Folge 36: Friedenspolitik oder Flügelkampf? – Das SPD-Manifest zum Russland-Kurs

Shownotes

In der aktuellen Folge analysieren Politikwissenschaftler Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte und VRM-Chefredakteur Dennis Rink das jüngst veröffentlichte SPD-Manifest zur Russland-Politik – und die damit verbundene Kritik an der aktuellen Linie der Bundesregierung.

Im Zentrum steht der Ruf nach einer neuen Friedenspolitik und der Widerstand gegen militärische Aufrüstung und Waffenlieferungen an die Ukraine. Doch welche Strategie verfolgt die SPD mit dem Vorstoß – kurz nach dem Start in die neue Regierung? „Normalerweise werden solche Inhalte parteiintern diskutiert oder auf Parteitagen besprochen“, sagt Korte. Der öffentliche Vorstoß sei daher „nicht nur unüblich, sondern auch potenziell schädlich für das Koalitionsklima“.

Und: Wo bleibt eigentlich das zentrale sozialdemokratische Thema in dieser Regierung? Zwischen Unsicherheit, Krieg und sicherheitspolitischen Herausforderungen stellen sich Korte und Rink die Frage: Wie viel Einfluss hat die SPD noch – und wie geschlossen steht sie hinter ihrem Kurs?

Ein Podcast der VRM

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00:00:00: Korte und Ring. Politik, die bewegt.

00:00:07: Nach einer Woche Pause sind wir wieder da in unserem VWM Podcast Korte und Ring. Auch

00:00:17: heute darf ich wieder den renommierten und frisch ausgezeichneten Politikwissenschaftler

00:00:21: Prof. Dr. Karl-Rodolf Korte begrüßen, denn er ist neuerdings Träger der Ehrennadel der

00:00:26: Stadt Duisburg. Herr Korte, ich bleibe weiter beim Siehe oder soll ich noch irgendwas da

00:00:29: vorsetzen? Nein, die Adelstitel, die muss ich mir noch erwerben, die hat man ja nur im

00:00:35: eigentlich im medialen Bereich. Manchmal natürlich auch nachteilig, wenn man sagt,

00:00:40: das ist die Nachricht von gestern. Ja, aber Sie sind jetzt Stolzerträger dieser

00:00:45: Ehrennadel an dieser Stelle von bestimmt auch allen Hörern und Hörern und

00:00:48: Zuschauern. Herzliche Glückwünsche für diese Auszeichnung. Ja, war eine tolle Feierstunde

00:00:53: in dem historischen Rathaus in Duisburg, haben viele teilgenommen und das war

00:00:57: zusammen mit dem ehemaligen Rektor der Universität Duisburg Essen, mit dem ich

00:01:00: eben auch viele Jahre zusammengearbeitet habe als Dekan. Und das war, hatte was

00:01:07: besonderes, weil es eben darum geht, einen Standort wie Duisburg ja mit großer

00:01:13: Reichweite auch populärer zu machen und diese Reichweite darum haben wir uns

00:01:18: bemüht, im Wissenschaftlichen Kontext als Universität oder als NRW School of

00:01:22: Governance und ich habe noch mal die Episode zum Besten gegeben, die eben

00:01:28: sehr viel Resonanz hatte, weil meinem, ich glaube es war, letzte oder vorletzter

00:01:33: Auftritt mit Marietta Slomkheim. Heute Journal hatte sie mich vorgestellt,

00:01:37: kurzzeitig mit Professor Korte von der Universität Bielefeld und hat sich dann

00:01:43: sofort korrigiert. Und das hat natürlich sehr viel Reaktion hervorgerufen, weil

00:01:48: die Leute es erpören fanden, wie man mich nicht Duisburg Essen zuordnen kann.

00:01:52: Und das macht sie auch nicht, Frau Slomkheim ist ja sehr professionell, aber

00:01:55: irgendwie, wo hat sie sie in anderen Gedanken zumal, will man ja nicht zu

00:01:59: einer Universität gehören, von dem man sagen kann, die Stadt gibt es gar nicht,

00:02:04: Bielefeld. Ob sie es aber, sie hat ihnen zugeschrieben, dass sie vielleicht

00:02:08: Erfolgswissenschaftler sind und da Bielefeld zu dieser Zeit im Pokalfinale

00:02:11: stand, wollte sie sie einfach in einem Erfolgs-Mitier verordnen. Das kann gut

00:02:15: sein, aber das ist der Hintergrund dieser Ehrennadel, der Auszeichnung, dass man

00:02:20: diese, die Stadt als Standort doch auch reichweiten stark transportiert.

00:02:28: Lassen Sie uns auf die Politik gucken nach einer Woche Pause letzter Woche, ich hoffe

00:02:32: Sie haben mich vermisst, Sie haben mir natürlich gefehlt und sie sind jetzt

00:02:36: wahrscheinlich noch ausgeruhte als sonst. Ja, Sie haben die Zeit genutzt, glaube ich,

00:02:40: Tanzschritte zu lernen, das habe ich bekommen. Ja, es war tatsächlich eine

00:02:44: Überraschung in Ringts Lokalrunde mit Tina Willis-Sensor, dass wir noch eine

00:02:47: kleine Tanzanlage geschwungen haben. Sie hat mir versprochen, sie führt, ich habe

00:02:50: mich in ihr Schicksal begeben und ich bin ihr zumindest nicht auf die Füße

00:02:53: getreten. Das ist schon mal gut, das kann man metaphorisch interpretieren, was

00:02:57: ja die Ausnahme ist für Chefredakteure. Genau, das ist ja große Leidenschaft,

00:03:02: Leuten auf die Füße zu treten, unter anderem um zu unserem Thema rüber zu

00:03:05: leiten, einem Teil der SPD, das, wann bekommen wir zweis in unserem Podcast schon

00:03:10: mal mit einem Manifest zu tun? Das stimmt, das wäre eine schöne Formulierung,

00:03:14: also etwas wie eine Grundlegung, eine Positionsbestimmung, die mehr ist als

00:03:20: eine alltägliche Einordnung, die wie so eine Festlegung für längere Zeit ist und

00:03:28: das klar zeitlich terminiert vor dem Bundespartei der SPD in der kommenden

00:03:34: Woche in Berlin hier. Das ist schon sehr absichtsvoll gewesen, immerhin am

00:03:39: fünf Bundestagsabgeordnete mit unterzeichnen, das andere sind ja ehemalige,

00:03:44: aber die fünf mit der Unterzeichnung waren natürlich sehr markante Personen,

00:03:51: wie beispielsweise der vorherige Fraktionsvorsitzende der SPD oder

00:03:57: Herr Einstein. Oder auch der ehemalige Partei-Vorsitzende, Walter Boyan.

00:04:02: Genau. Also es waren ja schon ein paar Schwergewichte dabei, deswegen aus ihrer

00:04:06: Sicht, wie ernst zu nehmen ist dann dieses Manifest. Es bringt erst mal den alten

00:04:13: Flügel wieder nach vorn, auch den pacifistischen Flügel, der offenbar nicht

00:04:18: richtig eingesehen hat, worin diese Zeitenwände besteht und sich jetzt

00:04:22: versucht zu wehren. Die Zeit hätten sehr gehabt, während der Regierungszeit, die

00:04:28: ist dann offenbar anders genutzt worden. Das sind jetzt mit dem Mützen nicht keine

00:04:34: Personen, die nur zugeschaut haben, aber offenbar kocht da noch etwas. Insofern

00:04:39: kann es auch damit zusammenhängen, dass es eben diese Personalrochaden gaben, die

00:04:45: ja nicht für, sondern er gegen Mütze nicht gelaufen sind, dass er auf diesen

00:04:49: Weg versucht, ein bisschen nochmal nachzukarren. Das sind natürlich

00:04:53: nebengeleitende Motive. Das Interessante ist wirklich zu sehen, dass die

00:04:57: Kooperation, das diplomatische, die Gesprächsbereitschaft mit Russland

00:05:03: ins Zentrum gerückt wird. Und das ist doch sehr traditionell im Herangehen für die

00:05:11: SPD-Politik mit Russland, zumal eben der jetzige Parteipassitzende diese

00:05:17: Wände eingeleitet hat zur Russlandpolitik und sich klar vor zwei Jahren mit

00:05:23: markanten Aussagen reden und Positionspapieren davon distanziert hat und

00:05:27: damit die eigene Russlandspolitik der Sozialdemokraten nicht nur kritisiert

00:05:32: sondern auch eine Wände herbeigeführt. Also ein Rückfall, so würde ich das

00:05:36: interpretieren, was die Führungsfrage aufhört und was ein bisschen zeigt, wie die

00:05:40: SPD sich im Moment offenbar auch fühlt in dieser Koalition.

00:05:44: Sie haben es angesprochen, mit der Russlandpolitik war ja unter anderem auch

00:05:48: gemeint, was jetzt in den vergangenen Monaten und Jahren ja vorgeworfen wurde,

00:05:51: wie zum Beispiel Frank-Walter Steinmeier seinerzeit mit Russland kommuniziert

00:05:55: hat oder dort sich aus dem politisch aufgestellt hat, er war ja auch Außenminister.

00:05:59: Es ist ja aber klar, wenn ich mich jetzt versuchen würde rein zu versetzen

00:06:04: neben gekränkter Eitelkeit oder inhaltlicher Motivation, man kann ja

00:06:09: über gewisse Inhalte diskutieren, das sollte man ja aber, wenn dann im

00:06:13: geschlossenen Raum machen und nicht manifest drüber schreiben und es

00:06:17: manifestieren im Wortsinn, aber den Unterzeichnern muss doch klar gewesen sein,

00:06:23: wenn das an die Öffentlichkeit kommt, dass das jetzt im Großen erstmal der

00:06:26: Stimmung der Partei zum Start einer neuen Koalition, die ohne Zweifel

00:06:32: wichtig ist, schaden wird. Ja, zumal es nicht nur absichtsvoll wird, sondern auch

00:06:37: so gedacht ist und es auch dieser, diesen außenpolitischen Move des neuen

00:06:42: Weltkanzlers März auch, ja, also ein bisschen dagegen läuft, ganz

00:06:49: offensichtlich, so ein bisschen aus der Zuschauerrolle, die einem nicht passt,

00:06:54: den man vielleicht versucht zurückzuholen. So kommt es einem vor.

00:06:57: Es wirft die Führungsfrage bei der SPD auf, die nach wie vor in der Koalition so

00:07:02: agiert, als hätten sie sehr viel Prozent in dieser Koalition dazu beigetragen.

00:07:06: Faktisch aber die Umfrage-Daten nicht besser, sondern schlechter werden und

00:07:12: dass bis zum Herbst die Führungsfrage in der SPD auch nochmal neu stellen wird,

00:07:19: wenn sie sich nicht über die nächsten Monate deutlich verändern.

00:07:21: Wo ist das sozialdemokratische Thema dieser Regierung, mit dem man auch wieder

00:07:28: mehr Zustimmung in der Bevölkerung bekommen kann?

00:07:30: Dies ist ein Versuch, über das Friedenspolitische Thema das zu machen.

00:07:35: Und in der Tat, wenn wir sehen, die Umfrage-Daten oder die Wahlergebnisse

00:07:38: für die PSW und auch für die Linken hingen natürlich auch mit Russland-Themen

00:07:44: und Diktatfrieden, Friedensverhandlungen und so weiter zusammen.

00:07:49: Es kann sein, dass der eine oder andere in der Sozialdemokratie hofft,

00:07:52: über dieses Thema Zustimmung zu bekommen, aber es widerspricht eben komplett

00:07:58: der Entscheidungslage oder auch der Entscheidungslage der Sozialdemokratie.

00:08:03: Das meinte ich ja also natürlich werden die Unterzeichner ihrer eigenen

00:08:08: Erfolgsaussichten, wenn sie es im internen Kreis besprochen hätten oder garantiert

00:08:12: ja auch angesprochen haben, als relativ überschaubar eingestuft haben.

00:08:15: Es geht ja aber nicht nur gegen die aktuell außenpolitische Linie

00:08:18: des neuen Kanzlers, sondern auch massiv gegen Lars Klingbeil, der ja zumindest

00:08:24: nach den Koalitionsverhandlungen das Zwischenzeugnis für relativ wenige Prozent

00:08:28: doch relativ viel rausgeholt hat, auch wenn dieses Macht, diese Machtposition,

00:08:32: die er sich geschaffen hat, da haben wir auch schon drüber gesprochen,

00:08:34: bei den Sozialdemokraten ja auch kritisch gesehen wird.

00:08:36: Aber es geht ja auch gegen Boris Pistorius, der ja auch relativ deutlich

00:08:40: auf das Manifest geantwortet hat.

00:08:41: Aber das ist ja immerhin der Verteidigungsminister.

00:08:43: Auch der einzige, der wie immer ganz klar sich dazu positioniert hat, der formuliert

00:08:48: ja so, dass man es auch sofort versteht und nicht drüber nachdenken.

00:08:51: Was hat er jetzt eigentlich gerade gesagt?

00:08:53: Das ist ja das, was ihn kommunikativ von anderen auch unterscheidet.

00:08:58: Und der war da ganz klar, weil es natürlich gegen seine Politik ausgerichtet war.

00:09:03: Und das ist erst mal gut, dass eine Partei natürlich eine Debattenkultur hat

00:09:09: und immer wieder aus unterschiedlichen Perspektiven versucht, Interessen abzuwägen.

00:09:13: Aber warum man das dann gleich in so eine besondere Form der Kommunikation

00:09:19: eines Manifestes überführen muss, das ist natürlich politisch sehr problematisch.

00:09:25: Denn man hätte ja auch auf dem kommenden Bundesparteitag,

00:09:28: da gibt es ja Debattenformate, in denen man dann auf der Bühne sagen kann,

00:09:32: dass man doch den Akzent zu sehr in Aufrüstung im Moment legt

00:09:38: und zu wenig in Fragen der Diplomatie.

00:09:41: Das ist ja sehr gut in so einem Format aufgehoben, das zu diskutieren dann.

00:09:47: Aber diese Form war natürlich eine ja führungskritische Formation,

00:09:54: die damit zum Ausdruck gebracht wurde.

00:09:58: In ihrer Analyse stecken ja wieder mal viele Aspekte drin.

00:10:03: Ich versuche mal zwei aufzugreifen.

00:10:04: Der eine ist ja die Überlegung.

00:10:07: Sehen Sie das Potenzial in so einer inhaltlichen Debatte tatsächlich

00:10:11: einen linkeren Flügel in der Wählerschaft über das Thema Friedenspolitik

00:10:16: wieder mehr anzusprechen als das aktuell der Falle?

00:10:18: Ich versuche, aber ich sehe nicht das Wählerreservat auf dem sogenannten Wählermarkt,

00:10:23: sondern das ist etwas, bei dem man authentisch für andere Parteien werben

00:10:29: kann, aber nicht für die Sozialdemokratie.

00:10:32: Die Sozialdemokratie hat die Arbeitszahlung in der Koalition

00:10:34: für eine moderne Arbeitnehmerpartei zuständig zu sein, für Arbeitnehmerflügel,

00:10:40: für moderne Sicherungssysteme des Arbeitens, für den sozialen Aufstieg über Arbeit.

00:10:47: So werden die Union vielleicht für Industrie und für Arbeitgeber

00:10:55: eher zuständig ist, so sehe ich eine Arbeitszahlung.

00:10:57: Und wo sind jetzt die Themen, die auch von der, von Bebelbars ausgehen können?

00:11:05: Da hat sich der eine oder andere Akzent schon gesetzt.

00:11:07: Also da sehe ich das Reservat der der Sozialdemokratie, dass man hier den

00:11:12: Wählermarkt gut bespielen kann als moderne Arbeitnehmerpartei, aber nicht

00:11:18: in diesen Themen des Pazifistischen.

00:11:25: Das ist dann natürlich in dem Zusammenhang mit dem Verteidigungsressort

00:11:27: bei den Sozialdemokraten auf Fluch und Segen zugleich.

00:11:30: Also zum einen ist es innerhalb des Kabinettes, stimmt ja die Arithmetik,

00:11:34: dass Pistorius mit dem Außenminister Wadepul eine Achse CDU SPD bilden kann.

00:11:39: Zum zweiten hat man natürlich ein Thema, wo man in der aktuellen

00:11:44: weltpolitischen Lage eben auch Akzente setzen kann.

00:11:47: Und man hat mit Boris Pistorius ja auch jemanden, der ja aufgrund seiner

00:11:51: bisherigen Arbeit, glaube ich, wahrscheinlich das Hauptargument

00:11:53: gewesen ist in den Koalitionsverhandlungen zu sagen,

00:11:56: das Verteidigungsressort bleibt bei der SPD, weil das ja, wie Sie es

00:11:59: beschrieben haben, im Zuschnitt der beiden Parteien jetzt nicht zwingt

00:12:02: an SPD-Ressorts, das hätte man sich ja auch wie in der Vergangenheit

00:12:05: bei der CDU vorstellen können.

00:12:06: Ich glaube, es ist eben für die Sicherheitsdeutschen das zentrale

00:12:09: Sicherheitsthema und wenn damit die SPD auch punkten könnte,

00:12:15: können Sie das für sich auch nutzen.

00:12:17: Das sehe ich ja so schon so, dass sicherheitsrelevante Fragen

00:12:21: auch im Rüstungsbereich, im militärischen Bereich in der Frage

00:12:26: von Wehrhaftigkeit sozialdemokratische Wählermiljöse

00:12:31: durchaus ansprechen können.

00:12:32: Also daraus kann man was machen, wenn man das eben als Sicherheitsbotschaft

00:12:37: auch entsprechend einsetzt in diesen unsicheren Zeiten,

00:12:40: dem jede Woche irgendwo neue Brandherde sich zeigen, ist das nicht

00:12:45: schlecht, einen Ressort zu haben, einen Minister zu haben, der eine

00:12:51: Sicherheitsgarantie geradezu abgibt durch die Art, wie er agiert, wie er

00:12:55: versucht, Wehrhaftigkeit auch wieder zu einem zentralen Thema zu machen,

00:13:00: auch nach neuen Instrumenten sucht, wie die Frage des Wehrdienstes

00:13:07: und so weiter.

00:13:07: Also das finde ich jetzt für die Sozialdemokratie neben dem

00:13:11: Thema Arbeitnehmerpartei zu sein kein falsches Herangehen.

00:13:19: dieses Manifest, wenn es das Ziel gehabt haben sollte, oder immer noch haben sollte, ein

00:13:25: linkes Wählerklientel innerhalb der SPD mit einem Akzent auf Friedenspolitik anzusprechen,

00:13:29: dass man ja aber gefühlt im Moment ein Groh des Wählerklientels jetzt auch über die

00:13:34: SPD hinaus eben nicht damit anspricht, weil die aktuelle Lage einer andere ist, weil

00:13:38: die Wähler sich im Moment nach Sicherheit sehen, weil die Ausrichtung dieser schwarz-roten

00:13:43: Koalition auch auf Investitionen in die Rüstung ausgerichtet ist und weil wir ja schon das

00:13:47: Gefühl haben, dass gerade Wehrhaftigkeit und die Möglichkeit von Schutz und Beschützt

00:13:52: werden im Vordergrund steht und das glaube ich eher für Irritationen im Groh der Wählerschaft

00:13:57: gesorgt hat, als jetzt einen kleinen Flügel in der Sozialdemokratie anzusprechen.

00:14:01: Zukunftssicherheit, das ist die Währung. Wer bietet das? Und dazu gibt es viele Möglichkeiten

00:14:07: innen und außenpolitisch und eben auch sozialpolitisch, bildungspolitisch in allen Bereichen. Geht es

00:14:14: um Zukunftssicherheit, was funktioniert wie? Damit hängt ja auch Zukunftssicherheit zusammen

00:14:19: und da deuten sicher die ersten positiven Umfrage-Daten an, dass die meisten schon annehmen, dass

00:14:29: es besser werden könnte im Blick auf wirtschaftliche Entwicklung. Wirtschaftswende, Migrationswende

00:14:35: war ja ein starkes Wahlmotiv. Die Regierung ist noch zu kurz im Amt, um das jetzt schon

00:14:42: in irgendeiner Weise abschließend einzuordnen, aber bis zum Herbst muss da was kommen und

00:14:46: ich finde es interessant, ich habe ja oft hier das Beispiel der Rietbahn genommen, macht

00:14:51: das auch bundesweit, bringe ich das immer, erkläre dann, was das sein könnte, wo das

00:14:54: liegt, aber jetzt kann man praktisch die Brücke von Lüdenscheidt noch mit dazunehmen, auch

00:14:59: ein Instrument, das offenbar am Wochenende ja in vielen Zeitungen eine große Rolle gespielt

00:15:05: hat, dass innerhalb von zwei Jahren diese Brücke offenbar fertig ist, zumindest eine Teilbefahrung

00:15:10: irgendwie möglich ist, das ist ja unfassbar, es braucht ja sonst 20 Jahre, genau solche

00:15:15: Beispiele für alle Lebensbereiche, das Bürokratieabbau, der Bildungsoffensiven, was auch immer, das

00:15:25: brauchen wir und das ändert dann auch unsere Einstellung zum Zukunftsdefizit, weil viele

00:15:32: gehen von einem Zukunftsdefizit aus, alles wird negativer und ich meine, sie sind ja

00:15:37: in der Maschinerie der Zukunftsdefizite, das ist ja klar bei Chefredakteuren, Zeitungen

00:15:44: sind dafür zuständig.

00:15:45: Wir benennen ja nicht nur Defizite, wir bieten ja auch Lösungen häufig, ob die dann umgesetzt

00:15:50: werden.

00:15:51: Ja gut, das ist die Form des konstruktiven Journalismus, da üben sie ja noch, oder?

00:15:56: Ich weiß es nicht.

00:15:58: Ich bin einfach nur dafür da den Finger in die Wunde zu legen und dann natürlich Ausblicke

00:16:02: zu geben, ich bin ganz bescheiden Herr Korte, ich bin die vierte, meine Position als vierte

00:16:06: Gewalt in der Demokratie.

00:16:08: Also so demutshaft habe ich es ja noch nie erlebt, es muss ein schlimmes Wochenende gewesen

00:16:13: sein, dass sie jetzt demütig, so demütig auftritt, es ist ja alles medial, immer fürchterlich

00:16:18: unsicher und nur die Diagnose, die steht immer fest, das ist interessant, also, das ist ein

00:16:28: in sich nicht schlimmiges Bild, wenn alles immer unsicher ist, es müsste ja die Diagnosen

00:16:32: unsicher sein, aber medial ist das genau anders.

00:16:36: Das macht ja aber auch den Reiz zwischen uns beiden im Dialog immer aus, dass ich auf

00:16:41: der einen Seite bin und sie da eher sehr ausgerote, grundoptimistische, analytische Wissenschaftler

00:16:47: sind und wir uns dann meistens irgendwo in der Mitte treffen.

00:16:50: Genau.

00:16:51: Das ist richtig.

00:16:52: Sie haben eben schon angesprochen, dass das natürlich auch davon lebt, was jetzt die sozialdemokratischen

00:16:59: Themen in dieser schwarz-roten Koalition sind, jetzt könnte man aus den Koalitionsvertrag

00:17:03: ja ein paar Dinge ablesen, wir haben auch schon darüber gesprochen, dass es Unverwehre zu

00:17:07: schnell nach Staat der Koalition zu sagen hier, was ist denn jetzt, also ich sage mal

00:17:13: Richtung Digitalminister oder andere Posten, die sich erst finden müssen, ich nehme aber

00:17:18: schon wahr, dass jetzt so mit steigender Zeit in diesem Korridor bis zum Herbst, man ja die

00:17:22: Erwartungshaltung haben sollte oder haben darf, dass sich da zumindest mal etwas angeschoben

00:17:29: wird, man kann jetzt nicht alles ad hoc umsetzen.

00:17:31: Sie haben Berge-Bars angesprochen mit der Diskussion über die Rente bzw. die Beamtenpensionen,

00:17:37: was sie schon mal mit eingeworfen hat.

00:17:39: Verena Huberts habe ich jetzt in ein paar Interviews wahrgenommen, die gesagt hat, wir müssen beim

00:17:42: Thema bauen natürlich Bürokratie abbauen, aber es muss vor allen Dingen alles schneller

00:17:46: gehen.

00:17:47: Sind das so zwei Punkte, die Sie dann sehen oder reicht das noch nicht?

00:17:51: Das reicht nicht, aber es kommt denn so, dass wir den Eindruck haben, dass sie professionell

00:17:57: regieren, das professionell gestartet ist kein dilettanten Staat in keinem Punkt.

00:18:02: Das ist eine soziale Demokratie, die sehr viel Erfahrung gesammelt hat in allen Regierungen,

00:18:07: seit gefühlt 100 Jahren sind die immer dabei und zuletzt haben sie ja selbst regiert, also

00:18:13: an der Poolposition und die Union hat einfach angeknüpft an dem, was sie an Erfahrung hatte.

00:18:18: Das wird man einfach, das war bei der Ampel fundamental anders, in den Häusern, in den

00:18:23: Haustürs, das würde ich nie unterschätzen und dann geht eben das professionelle Politikmanagement

00:18:30: nicht einher mit dem, was man vorhat.

00:18:33: Was war bei der Ampel anders, weil von drei Partnern zwei keine Erfahrung hatten, weil

00:18:38: jetzt hat ja von zwei Partnern einer keine Erfahrung, also das Verhältnis war einfach anders.

00:18:42: Auch die Regierungserfahrung der Minister, das war ja marginal, was da zusammenkam und

00:18:48: das ist einfach im Handwerklichen von einer Erklärung, ingegenüber bis zur Umsetzung,

00:18:56: dass daraus ein Gesetz wird, nicht nur ein weiter Weg, sondern das muss man können,

00:19:01: permanente Mehrheiten zu organisieren und auch erstmal so ein Ressort, ein Haus hinter

00:19:06: sich zu bekommen, die Maschinerie in Gang zu halten, würde ich nie unterschätzen.

00:19:10: Das ist eben das Problem von völligen Seiten-Einsteigern, die dann professionelles Umfeld brauchen.

00:19:16: Ich sage jetzt, ich kann das empirisch nicht belegen, aber der Eindruck ist, dass es hier

00:19:21: sehr professionell gestartet ist, sehr zügig die Dinge angegangen werden und man den Eindruck

00:19:28: hat, dass die da gut die Dinge abarbeiten und das war jetzt nicht unerwartet, aber die

00:19:37: Ausgangsposition der Erwartungshaltung gegenüber der Regierung, da existierte ja keine.

00:19:41: Man hat gesagt, es muss irgendwie besser werden, aber eine große Erwartung hatte man in

00:19:45: dem Punkt nicht, man setzt einfach Hoffnung da rein, dass es besser werden könnte und

00:19:51: das scheint im Moment so viele Bürger offenbar gleichermaßen, oder scheint so von denen

00:19:58: auch gesehen zu werden.

00:19:59: Man sieht ja auch, wie viel Power und Diskussionsbedarf in manchen Themen steckt, weil man sich

00:20:07: überlegt, dass allein von Bärbelbars der Vorstoß beim Thema Rente ja schon für eine

00:20:11: bundesweite Diskussion ergesorgt hat, was wir ja auch immer in der Berichterstattung

00:20:15: merken, weil Rente natürlich jeden betrifft und weil entweder beim Verhältnis Beamten

00:20:20: in der Anführungszeit oder Pension zu normalem Rentner viele Faktoren drin stecken, ob es

00:20:25: jetzt neid ist, Ungleichbehandlung, eine andere Ausgangsposition, man muss es natürlich oft

00:20:29: differenziert betrachten, ist jetzt nicht jede Rente gleich Rente und jede Pension gleich

00:20:34: Pension, aber man hat ja schon, fand ich, das Potenzial auch in der öffentlichen Debatte

00:20:38: gemerkt, dass die SPD dort einen Punkt setzen kann, wenn sie da dran bleibt.

00:20:43: Das stimmt.

00:20:45: Und das wird vermutlich auch der Bundesparteitag in der kommenden Woche in Berlin bestätigen.

00:20:54: Es wäre zumindest der Sozialdemokratie zu wünschen, dass sie das so eine Perspektive

00:20:59: nach vorne entwickelt, was sie unmittelbar einbringen wollen an Verbesserung für den

00:21:05: funktionierenden Staat aus sozialdemokratischer Sicht.

00:21:08: Das ist, glaube ich, die große Erwartungshaltung gegenüber dem Bundesparteitag.

00:21:13: Und was mich überrascht hat, Justizministerin Hubig fand ich relativ klar bisher in ihren

00:21:18: Statements Richtung AfD-Verbot, wo sie ja jetzt auch schon der FHZ, glaube ich, oder

00:21:23: eine Sonntagszeitung Interview gegeben hat mit so dem Schlüsselsatz des Verbotsverfahrenes

00:21:27: jetzt mal unabhängig davon, wie viele Leute diese Partei wählen, sondern man muss sich

00:21:30: das inhaltlich angucken.

00:21:31: Die wirkte auch sehr klar, habe ich von Vorgängern in dieser Deutlichkeit bisher auch nicht gehört.

00:21:36: Ja, die Rheinland-Pfälzer, sehr trittsicher unterwegs, ganz offensichtlich, eine gute

00:21:40: Schulung, praktisch in Rheinland-Pfalz erfahren.

00:21:44: Sind Sie bei dem Parteitag auch wieder vor Ort dann kommende Woche?

00:21:47: Ich zitiere Sie selbst, das wird dann einem wieder eine hochfeste Autosuggestion.

00:21:53: Ja genau, ist schön, dass Sie doch nicht nur mitdenken, sondern offenbar auch sich

00:21:58: Dinge merken können, längerfristig.

00:22:00: Aber wahrscheinlich ist das von den Mitarbeitern alles so aufgearbeitet, dass Sie das dann immer sofort

00:22:05: ablesen können.

00:22:07: Das ist das Schöne an diesem Bildschirm hier, das ist jetzt wie bei Werwit Melonäer.

00:22:11: Das liegt dann unten immer aus dem Anonymen auf der Redaktion, solche Hinweise, was mir

00:22:14: jetzt mal platzieren könnte.

00:22:15: Anders komme ich dann nicht auf meine Gedanken.

00:22:17: Genau, so stelle ich mir das vor.

00:22:19: Es ist ein professionelles Medienhaus.

00:22:21: Und da wird der Chefredakteur betreut.

00:22:26: Das ist eine betreute Chefredaktion.

00:22:29: Betreuter, betreuter Journalismus.

00:22:32: Gut, das ist ja, wie groß war Ihr Mitarbeiterstab in der Uni?

00:22:35: Das war ja auch eine betreute Professor, oder?

00:22:37: Ein Denker natürlich.

00:22:45: Erwarten Sie jetzt aber, was erwarten Sie für ein Parteitag von der Stimmung her?

00:22:48: Man könnte ja sagen, SPD in einer zweier Koalition mit einem guten Ergebnis aus den

00:22:52: Koalitionsverhandlungen.

00:22:54: Man nutzt das als Startrampe, um geschlossen weiterzulaufen.

00:22:57: Man könnte auch sagen, es liegt jetzt in Manifeste auf dem Tisch.

00:22:59: Und Lars Klingbeil wird nicht unkritisch gesehen in dieser Machtfülle.

00:23:03: Was werden Sie erleben?

00:23:06: Ich rechne mit einem professionellen Herangehen.

00:23:09: Das heißt, das ist eine Ausrichtung auf die kommenden Monate,

00:23:13: auf die kommenden fünf Landtagswahlen,

00:23:16: die die SPD ja auch vorsichtert, wichtige Kommunalwahlen,

00:23:19: beispielsweise in NRW, in anderen Bundesländern auch.

00:23:23: Daraus muss man Strahlkraft entwickeln.

00:23:26: Also zuversichtlich sozialdemokratische Grundmelodie.

00:23:29: Wie können wir Zukunftssicherheit sozialdemokratisch garantieren,

00:23:32: mit welchen Gesetzen, mit welchen Vorhaben,

00:23:34: mit welcher Führungserzählung?

00:23:36: Also wenn die jetzt sich auseinandersetzen mit der Führungsstruktur,

00:23:43: wer da was vielleicht ungrechterweise geworden ist,

00:23:47: wenn das eine Versuch wird, eine Aufarbeitung der Wahlschlappe,

00:23:51: dann ist es nach hinten gerichtet.

00:23:53: Das muss man in anderen Kreisen machen, aber nicht vom Bundesparteit.

00:23:56: Die Bürger wollen wissen, wofür die sozialdemokratie,

00:23:59: wofür sie brauchen in dieser Koalition?

00:24:01: Was können die besser als andere?

00:24:03: Das sollte man am Parteitag als Bürger hören.

00:24:06: Und darum geht es.

00:24:08: Dann bin ich sehr gespannt.

00:24:10: Sie sind ja aktuell schon in Berlin,

00:24:12: laufen Sie sich schon warm für den Parteitag?

00:24:14: Oder gehen Sie vorher nach Hause?

00:24:16: Am Mittwoch auch eine wichtige Habitationsprüfung wieder in Duisburg.

00:24:19: Dann als Tag halte ich einen Vortag in Bremen.

00:24:23: Also bin noch unterwegs, bis vor bis, bis nächste Woche bin ich dann wieder hier, natürlich.

00:24:28: Also es ist schön aufgeheilt, jeder Tag.

00:24:31: Also ich bin malenweit davon entfernt von der Habitationsprüfung,

00:24:35: aber ob ich mich von Ihnen gerne prüfen lassen würde,

00:24:38: abseits unseres Podcasts jede Woche bin ich mir auch unsicher.

00:24:41: Das wäre die Hölle.

00:24:43: Das wäre ja wahrscheinlich sehr anstrengend.

00:24:46: Das sehe ich schon, aber ich ... ja.

00:24:49: Uns beide.

00:24:51: Herr Korte, noch eine letzte Frage,

00:24:53: die Sie vorhin bei der Ehrennadel nicht erwähnt haben.

00:24:55: Was hat es denn mit der Torteaussicht?

00:24:57: Wir kennen der Tortenfan und die Ehrennadel befug mich jetzt dazu,

00:25:02: dass ich bei meinem Lieblingskonditor in Duisburg,

00:25:06: das ist die Bäckerei Doppelstein oder das Café Doppelstein,

00:25:11: lebenslang meine Lieblingstorte ist die Knuspertorte bekommen kann.

00:25:16: Ich habe das einfach so behauptet, am Ende meiner kleinen Dank rede,

00:25:22: aber es kam gut an und die Rechnung wird dann immer der Obergemeister kriegen.

00:25:26: Ich fand das ja wirklich eine schöne Idee,

00:25:28: muss ja engen Konsequenz haben dieser Ehrennadel,

00:25:30: außer dass ich die Trage bei wichtigen anlässe.

00:25:34: Das sei Ihnen gegönnt und wir als Hörer und Gesprächspartner

00:25:38: werden in Zukunft sehen, ob die Zahl ihrer Radurlaube in Mallorca steigt,

00:25:42: weil sie die Funde, die sich von der Torte ergeben, wieder abstrampeln müssen.

00:25:46: Ja, ich höre mich, das stimmt.

00:25:48: Vielen Dank Herr Korte auch heute wieder für die Einschätzung,

00:25:50: in diesem Fall mit dem Schwerpunkt zur SPD.

00:25:52: Wir hören uns in der nächsten Woche wieder.

00:25:54: Ich wünsche Ihnen und unseren Hörern und Hörern und natürlich auch Zuschauern,

00:25:58: damit wir uns jetzt ja sehen und auf YouTube unsere Unterhaltung angesehen werden kann.

00:26:02: Noch eine schöne Woche, bis dahin, auf Wiedersehen.

00:26:24: Wenn Sie uns auf Feedback, Anregung oder Kritik,

00:26:26: dann schreibt uns über Social Media oder per Mail an audio@virm.de

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