ist langfristig, die Konservative eingehen können im vergleichen
00:17:54: Parteien. Wettbewerb sehen wir das in Europa, dass man das vermeiden sollte, dass die Bastionen
00:18:00: um liberale offene Gesellschaft zu erhalten, vor allen Dingen dann erreicht wird, wenn die
00:18:04: Konservativen nicht versuchen, die Nationalautoritären in ihren
00:18:09: einer Weise zu imitieren. Kurzfristig hat er Erfolg damit gehabt, aber langfristig falls er diesen
00:18:16: Imitationsweg weiter beschreitet, wird das sehr problematisch werden können. Also sie haben wir
00:18:21: zwei Seiten eigentlich von ihm gesehen. Insofern ist das sehr interessant, dass er beides nach
00:18:27: wie vor offenbar im Gepäck hat. Wobei die zweite Seite, während ja diskutiert man ja häufiger
00:18:32: ich zumindest im Journalistenkreisen, ob wir in einer gewissen Blase unterwegs sind und auch nur
00:18:37: für diese Blase dann Bericht oder unsere Gedanken wegen, aber es gab ja eine gewisse Gruppe von Menschen,
00:18:42: auch Wissenschaftlern, die sich einig waren oder die sich die Frage gestellt haben,
00:18:46: kann man die mir jetzt noch trauen, was passiert, wenn er Kanzler ist und er doch dann Bündnisse
00:18:53: eingeht mit der AfD, aber wenn ich mir zu seine Zustimmungswerte angucke, hatte das sehr wenig
00:18:58: Auswirkungen, was dort passiert ist auf seinen Stellenwert in der Bevölkerung.
00:19:02: Die Werte haben sich nicht fundamental verändert, deswegen sage ich ja kurzfristig, kann man sagen,
00:19:08: ist das ein Erfolg. Das Thema hat jetzt nicht eingezahlt bei der AfD, die einfach nach oben
00:19:12: gegangen sind. Die Union hat dadurch nicht verloren, sie hat das Thema an sich gezogen in einer
00:19:19: geradezu aggressiven Weise, die auch die Alkanzlerin da nochmal in Szene gesetzt hat, geradezu,
00:19:28: die sich ja sonst zurückhält, insofern war das schon ein besonderes Signalereignis,
00:19:32: was viel verändert hat. Also kurzfristig kann man sagen, hat er leicht dadurch gepunktet,
00:19:39: aber wie das eben langfristig aussieht, das wird zu beobachten sein.
00:19:43: So, jetzt bin ich gespannt auf die Kanzlerschancen.
00:19:46: Ja, die Kanzlerschancen sind natürlich da, wenn nicht viele Kleinstparteien reinkommen,
00:19:52: dann können die anderen SPD oder Grüne versuchen, Mehrheiten hinzubekommen.
00:19:56: Die Wahrscheinlichkeit ist nicht hoch, die Wahrscheinlichkeit, dass März nach dem Modell
00:20:01: von Hessen auswählen kann, den Partner zwischen Grün und Rot, die sind da und die sind sehr,
00:20:09: sehr realistisch.
00:20:10: Deswegen fand ich dann seinen offenen Wahlkampf gegen die FDP vom Kalkül her nachvollziehbar,
00:20:17: aber dann ja doch sehr erstaunlich. Ähnlich kalkuliert und nachvollziehbar fand ich dann
00:20:21: Christa Lindner, der gesagt hat, er sieht sich als kommender Finanzminister in einer Deutschlandkoalition,
00:20:25: war nicht eigentlich auch im ersten Augenblick sehr lustig, im zweiten Augenblick natürlich
00:20:29: auch in der gewissen Logik folgend.
00:20:30: Wer ja aber wahrscheinlich dann ab dem 23. Februar keine geführende Rolle mehr spielt
00:20:35: beziehungsweise danach nach einer geschriebenen Koalition, ist ja Olaf Scholz.
00:20:39: Es sei denn, er bleibt Bundeskanzler, Herr Korte.
00:20:42: Ja, wenn er die Grünen an sich bindet, wenn die Grünen weniger haben als die SPD, wenn
00:20:50: die PSW reinkommt, wenn die Linke reinkommt und das nicht vorstellbare vorstellbar wird,
00:20:56: dass er daraus versucht eine Mehrheit zu kreieren, kann ich mir innerlich auch personell überhaupt
00:21:02: nicht vorstellen, aber es wäre ein Rechenmodell.
00:21:04: Wahrscheinlichkeit ist nicht hoch.
00:21:06: Er ist das Gesicht der Ampel der Bundeskanzler und die Mehrzahl ist mit der Ampel extrem
00:21:12: unzufrieden.
00:21:13: Mit allen Kanzlerkandidaten sind die Leute nicht wirklich zufrieden.
00:21:17: Es ist ein wettbewerbter Unbequem und der unpopulären, der nicht populären.
00:21:21: Alle haben Minuswerte, die einzigen positiven Werte seit zwei, drei Wochen konstant haben,
00:21:27: also Pistorie ist sowieso aber auch Wüst.
00:21:28: Die anderen haben alle Minuswerte.
00:21:30: Ja, und er wird eben als derjenige Kurzzeitkanzler vermutlich in die Geschichte eingehen, ebenso
00:21:38: wie Kiesinger.
00:21:39: Der einzige Kanzler ist der nochmal angetretenes und nicht wiedergewählt wurde.
00:21:43: Das ist ein Schicksal, was ihn ereignet, was in der Demokratiegeschichte durchaus vorgesehen
00:21:49: ist, aber natürlich für den Einzelnen nicht sehr schön ist.
00:21:53: Aber klar, irgendwo haben wir unsere Vorstellung als Wähler von der Ampel gebildet und die
00:21:59: ist mit diesem Gesicht, mit diesem Kanzler verbunden, dass er es nicht geschafft hat,
00:22:04: diese drei Partner so zusammenzuhalten, unabhängig von dem, was er vorhatte.
00:22:07: Die Wahrscheinlichkeit ist eben, dass die Post die Post Scholzzeiten um 18.01. beginnen
00:22:15: da und das ist ja das Interessante am Wahllabend, wenn wir sagen, wir haben so festgezurte Umfragedaten
00:22:22: und wir gehen alle davon aus, dass März plus X, also Großpartei plus Kleinpartei, gleich
00:22:28: Mehrheit, also das Handlungsstabile Modell, was die Deutschen am meisten lieben.
00:22:34: Wie gesagt, wenn die Umfrage nicht alle irren, ist die Wahrscheinlichkeit ja so gegeben.
00:22:40: Dann ist die Frage eben, wer ergreift um 18.01.
00:22:43: Welche Wortwahl?
00:22:45: Ich bin so viel Jahrzehnte bei den Wahlen dabei, ich bilde mir mal ein, dass ich sehen kann,
00:22:50: welche Koalition entstehen, wie die Körpersprache der Leute ist, die erstmals in so einem Zett
00:22:55: an dem Studio zusammen treffen, wie freundlich, wie nah, wie vertraut, das kann man ganz
00:23:03: gut schon ablesen.
00:23:05: Dann kommt es um an, was man so ab Nachmittagsansprachregelungen in der Partei gefunden hat, wer noch
00:23:10: mit wem auf welches Foto will, mit Verlierern will niemand mehr auf dem Foto.
00:23:14: Ich prognostiziere, dass ab 18.01. sollte Scholz nicht eine Mehrheit hinbekommen, niemand
00:23:20: mehr auf dem Foto will mit Scholz.
00:23:22: Noch nicht mal Frau Esken, könnten sich doch zwei Verlierer dann zusammen tun.
00:23:27: Nein, aber ich habe da schlimme Szenen gesehen, auch von Nallore Kraft beispielsweise in
00:23:35: NRW, die verlor und die dann am Ende mit ihrer Entourage aus dem Hinterausgang daraus
00:23:40: ging, aus dem Landtag, das war nicht schön zu sehen.
00:23:44: Merkel auch bevor schröder sie in dieser Elefantenrunde, der Berlinerrunde so disavuierte,
00:23:52: dass sich alle um Merkel schaden, um sie am Ende zu schützen, aber vorher wollte im
00:23:56: Adenhaus auch niemand mehr neben ihr sitzen und auf ein Foto war, als sie die Wahlverliererin
00:24:01: war.
00:24:02: Das ist sehr interessant, kann man ganz viel beobachten, aber ich finde es interessant
00:24:06: zu sehen, ob wie stark dann der Parteivorsitzende Klingbeil wird, wie stark der extremst populäre
00:24:14: Verteidigungsminister Pistorius dann wird.
00:24:18: Das wird man sehen, also wie die Post-Scholz-Akteure sind.
00:24:23: Ich habe mir nochmal angeguckt, in der Merkel-Biografie kann man ganz gut sehen, auch wie sie es damals
00:24:30: geschafft hat, Merkel an die Außenlinie zu bringen.
00:24:34: Es war eben auch vor der Wahl die Abstimmung mit dem Kanzlerkandidaten Stäuber, war
00:24:43: einem Frühstück in Wolfrathshausen 2002, als Stäuber eben Kanzlerkandidat war.
00:24:49: Sie hat ihm bei diesem Frühstück angeboten, dass sie verzichtet und Stäuber in die Fortrück
00:24:56: gelassen.
00:24:57: Sie hat dann mit der CDU den CSU-Wahlkampf sehr stark und klar unterstützt und hat dann
00:25:03: einen Tag, kann man lesen, vor der Wahl, sich nochmal in der Bayerischen Staatskanzlei mit
00:25:10: Stäuber zusammengesetzt und der hat in großer Dankbarkeit das auch nochmal so wahrgenommen,
00:25:15: dass sie CDU ihn sehr unterstützt hat.
00:25:18: Sie hat dann vereinbart, dass doch die CDU-Vorsitzenden, egal wie die Wahl nun am nächsten Tag ausgeht,
00:25:24: nicht sich in die Kabinettsdisziplin einbinden lassen sollte.
00:25:27: Das wäre für die Machterrhythmätik nicht gut.
00:25:29: Interessant, wenn man das auf die heutige Zeit vergleicht.
00:25:32: Auch der jetzige Bayerische Ministerin wird sich in ein Kabinett nicht einbinden lassen,
00:25:37: sondern setzt auf die Koalitionsgespräche und setzt darauf, in den Runden des Koalitionsausschusses
00:25:43: als Parteivorsitzender zu dominieren.
00:25:45: Und bei dieser Gelegenheit einen Tag, also vor der Wahl, hat sie eben mit dem Bayerischen
00:25:50: Ministerpräsidenten und dem Kanzlerkandidaten der CSU vereinbart, dass sie auch Fraktionsvorsitzender,
00:25:56: also der Parteivorsitz, CDU und Fraktionsvorsitz in eine Hand.
00:26:00: Er war so dankbar, dass sie ihn so gut unterstützt hat, dass er sofort eingewilligt hat und dann
00:26:06: haben beide Parteivorsitzende praktisch dann sich entschieden, den Fraktionsvorsitz an Merkel
00:26:12: oder sich selbst entschieden zu geben.
00:26:13: Und sie schreibt an einer Stelle dann, aber es gab ein Problem mit März und zwar vom
00:26:19: Beginn an, wir wollten beide Chef werden.
00:26:21: Das schreibt sie in ihrem Buch.
00:26:22: Sehr schöne Formulierung.
00:26:25: Also da sieht es Ähnlichkeit.
00:26:26: Mein Punkt ist zu sagen, jetzt fallen die Entscheidungen, wer danach eine Rolle spielt.
00:26:32: Es wäre naiv davon auszugehen, dass sich das Tage danach zeigt.
00:26:35: Jetzt laufen sich viele war, die bereits ahnen, wie es ausgeht, um dann eine besondere
00:26:42: Startposition zu haben.
00:26:43: Ich erinnere an die besondere Formulierung von Steinmeier damals noch mal, der eben
00:26:47: sagte, ich habe der nehme die Verantwortung für das schlechte Wahlergebnis und gehe deshalb
00:26:51: in den Fraktionsvorsitz und hat damit seine Position beschrieben, die ihm dann niemand
00:26:56: mehr streitig gemacht hat.
00:26:58: Das heißt, dass im Prinzip kann ich mir das so vorstellen, als sind da verschiedene
00:27:02: Szenarien vorbereitet in der Schublade und die Politiker oder die das in Frage kommende
00:27:07: Spitzenpersonal ist so gepreift, dass die dann Atoxich für Variante ABC entscheiden können
00:27:15: und wissen, wie sie dann rausgehen, weil alles, was sie ja so um diese Berliner Runde beschreiben,
00:27:21: das sind ja tatsächlich sehr entscheidende Minuten und erste Stunden nach 18 Uhr, weil
00:27:26: da wird ja tatsächlich ein falsches Wort, ein falscher Satz, kann da ja jedem zum Verhängnis
00:27:31: werden.
00:27:32: Ja, und auch die Bilder, spielen da wohl, wie tut man auf.
00:27:35: Ich finde auch interessant, es gab ja über fast zehn Jahre auch bei den Landtagswahlen
00:27:42: immer die Bilder mit den Partnerinnen oder Partnern zusammen.
00:27:45: Das ist völlig weg.
00:27:46: Es war früher nicht der Fall und danach auch nie mehr.
00:27:48: Die sind doch fast immer alleine mittlerweile, auch mit wem man dann auf die Bühne geht.
00:27:52: Daraus kann man dann auch was ableiten.
00:27:57: Aber die Machtkonstellation ab 18 Uhr sind eben anderer als vor 18 Uhr, nicht nur in
00:28:02: den Mehrheitsverhältnissen, sondern auch in der Machtarhythmetik der antretenden Parteien
00:28:07: und zwar fundamental anders.
00:28:09: Und da kann es das Lage geschick, einzelne Akteure sein, daraus jetzt was zu machen, etwas
00:28:14: zu gestalten, neue Macht zu generieren oder eben auch Versagen in dem Moment.
00:28:20: Nicht alles ist im Vorfeld geplant, aber da sind viele Emissiere, die herumreisen in
00:28:26: den Bundesländern auch ganz sicher für alle Parteien und versuchen schon Leute aus den
00:28:31: Landesverbänden auch auf ihre Seite zu bekommen.
00:28:33: Das ist das Interessante, was man im Vorfeld weiß.
00:28:37: Wie stark wird Habeck am Ende unterstützt von den Landesverbänden in der Möglichkeit
00:28:45: in eine Regierung einzutreten oder eine Oppositionsrolle heranzunehmen, also in Koalitionsverhandlungen
00:28:50: einzutreten, falls ihm die Option zuwächst oder nicht.
00:28:54: Das ist ja alles nicht entschieden.
00:28:56: Also wen kriegt der im Vorfeld schon auf seine Seite?
00:28:59: Da wird er sich ja jetzt darum bemühen, dass es nicht eine Sache, die erst Montags beginnt.
00:29:03: Und Sie mitten drinnen im Sonntag-Akkorde?
00:29:06: Ja, natürlich immer mitten drinnen.
00:29:08: Das ist interessant.
00:29:09: Diesmal ist glaube ich die ARD mit der Berliner Runde dran.
00:29:12: Vor drei Jahren war das wirklich super interessant, als alle an einem vorbeigehen mussten in
00:29:17: das Nachbarstudio, in den Nachbarraum.
00:29:19: Das war im Telekom Gebäude in Berlin.
00:29:22: Und dann konnte man jeden nochmal kurz sprechen und das ist nach wie vor bei mir tiefer angert,
00:29:29: der große Optimismus von Laschet ist doch noch mit Jamaika hinzubekommen, weil die
00:29:32: Mehrheit hätte ja dafür gehabt, die Brani Abend da.
00:29:36: Und bei der Berliner Runde, wie wir auch gesehen haben, dass Berwick und Lindner gemeinsam
00:29:43: praktisch sich verständigten, dass sie sich überlegen, wen sie sich heraus suchen.
00:29:48: Das war bei dem Gespräch auch plötzlich da.
00:29:51: Das Kanzler Casting dieser Zitrusfraktion hat es ja vorher so in der Form nie gegeben.
00:29:56: Und dann haben sie das ja bis zur Bildikone stilisiert, dass sie wirklich in der Tat sich
00:30:02: überlegt haben, wen sie sich als Kanzler dazusuchen.
00:30:04: Das Selfie.
00:30:05: Ja, genau.
00:30:06: An einem Ort, an dem eben auch Allwissensjournalisten, so wie Sie beispielsweise, das nicht wussten,
00:30:15: wo die plötzlich waren und wer mit wem da wann verhandelt hat.
00:30:19: Stimmt.
00:30:20: Das Selfie ist tatsächlich ein Dokument der Zeitgeschichte.
00:30:24: Herr Korte, vielen Dank für die Einblicke heute.
00:30:27: Ich habe schon erwähnt, mit drin, so wie Sie jetzt schon von diesem Sonntag sprechen,
00:30:32: auch weil das natürlich ein nicht alltägliches Ereignis ist, ist entweder diese Woche auch
00:30:36: schon geprägt von diesem Ereignis für Sie oder sind Sie auch schon von der Vorfreude
00:30:41: Spannung.
00:30:42: Was fühlen Sie?
00:30:43: Also die größte Vorfreude ist natürlich, dass ich wieder mit Ihnen ein Podcast machen
00:30:48: darf, dass es natürlich durch nichts zu toppen.
00:30:51: Das muss ich auch für alle Hörerinnen dort draußen nochmal vorheben.
00:30:54: Also Herr Korte, an dieser Stelle nochmal schon vielen Dank, dass wir an dem nächsten
00:30:58: Montag unserem Aufnahmetag auch am Tag nach der Wahl die Möglichkeit haben, das hinzubekommen,
00:31:03: weil Sie ja quasi von einer TV-Schalte über Morgenmagazine, Mittagsmagazine, Spezials,
00:31:10: also Sie kommen ja gar nicht mehr raus aus dem Fernsehen und dass Sie sich trotzdem zwischendurch
00:31:13: Zeit nehmen für unser kleines Format, finde ich, ganz, ganz toll und herausragend.
00:31:16: Ja, der Lieblings-Schiffredakteur natürlich, der spielt eine große Rolle und meine wichtigste
00:31:24: Regionalzeitung natürlich auch, sofern das ist selbstverständlich.
00:31:28: Aber ja, die Woche bin ich schon in Berlin auch zu vortragen.
00:31:32: Viele wollen natürlich vorab auch eine Einschätzung haben.
00:31:35: Ich äußere mich natürlich nie zu Prognosen, aber eine Einschätzung, so wie wir heute
00:31:38: auch gesprochen haben, über was ist vergleichbar, was ist anders, was ist unterschiedlich.
00:31:43: Das kann man natürlich schon machen.
00:31:45: Insofern sind schon viele Termine in Berlin auch nochmal in anderen Orten und dann bin
00:31:51: ich konstanter ab Freitag-Narmittag auch in Berlin dann.
00:31:55: Und schon im Tunnel dann?
00:31:56: Ja, Tunnel weniger, sondern normal letzte Gespräche dazu führen und dann die Sendung kommt aus
00:32:04: dem Futurium, also die Wahlsendung des ZDF.
00:32:07: Da kam auch die letzte, da war ich ja in Japan, war ich nicht dabei.
00:32:13: Die US-Wahl wurde, kam, glaube ich, auch aus dem Futurium.
00:32:16: Insofern war eine andere Arena als Hintergrund.
00:32:19: Ist ja ein tolles Museum, kann ich nur empfehlen, direkt neben dem Hoppernhof mit wirklich Zukunftsspielen,
00:32:25: Zukunftsgeschichten, Zukunftserlebnissen.
00:32:28: Das ist wirklich ein sehr gutes modernes Museum.
00:32:31: Insofern interessant in einem Umfeld von Zukunft eine Bundestagswahl einzuordnen, die natürlich
00:32:39: per se Zukunft ausmacht.
00:32:41: Man wählt, man handelt Zukunft, das wie auf dem Aktienmarkt, auf dem Wählermarkt, die
00:32:47: sind, man ist unterwegs, Zukunft zu handeln.
00:32:49: Sie wird verhandelt und sie entsteht um 18 Jahre vollkommen neu, ein Zukunftsmodell einer
00:32:55: neuen Bundesregierung.
00:32:56: Die und davon bin ich überzeugt, eben abweichen von allen europäischen oder vielen europäischen
00:33:01: Länder eine stabile, handlungsfähige Koalition sein wird, die nach wie vor sehr deutlich
00:33:09: die politische Mitte abbildet.
00:33:11: Das ist recht einmalig in Europa und das ist auch etwas ganz Besonderes, was bei dieser
00:33:17: Wahl wir nicht vergessen sollten.
00:33:18: Man kann geradezu mit Leichtigkeit Abwehrkoalitionen gegen die AfD bilden.
00:33:23: Man darf es nicht unterschätzen, aber es ist noch gut möglich.
00:33:28: Die breite Masse fehlt nach wie vor politisch mittig.
00:33:32: Das sollte im Alltag nicht vergessen werden.
00:33:34: Das wird ja auch immer wieder betont, dass aufgrund dieser Konstellation die Wahl jetzt
00:33:40: zwar wichtig ist, aber die 292 wichtiger, weil jetzt die Koalition die Chance hat zu zeigen,
00:33:45: dass sie tatsächlich auch miteinander hinbekommen.
00:33:46: Und wenn nicht, könnte sich das Bild dieser Mehrheit aus der politischen Mitte 292 vermeintlich
00:33:53: anders präsentieren.
00:33:54: Das ist natürlich auch eine Ruhe Verantwortung für die folgende Konstellation oder Koalition
00:33:59: in den kommenden Jahren.
00:34:00: Auch für die Medien sich darauf einlassen, unterschiedliche Interessen zu begleiten,
00:34:05: die eine Regierung hoffentlich hat, unterschiedliche Interessen, unterschiedliche Koalition und
00:34:09: nicht zu jedem Interessenkonflikt zu schreiben.
00:34:12: Das wäre jetzt alles nur Widerstand untereinander und da wären nur Kämpfe untereinander.
00:34:19: Das ist sicherlich auch ein falsches Bild, was man auch nicht transportieren sollte.
00:34:23: Ja, wenn jede Diskussion direkt erstreit ist oder in der Eskalationsstufe es eigentlich
00:34:28: unterstreit nix gibt, das stimmt schon.
00:34:30: Herr Kroot, ich bin schon ganz gespannt.
00:34:32: Vielen Dank nochmal, dass wir es am nächsten Montag auch hinbekommen.
00:34:34: Ja.
00:34:35: Ich freue mich drauf, gibt es eine Menge zu besprechen.
00:34:37: Sicher.
00:34:38: Ich wünsche Ihnen eine total interessante und spannende Woche und natürlich einen gelungenen,
00:34:43: nicht inhaltlichen, also auch für Sie inhaltlich gelungenen, aber einen medial gelungenen Malabend,
00:34:48: den ich natürlich verfolgen werde, auch die Wahl Ihres Anzugs, um diesen Evergreen einfach
00:34:52: in dieser Folge auch nochmal platziert zu haben.
00:34:54: Ach ja, okay, der Evergreen.
00:34:55: Und ich möchte nochmal daran erinnern, nicht nur wählen zu gehen, das machen Sie mit Ihrer
00:35:00: Zeitung ja auch aufrufe dazu, sondern auch sich auf eine persönliche Wahlpartie selbst
00:35:04: einzustellen, das zu feiern mit anderen, dass wir frei wählen können.
00:35:08: Das ist ein Gewinn weltweit etwas Besonderes, was viele vor uns erkämpft haben, blutig
00:35:15: erkämpft haben und das soll man nicht einfach wegschenken.
00:35:19: Also auch wenn Sie vielleicht mit dem einen oder anderen Ergebnis nicht einfach standen
00:35:22: sind oder traurig sein könnten, der Anlass frei wählen zu können, es ist allemal wert,
00:35:28: andere einzuladen, zu feiern, Wahlpartys zu machen.
00:35:31: Ein schönes Schlusswort und ein schönes Plädorie, einfach mal was zu trinken.
00:35:35: Das finde ich auch immer gut, deswegen Herr Korte, danke nochmal für diese Inspiration
00:35:40: und eine gute Woche.
00:35:41: Wir hören uns am Montag wieder.
00:35:43: Vielen Dank auch dort draußen für die Aufmerksamkeit.
00:35:45: Bis dahin, tschüss.
00:35:46: Ciao.
00:35:47: Korte und Ring ist ein Podcast der VRM.
00:35:51: Von allgemeiner Zeitung, Wiesbadener Korea, Darmstädter Echo und mittelhessen.de.
00:35:58: Redaktion Dennis Ring, Produktion Mike Dornhöfer.
00:36:02: Habt Ihr Themenwünsche, Feedback, Anregung oder Kritik, dann schreibt uns über Social
00:36:07: Media oder per Mail an audio@vrm.de.
00:36:12: [Musik]
00:36:17: Untertitel im Auftrag des ZDF, 2019
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