Folge 33: „Nicht mehrheitsfähig“ – Über das Für und Wider eines AfD-Verbots
Shownotes
Nach abgeschlossener Italien-Reise nun aus Salzburg zugeschaltet: Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte analysiert gemeinsam mit VRM-Chefredakteur Dennis Rink das derzeit meistdiskutierte Thema der deutschen Innenpolitik – ein mögliches AfD-Verbotsverfahren.
Der Anlass: Die Einstufung der Partei als "gesichert rechtsextremistisch" durch den Verfassungsschutz. Doch reicht das für ein Verbot? Politikexperte Korte ist skeptisch: "Diese Stoffsammlung fasst für mich zu viel zusammen – daraus ein tragfähiges Verfahren zu machen, wird nicht ausreichen." Auch der Zeitpunkt sei unglücklich gewählt, meint er. Die Partei selbst hält Korte auf lange Sicht für "nicht mehrheitsfähig". Ein gescheiterter Antrag könne hingegen wie eine politische "Heiligsprechung" wirken.
Beide ordnen ein, welche Auswirkungen ein Verbot auf das deutsche Parteiensystem hätte – und welche politischen und gesellschaftlichen Ursachen hinter dem Erfolg der AfD stecken.
Ein Angebot der VRM.
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00:00:00: Korte und Drink. Politik, die bewegt.
00:00:07: So schnell vergeht eine Woche, denn schon wieder ist Montag und deswegen wieder höchste Zeit für
00:00:15: einen Podcast unserer VWM Korte und Drink. Auch heute darf ich wieder mit dem renommierten Politikwissenschaftler
00:00:22: Professor Dr. Karl-Rolf Korte sprechen und so wie wir es von ihm gewohnt sind, ist er einfach
00:00:27: ständig unterwegs. Herr Korte, wo sind Sie denn heute? Ich bin hier in Salzburg. Österreichisches EU-Mitglied ist
00:00:35: immer wichtig im Blick, weil hier ein Kongress ist, in dem ich auch aktiv eingebunden bin mit Vortrag
00:00:42: und auch schon weil ich in Salzburg nicht mal war, bin ich einen halben Tag vorher gefahren, um ein bisschen
00:00:48: mehr zu bekommen und nicht nur vorzutragen, wieder wegzufahren, weil die Österreicher ja in vieler
00:00:55: Hinsicht für uns politisch sehr interessant sind und Salzburg allgemein. Aber ich meine, Sie reisen
00:01:03: ja im VWM-Gebiet herum, das ist ja auch aufregend. Das ist auf jeden Fall aufregend, nicht so
00:01:11: aufregend wie Ihr Leben, wenn ich mir die Reiseroute angucke. Letzte Woche waren Sie ja noch in Italien.
00:01:15: Schön fand ich, Sie haben ja diesen Kongress ja unter anderen Bedingungen angekündigt mit einem
00:01:20: großen Austausch und einem gewissen intellektuellen Niveau auf LinkedIn haben Sie geschrieben über
00:01:25: Demokratiearbeit Rauschten. Wir uns im italienischen Kollegen und Kolleginnen in der Villa Vignoni
00:01:30: aus, dass das vielleicht dann ein Rausch geworden ist. War mir erneuer, ich habe gedacht, Sie wollten
00:01:35: sich austauschen, Herr Korte. Ja, diese Spritzgetränke sind natürlich bei den Italienern besonders animierend
00:01:42: und insofern ist wahrscheinlich das Tipp technisch ein bisschen anzumerken gewesen, um die Itiefe
00:01:51: der italienischen Diskussion mit zu bekommen am Comassee. Warum, in dem Rausch entstehen
00:01:56: vielleicht auch gute Gespräche? Ja, das stimmt auch, weil natürlich auch Italien und Meloni
00:02:03: aus vergleichender Perspektive interessant ist, weil sie doch sich extrem integriert, moderat
00:02:09: gibt, was ist da noch postfascistisch dran, das ist schon sehr interessant, daraus zu
00:02:15: bekommen, wie sie in politisch, kulturpolitisch, wissenschaftspolitisch durchaus sehr extrem
00:02:22: rechts nach wie vor entscheidet, aber wir international davon nichts mitbekommen, weil
00:02:26: sie sich ebenso integrativ zeigt im Hinblick auf die Ukrainepolitik, im Hinblick auf alles,
00:02:34: was so die Großlinien der EU anbelangt. Unser Kanzler war jetzt auch da und hat da ein
00:02:40: Antrittsbesuch gemacht und gleichzeitig waren alle jetzt wieder in Rom und ich habe gelesen,
00:02:45: Sie dürfen auch mit dem Bischof bald sprechen. Ja. Dann wird das ja das Gespräch zwischen
00:02:52: uns, wird dann wahrscheinlich auch etwas zivilisierter nämlich an, werden Sie ein
00:02:56: bisschen moralisch in sich gehen, müssen für so einen Tag, dann wirkt das vielleicht
00:03:00: auf unser Gespräch auch, weil Sie sonst immer nur an Margen denken, weniger an Moral. Haben
00:03:06: Sie das Gefühl, dass ich das, die Ringslokalrunde am 28. Mai nutzen sollte, kurz beiste abzulegen
00:03:14: vor dem Publikum und mich etwas zu läutern? Das ist der Vorteil von der katholischen Religion,
00:03:19: da kann man so richtig zulangen, nachher wird es dann alles weggebeichtet, das ist also
00:03:24: psychologisch müsste man so eine Religion heute erfinden. Aber danke für den Hinweis
00:03:30: natürlich, deswegen fühle ich es in dieser Runde nochmal gerne aus für unsere Hörerinnen
00:03:33: und Hörer und unsere Zuschauer, dass ich am 28. Mai im Ringslokalrunde um 19 Uhr den
00:03:38: Bischof Peter Kohlgraf zu Gast habe, was natürlich Reporterglück ist bei der Terminierung,
00:03:42: weil als ich ihn anfragt und wir uns auf das Datum geeinigt haben, noch keine Ahnung konnte,
00:03:46: dass A. der verstorbene Papst sterben würde und das B. der neue Papst dann schon gewählt ist,
00:03:51: das ist die Themen liegen zum Teil auf dem Tisch. Ja. Auch auf dem Tisch liegt noch
00:03:57: Akkorde seit ein paar Wochen, dass wir uns über die AfD austauschen wollten. Das haben wir das
00:04:01: Verbotsverfahren, das diskutierte beziehungsweise auch das Gutachten des Verfassungsschutzes ist
00:04:06: bei uns etwas untergegangen, weil die politische Stimmungslage sich mit Herrn Lerz und anderen
00:04:11: wichtigen Themen beschäftigt hat. Trotzdem haben wir es uns ja immer mal aufgeruhen und ich
00:04:14: wollte es einfach heute nochmal mit ihnen besprechen, weil es ja wesentlich ist aktuell in
00:04:20: der Diskussion, es schweilt ja immer so weiter. Wir haben ja jetzt auch bei uns in den VRM Gebiet,
00:04:25: als wir den das Gutachten erhalten haben, ist mal gescannt nach Bezügen zu Rheinland-Pfalz und nach
00:04:30: Hessen und sind ja an Rheinland-Pfalz durch das Netzwerk Münzen, war ja auch sehr fündig geworden.
00:04:34: Aber fangen wir mal vorhin an Herr Korte, dieses Gutachten an sich und diese Verkündung durch
00:04:39: Frau Feser, ich glaube an Ihrem vorletzten Arbeitstag. Wie bewerten Sie das im Nachgang?
00:04:44: Unglücklich. Man kann sowas nicht vor der Wahl machen, das wäre noch schräger gewesen, aber so
00:04:51: kurz vor Ende einfach so sagen, das haben wir und so ist der Stand, ohne es als Ministerium
00:04:57: ausgewertet auch zu präsentieren, damit auch der Öffentlichkeit war keine gute
00:05:02: Übergabesituation. Das war ungünstig, finde ich, weil es an einem Amt, was bestimmte Aufgabe hat,
00:05:10: was dem auch nachkommt, aber im Ministerium hat das ja einen Auftrag gegeben, muss dann daraus auch
00:05:15: etwas machen und daraus machen, konnte sie ja in dieser Zeitigkeit nicht mehr. Sofern ist die Frage,
00:05:21: ob man das hätte überhaupt zu diesem Zeitpunkt dann öffentlich machen soll. Zumal ja auch Ihr
00:05:27: Nachfolger, Herr Dobrin, davon in Vorfeld auch nichts wusste, der wurde auch davon überrascht.
00:05:31: Weiß jetzt nicht, was das Ziel von Frau Feser war, dann nochmal einen Punkt zu setzen oder?
00:05:34: Ja und das, was jetzt dankbarerweise durch die Journalisten auch schon alles öffentlich geworden ist,
00:05:41: das Gesamtgutachten, andere Gutachten sind früher auch erst später öffentlich geworden,
00:05:46: das jetzt schneller. Dokumentiert ja auch das breite Problem, was mit dieser Partei einhergeht.
00:05:53: Man hätte ja zumindest mal auflisten können, was sind die zehn zentralen, rechtsextremen,
00:06:02: rechtsradikalen, grundgesetzwidrigen Aktivitäten, Äußerungen, das ist ja so gar nicht aufgelistet,
00:06:09: das ist ineinander eine stoff übereinandergehende Stoffesammlung, die rechtskonservatives,
00:06:16: rechtsgedankengut, ideologisch, ethnische Diskriminierung, all diese Dinge auflistet,
00:06:24: die aber nicht immer verfassungsfeindlich sind, auf keinen Fall und auch nicht immer
00:06:32: rechtsradikal sind, sondern das Gedankengut dieser Partei in den Mitgliederstrukturen,
00:06:37: den delegierten Strukturen sehr gut auflistet und das Potenzial zeigt, was darin liegt,
00:06:43: auch das an das wir uns vielleicht schon gewöhnt haben, was wir zuhören,
00:06:46: aber gar nicht mehr ahnden oder uns nicht dagegen auflehnen. Dafür ist es gut, aber daraus ein
00:06:53: Verfahren machen zu können, was Bestand hat, um so eine Partei zu verbieten, das wird nicht
00:06:59: ausreichen, das ist meine Einschätzung, ich habe nicht alle 1000 Seiten da gelesen, aber mich
00:07:04: stört eben, dass es nicht ausdifferenziert ist zwischen dem, was wirklich verfassungsrechtlich
00:07:10: relevant sein könnte und dass man es einfach eine Beschreibung grausamster Ideologie ist.
00:07:16: Es wurde auch nachher dann diskutiert, ob es richtig war, das Gutachten komplett unter
00:07:21: Verschluss zu halten oder nicht zumindest, wie Sie sagen, eine gewisse Ausrichtung oder eine
00:07:25: Stoßrichtung oder wesentliche Punkte auch zu veröffentlichen, um vielleicht das nochmal zu
00:07:30: untermauern, was Frau Feser dort gesagt hat, weil so meinem dafür halten nach, das wurde ja immer
00:07:35: bei dem Parteiverbotsverfahren diskutiert, dass man einen Schuss hat und der muss sitzen,
00:07:41: ansonsten kann das jetzt nicht alle drei Wochen anstreben oder alle drei Monate und aus so einem
00:07:45: Gutachten veröffentlicht ein Innenminister ja jetzt nicht regelmäßig, das heißt der Gedanke,
00:07:51: wenn man so was aufbereitet, dass man das in einer möglichst umfassenden Form macht und auch
00:07:56: angemessen für die Öffentlichkeit, aber vor allen Dingen auch in einem sattelfesten politischen,
00:08:01: in einem sattelfesten politischen Rahmen ist mein Eindruck, ist alles nicht geschehen, es wirkte
00:08:05: wie so ein Schnellschuss, als wollte sie das schnell nochmal mitteilen. Ja und die Kollegen von
00:08:10: Lewandowski über andere angefangen, also die Parteienforscher, Politikwissenschaftler haben
00:08:16: dazu bereits sehr gute Publikationen vorgelegt, die ja auch nicht nur sich in irgendwelchen Theorien
00:08:23: ausrichten, an Theorien ausrichten, sondern konkret belegen, was mit dieser Partei ist,
00:08:29: finde da kann man wissenschaftlich genauso oder vielleicht besser mitarbeiten, weil die
00:08:36: Verwassungsschützer ja jetzt auch fast schon dokumentieren, dass sie gar nicht in offizielle
00:08:45: Mitarbeiter praktisch dort eingeschleust hat, das ist ja gar nicht der Fall, sondern sie nutzen
00:08:49: öffentliche Quelle oder waren bei Veranstaltungen dabei, das machen Parteienforscher auch, es gibt
00:08:54: eine Menge Kolleginnen und Kollegen, die sich mit der Partei auseinandersetzen, bei der man in der
00:09:00: Regel systematisch fündiger wird. Die Schlüsselfrage ist doch, glaubt man, dass diese Partei am Ende mehr
00:09:07: als wie ich wird und mal in eine Riehungsverantwortung kommt, dann wäre die Schlussfolgerung, dann sollte
00:09:15: man eine Partei, die in Teilen rechtsextremist, auch verbieten, gehen wir davon aus, dass es nicht
00:09:21: der Fall ist, dann muss man sie nicht verbieten, also zumindest einen Gradmesser für die Entwicklung
00:09:27: von einem Kompass in diesem Verfahren, weil es gibt keine neuen Argumente und man muss sie immer
00:09:33: bewusst machen, wenn sie nicht mehr da ist, was das an einer sogenannten neumodischen Disruption
00:09:38: dann auslöst im Parteinsystem, dass dann doch die anderen Parteien das prozentual praktisch
00:09:45: auffüllen. Im jetzigen Bundestag, nach der jetzigen Berechnung, wäre da wieder eine linke
00:09:53: Mehrheit natürlich klar erkennbar im Bundestag. Man könnte mit den anderen Parteien das auffüllen
00:09:58: und es stellt sich dann die Frage, wie schnell eine Nachfolgeorganisation wohnen sich gründen
00:10:03: würde. Das letzte Bundesverfassungsgerichtsurteil aus den 50er Jahren dazu hat ja zeitlichen Abstand
00:10:10: auch markiert, wann sowas geschehen dürfte und ich glaube zwölf Jahre später ist dann auch die
00:10:16: DKP erst entstanden, sodass es nicht wie bei dem Verbot der Zeitschrift neulich ist, dass man mit
00:10:23: einem anderen Kapper vier Wochen später erscheint, sondern schon längere Zeit bräuchte. Aber ich
00:10:29: finde für mich persönlich ist der Hauptargument Tationspunkt, wird sie mehrheitsfähig und
00:10:36: sollte man dann deshalb daran denken, so eine Partei zu verbieten, weil sie einfach nach
00:10:41: gefährlich ist für die Demokratie, weil sie Demokratie in der Form, mit der wir sie haben,
00:10:46: abschaffen möchten, weil sie schon Artikel 1 nicht alle, nicht die Würde des Menschen
00:10:52: mit anerkannt, sondern bestimmter Menschen. Nicht jeder ist jemand, nicht jede ist jemand.
00:10:59: Sie unterscheidet eben am Ende werden alle Menschen, die ihre Haarfahrer behaben beispielsweise
00:11:07: einfach ausgeschlossen. Kann ja sein oder Brillenträger, wie mich das ja völlig willkürlich,
00:11:11: wen man dazu rechnet und wenig. Und dies
00:11:14: diese Form der Differenzierung ist noch viel schlimmer als das, was
00:11:17: sie an institutionellen Settings abschaffen wollen.
00:11:20: Aber ist dann tatsächlich für Sie ein ausschlaggebender Punkt,
00:11:24: ob diese Partei mehrheitsfähig ist?
00:11:26: Weil ich es immer andersrum gedacht habe von den Inhalten her,
00:11:29: könnte man ja auch, geht natürlich bei so einem Beschluss nicht um die
00:11:33: Akzeptanz in der Bevölkerung, aber es wirkt da so, wenn man zu dem
00:11:35: Schluss kommt, sie ist mehrheitsfähig, dass man diese
00:11:39: Entscheidung trifft aus Angst, dass die Mehrheit der Bevölkerung sich
00:11:43: diese Partei entscheiden könnte, dann wäre ja irgendwann die
00:11:45: Partei weg, aber die Bevölkerung ja nicht, die sie gewählt hat.
00:11:47: Und ich immer überlegt habe, ob die Themen reichen, um diese
00:11:53: Partei zu verbieten, die sie setzt.
00:11:55: Also sie ist, wie sie sagen, demokratiefreindlich, sie greift
00:11:58: Verfassungsorgane an, sie unterläuft die rechtliche Prozesse oder
00:12:03: Institutionen.
00:12:05: Ja.
00:12:07: Also das muss man aus Ihrer Sicht nochmal getrennt betrachten.
00:12:11: Ja, finde ich schon, das sind getrennte Blickrichtungen, weil man
00:12:16: sich ja selbst auch im Plus-Minus-Konto, als man dafür, als
00:12:20: man dagegen systematisch immer wieder mit neuen Argumenten
00:12:25: versucht klarzumachen, für welche Position man ist.
00:12:28: So ein Unentschieden hilft ja keinem weiter.
00:12:30: Der Blickwinkel, den man aus der Parteienforschung, aus der
00:12:35: Demokratieforschung, wie auch immer als Bürger, als Wähler,
00:12:38: das sind unterschiedliche Richtungen, die man einbringt, um das
00:12:41: für sich selbst zu sortieren.
00:12:43: Nach wie vor wissen wir eben aus der Parteienforschung, das im
00:12:45: Parteienwettbewerb, die einen gewinnen, die anderen verlieren,
00:12:50: aber nicht irgendwie automatisch.
00:12:52: Und Win-win-Situationen für die Parteien im Mitte entstehen nicht
00:12:56: dadurch, dass ich Dinge von den anderen übernehme, sondern sie
00:13:00: entstehen nur dadurch, dass ich selbst attraktiv bin und
00:13:03: attraktiv bleibe.
00:13:04: Das ist eigentlich der Dreh und Angebot.
00:13:06: Wie können wir aus der Mitte heraus für die Mittelwerben, für
00:13:10: eine Kompromissbereite Republik, die voller unterschiedlichen
00:13:16: Interessen durchaus ist, indem er ein Ringen um Willensbildung
00:13:20: laut sieht, aber indem er am Ende doch gerade das gemäßigte
00:13:25: Mittelspektrum sich immer wieder einigt.
00:13:27: Das ist doch das Interessante.
00:13:29: Und Lösung herbei führt den sozialen gesellschaftlichen Frieden
00:13:33: landsichernd.
00:13:34: Das ist der entscheidende Punkt.
00:13:36: Wenn eine Regierung so arbeitet, dass Probleme gelöst werden,
00:13:41: ergibt sich auch kein weiteres Folgenproblem.
00:13:44: Da bin ich ziemlich sicher.
00:13:45: Also ich bin absolut optimistisch, dass gerade im
00:13:48: jetzt im Herangehen an sogenannte solides Regieren dieser
00:13:51: Bundesregierung die Möglichkeiten da sind, dass wir uns
00:13:55: daran noch abarbeiten, weil es einfach Fortschritte gibt,
00:13:58: Verbesserungen gibt und dadurch die Mitte sich stabilisiert.
00:14:04: Das heißt, sie würden bei den Wahlmotiven der AfD tatsächlich
00:14:08: auch sagen, dass es auf Wähler gibt, die sich dann eben im Falle eines
00:14:12: Verbotes, was dann noch in ferner Zukunft liegt, wenn es überhaupt
00:14:15: ein Verbotsverfahren gäbe und es dann so entschieden würde,
00:14:18: die sich dann aber auch für andere Parteien entscheiden,
00:14:21: weil sie die AfD aus Politikverdrossenheit oder aus einer
00:14:26: Angebotsform gewählt haben, aber jetzt nicht so überzeugt
00:14:29: sind, dass sie dann am Ende sagen AfD oder nicht.
00:14:32: Ja, genau.
00:14:33: Denn es gibt ja die drei Begönungsrichtungen ganz grob.
00:14:37: Eine kulturelle Erklärungslinie, die immer davon ausgeht,
00:14:40: dass die AfD-Wählerinnen und Wähler aus zu viel Vielfalt
00:14:46: sich für Homogenität lieber entscheiden und überfordert
00:14:50: sind mit dieser Vielheit des Lebens und kultureller
00:14:55: Eindeutigkeit, Homogenität favorisieren und sagen,
00:14:58: das bietet einfach nur die AfD an.
00:15:00: Es gibt dich zwei Erklärungslinien, die immer ökonomisch geprägt
00:15:03: ist mit Modernisierungsverlierern irgendeiner Art oder zum
00:15:07: es ökonomische Motive haben, abgehängt zu sein, dadurch
00:15:12: verunsichert sein durch die Globalisierung nur zum Verlierer
00:15:15: gehören, aber gleichermaßen ökonomische Begründung auch bei
00:15:18: Wohlstandschubinisten, die gut verdienen, die einfach mehr
00:15:22: für auch für Homogenität plädieren, weil sie nicht einsehen,
00:15:26: dem Sozialstaat als Verteilungsmechanismus zu nutzen,
00:15:29: für die, die es aus ihrer Sicht gar nicht verdient haben.
00:15:32: Und es gibt sowas wie eine dritte Linie, die Kultur,
00:15:35: Ökonomie, etwas, was eine Demokratielinie, Post,
00:15:39: demokratische Linie ausmacht, die sagt, das institutionelle
00:15:43: Setting ist einfach unangemessen zu viele Entscheidungen fallen,
00:15:47: nicht majoritär, sondern nicht majoritär, also nicht mit der
00:15:50: Mehrheit, die wir gewählt haben und zwar im Umfeld der,
00:15:56: also im Umfeld der Entscheidung innerhalb der EU, was
00:16:03: Brüssel anbelangt oder eben was Bundes, was die, die
00:16:09: Europäische Zentralbank anbelangt, also das Internationalen
00:16:12: Organisationen am Ende entscheiden und nicht diejenigen, die
00:16:17: über Souveränität, Volkssouveränität die Parlamentarier
00:16:21: gewählt haben. Das ist die dritte Linie, die neben Kultur
00:16:25: und Ökonomie jetzt aus der demokratischen Setting heraus
00:16:31: argumentiert. Und alle drei haben unterschiedliche Wählergruppen.
00:16:34: Das sagt eben nicht der Anfangsverdacht, das waren nur
00:16:38: Wirtschaftsakteure, die im Taunus ja das gegründet haben
00:16:42: als Protest zur Europolitik, als Finanzfrage und es sind auch
00:16:47: nicht nur in Elends Filten, den abgehängten sozialen
00:16:50: Brennpunkten, Leute, die wählen. Das ist schon eine sehr heterogenemische.
00:16:53: Da ist aber der Zugang noch für die anderen Parteien, Leute zu
00:16:56: gewinnen. Das sind eben nicht nur überzeugte Rechtsextremisten,
00:17:00: sondern es sind eben viele, die aus unterschiedlichen Gründen
00:17:03: dieser Partei wählen und unterwegs sind und die kann man mit
00:17:07: ein beeindruckender Programm auch zurückholen.
00:17:10: Das heißt, ich fasse zusammen Punkt 1, Sie sagen, die Wähler der
00:17:16: AfD sind nicht bei der AfD verhaftet und man kann sie zurückholen.
00:17:20: Das heißt, Punkt 2, halten Sie trotzdem die AfD in einer gewissen
00:17:24: Konstellation für mehrheitsfähig? Nein.
00:17:28: Das heißt, Punkt 3, Sie wären nicht für ein Verbot zur
00:17:32: Verfahren. Nein, ich aus den Gründen, die ich dargelegt habe,
00:17:36: ist für mich das der entscheidende Punkt, ich sehe sie nicht.
00:17:40: Langfristig mehrheitsfähig, das kann, weil das ist auf
00:17:44: kommunaler Ebene anders, vielleicht im einen oder anderen
00:17:46: östlichen Bundesland anders, aber längerfristig auf der
00:17:49: Ebene des Bundes und damit der zentralen Kategorie sehe ich sie
00:17:54: auf keinen Fall mehrheitsfähig und das hängt eben auch von den
00:17:59: anderen ab, ob sie koalieren wollen, aber März muss ja auch
00:18:06: dem Verb nacheifern, etwas auszumerzen geradezu,
00:18:10: seine Glaubwürdigkeit bei diesem Punkt, da muss er ja dran
00:18:14: arbeiten und da ist er auch dran, dass er mal Ende Januar
00:18:21: sympathisiert hat nicht mit der Partei, aber doch eine Mehrheit
00:18:25: mit ihr hinzubekommen im Bundestag, das ist etwas, was als
00:18:29: Markierungspunkt bleibt und an dieser Glaubwürdigkeit muss
00:18:33: er weiterarbeiten, dass es eben ein Einzelfall war und das nie
00:18:37: mals dazukommen wird. Könnten Sie nochmal kurz umreißen dann
00:18:40: aber, was ein paar Prudsverfahren, wie es weitergehen würde,
00:18:45: das müsste ja jemand einleiten und das ist ja jetzt aber nicht so,
00:18:48: dass es innerhalb von zwei Tagen entschieden wird.
00:18:50: Ein langwierig Bundestag oder Bundesrat kann das einreichen
00:18:57: vor dem Bundesverwassensgericht, das muss prüfen, ob das das
00:19:01: dann wirklich prüft und als Verfahren annimmt, alle
00:19:06: Beobachter gehen von sehr langen Verfahren aus, die sich
00:19:10: sogar über ein Jahr erstrecken können und mit einem Ausgang,
00:19:16: den man in Karlsruhe eben auch nicht vorher sagen kann.
00:19:19: Und es könnte eine fast schon heilig Sprechung am Ende
00:19:24: herauskommen, wenn die Partei eben nicht verboten wird,
00:19:27: diese Gefahr muss man vor Gericht immer mit sehen.
00:19:31: Wir haben eben aus historischen Gründen die Hürden
00:19:35: hochgelegt, eine Partei zu verbieten, das kann ich aus einem
00:19:38: Amt heraus passieren, das kann ich aus einem Ministerium
00:19:40: heraus passieren, sie sind wichtiger Teil der politischen
00:19:44: Wildensbildung, im Grundgesetz sind sie gerade zu glorifiziert
00:19:48: aufgelistet als Teil der politischen Wildensbildung und sind
00:19:52: deshalb auch ganz besonders geschützt und das ist ja auch
00:19:55: gut so und insofern wird das Verwassensgericht niemals
00:19:59: schnell dazunieren, in einer Weise Urteil.
00:20:02: Okay Herr Korb, danke schön für diesen kleinen Exkurs
00:20:08: in Entscheidungsverfahren zum möglichen Partei verboten
00:20:12: und Ihre Sichtweise zur AfD.
00:20:14: Wir haben es eben schon gesagt, sie sind nämlich ohne Grund
00:20:16: in Salzburg, sondern sind ein Teilnehmer eines Konkretzes
00:20:18: und deswegen gucken wir zwar jetzt, glaube ich, auf die Uhr,
00:20:20: weil sie los müssen.
00:20:22: Was steht denn da an?
00:20:24: Das steht natürlich, ja, es gibt einen Vortrag,
00:20:27: darum einzurordnen, wie die neue Bundesregierung auch
00:20:31: europapolitisch tickt vor dem Hintergrund der aktuellen
00:20:37: Erreignisse der Bilder, der Fotos der letzten Woche,
00:20:41: mit diesem Weltkanzler-Tuben, so wie er im Moment daherkommt,
00:20:44: mit dem Glorifizierung praktisch jetzt auch durch den Handschlag
00:20:49: mit dem Paarabs, das ist ja doch auch großartige Aufwertung
00:20:53: unseres Kanzlers.
00:20:55: Da kann man darüber berichten, wie in Österreich haben
00:20:58: eine bestimmte Erwartungshaltung, da bin ich auch daran interessiert,
00:21:02: das mitzubekommen.
00:21:04: Insofern ist das ja jetzt ein positiverer Ausblick auf die Woche
00:21:08: als der Blick dann nur aus der Sicht der AfD,
00:21:14: das zieht dann ja am Montagsmorgen oder das dann eher runter,
00:21:18: wenn man dieses Thema sich nochmal näher anguckt.
00:21:21: Ich wollte sie nicht runterziehen, Herr Kordich,
00:21:23: ich habe mir gedacht, wenn sie so in die Woche starten,
00:21:25: kann sie im Prinzip noch besser werden, wenn ich die Messlatte
00:21:28: wirklich tief lege, dann ist es leichter,
00:21:30: darüber zu springen, aber ich bin schon gespannt,
00:21:32: was sie mir dann nächste Woche bei unserem Podcast über ihr treffen
00:21:35: in Österreich und vor allen Dingen die Einschätzung
00:21:37: rund um Friedrich Merz erzählen werden.
00:21:40: Richtig, ganz sicher.
00:21:42: Dann vielen Dank, sorry für die tiefe Messlatte,
00:21:45: ich will Spaß beim Drüber springen und unseren Hörern und Hörern
00:21:48: natürlich auch Dankeschön fürs Zuhören und eine möglichst gute Woche.
00:21:52: Bis dahin, bis zum nächsten Montag. Tschüss.
00:21:54: Tschüss.
00:21:57: "Korte und Ring" ist ein Podcast der VRM.
00:22:00: Von allgemeiner Zeitung Wiesbadener Kurier,
00:22:03: Darmstädter Echo und Mittelhessen.de.
00:22:06: Redaktion Dennis Ring, Produktion Mike Dornhöfer.
00:22:10: Habt ihr Themenwünsche, Feedback, Anregung oder Kritik,
00:22:14: dann schreibt uns über Social Media oder per Mail an audio@vrm.de.
00:22:21: [Musik]
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