Folge 39: Das Ende der "Verschwendungsharmonie"? – Koalitionsvertrag trifft auf Realität
Shownotes
„Die Fallhöhe ist groß“, sagt VRM-Chefredakteur Dennis Rink – und bringt damit die Lage der neuen Bundesregierung auf den Punkt. Vieles wird auf Pump finanziert, der Koalitionsausschuss ringt um erste Entscheidungen, CDU und SPD positionieren sich – auch gegeneinander. Was steckt hinter dem aktuellen Machtgerangel?
Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte analysiert: „Außenpolitisch sehr professionell, innenpolitisch … geht so.“ Die Einigkeit der Anfangszeit sei verloren gegangen – die frühere „Verschwendungsharmonie“ existiert nicht mehr. Stattdessen fehlt der Regierung ein strategisches Zentrum.
Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sorgt für Gesprächsstoff. Wie viel Einfluss hat die CSU noch – und was will sie? Und Söder? Korte kritisiert den in den sozialen Netzwerken aktiven Parteivorsitzenden deutlich: „Mir fehlt es da an Amtswürde.“
Ein Angebot der VRM.
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00:00:00: Korte und Ring. Politik, die bewegt.
00:00:07: Einen neuen Montag und deswegen höchste Zeit für unseren VM-Podcast Korte und Ring. Auch
00:00:16: heute darf ich wieder mit dem renommierten Politikwissenschaftler Prof. Dr. Karl Rudolf
00:00:20: Korte oder wie bekannte, wie ich ihn nennen, Mozart über das politische Geschehenspressen.
00:00:25: Wie war Ihr Wochenende, Herr Korte, im Zeisen eines Mozart-Eises, oder? Ja, das gab es natürlich,
00:00:31: aber es wurde ja eingeleitet durch das grandiose VRM-Fest, was fröhlich zuversichtlich war
00:00:37: auf dem Lerchenberg, der kein Lerchenberg ist, sondern der Marine Born offenbar ist,
00:00:41: was ich immer wieder neu lerne. Viele wichtige Leute zusammengebracht hat. Für einen Veranstalter ist
00:00:47: natürlich toll, Reputationsgewinn kann man sagen, auf der ganzen Linie, wenn aus allen
00:00:52: Lebensbereichen die Leute dorthin kommen wollen. Das ist ganz gut, aber es kann ja nicht nur an
00:00:58: ihnen liegen, ganz offenbar, sondern es liegt wahrscheinlich daran, dass sie wissen, dass der
00:01:02: Ministerpräsident kommt. Ich glaube, es lag an ganz vielen Dingen und gerade nicht an mir Herr Korte,
00:01:06: aber ich habe mich natürlich sehr gefreut, oder wir freuen uns ja als Veranstalter, dass der Sommerabend
00:01:11: so eine hohe Nachfrage hat und dass wir tatsächlich immer relativ schnell ausgerucht sind und die
00:01:15: Leute sich manchmal noch drum schlagen, doch noch von uns eingeladen zu werden, ist ja von VRM,
00:01:20: IHK und HWK und das ist natürlich auch ein gutes Zeichen für so eine Veranstaltung.
00:01:24: Naja und dann haben natürlich fast alle Hörerinnen und Hörer auch Mammutprogramme am Wochenende
00:01:29: bestimmt gehabt, denn dann, wenn die Ferien beginnen, das ist die letzte Chance, noch mit Leuten was
00:01:34: zusammen zu machen, alle feste Feierlichkeiten, die am letzten Wochenende nicht zeitlich reingepasst
00:01:39: haben, die waren dieses Mal. Das ist schon ein Festmarathon immer, bevor dann jetzt alle entlassen
00:01:46: sind und als Großvater war ich natürlich auch gefordert in Vierfahrer Hinsicht, bald in Vierfahrer
00:01:52: Hinsicht mit Zeugnissen, die nicht nur zu würdigen, sondern auch finanziell zu unterstützen,
00:02:01: wie das ja heute so gemacht wird. Kommen Sie aber noch um die Runden oder soll ich sammeln gehen?
00:02:06: Ne geht noch, also Kredite brauchen wir noch nicht aufnehmen, vielleicht beim Fünften dann.
00:02:11: Ja irgendwann wird dann das viel und wenn die dann erst mal studieren? Ja, naja klar, das muss ich
00:02:19: nicht sagen, auch als Familienvater, dass da die einen oder anderen Kostenstelle auf einen zukommen wird.
00:02:24: Ab und pro Kostenstelle Akkorde, wir haben natürlich auch ein politisches Thema und zwar
00:02:29: letzte Woche den Koalitionsausschuss und zwar, da würde mich jetzt ihre Einschätzung interessieren,
00:02:35: ist das der erste Knarzen der Koalition, der erste Dispute, die erste Krise,
00:02:40: welche Flughöhe hat denn das, was da letzte Woche an Diskussionen gerade rund um die
00:02:44: Stromsteuer passiert ist? Also ich sehe das noch in einem Lernmodus, diese Koalition, die sich noch
00:02:51: ein bisschen auch neu organisiert im Politikmanagement und wir haben ja alle gemerkt, dass das bei diesen
00:02:58: Fragen der Stromsteuer offenbar nicht richtig glatt lief, denn im Kabinett zwischen Klingbeil und
00:03:05: März hat man sicher verständigt, aber offenbar nicht alle mitgenommen und Führende brauchen
00:03:11: immer folgende, sonst ist Führung sinnlos, die Folgenden waren hier beispielsweise offenbar nicht
00:03:17: der bayerische NRW-Ministerpräsident, auch nicht der Generalsekretär der CDU und auch nicht der
00:03:26: Fraktionsvorsitzende der CDU, also das war der eine oder andere, die ja nicht eingebunden war. Das
00:03:31: finde ich jetzt klingt erst mal wie Missmanagement, was man austarieren kann, was man neu justieren kann,
00:03:39: denn in der Außenpolitik läuft es ja ganz offenbar glatt und relativ aus einem Guss. Aber sind ja
00:03:45: schon eine Reihe von prominenten Namen gewesen, also da sind ja jetzt nicht Leute aus der 2. oder
00:03:49: 3. Reihe gewesen, die gesagt haben Freunde gefällt mir nicht, sondern wie sie es angesprochen haben,
00:03:54: Karsten Lindemann, Jens Spahn, Henrik Wüst, auch bei SPD, Alexander Schweizer hat es auch
00:04:04: unter anderem kritisiert, man hat sich ja am Ende dann gefragt, weil so viel Kritik an der
00:04:09: Entscheidung, wer denn jetzt schuld gewesen ist, also es lässt sich ja auf Partei konzentrieren,
00:04:13: sondern eben auf Klingbeil und März. Die Streitkoalition der Ampel ist ja nicht nur am
00:04:18: Geld zugrunde gegangen, sondern auch, dass man eben kein strategisches Zentrum hatte,
00:04:22: man hatte keine Rollendefinition der einzelnen Entscheidungsgruppen und so sehe ich das ja
00:04:28: auch, dass das strategische Zentrum sich erst noch herausbildet für das innenpolitische
00:04:33: Management, deswegen sind die noch lernt unterwegs und bei einer doch Entscheidung, die für die
00:04:41: Glaubwürdigkeit wichtig ist, aber in der Sache, in der Substanz, wenn das am Ende 100 Euro pro
00:04:45: Familie gibt, nicht so dramatisch ist, scheint man hier sich neu zu orientieren, aber es ist sehr
00:04:53: interessant zu sehen von unserem letzten Podcast, ja auch nochmal das einzublennen, wie praktisch
00:04:58: die Machtkonstellation sich verändert durch Bundesparteitage, Klingbeil also doch deutlich
00:05:04: geschwächt ist, März versucht ihn natürlich aufzurichten, auch zu stützen in dieser Mandatachse
00:05:09: und gleichermaßen kann Klingbeil, weil er eben geschwächt ist, nicht gleich etwas anbieten,
00:05:14: denn wir haben ja eine Verschwendungsharmonie geradezu innerhalb dieser Koalition durch das
00:05:19: Begrüßungsgeld am Anfang, jetzt geht es darum, Verlust, Kompetenz auch zu entwickeln, der Schmiermittel
00:05:25: der Politik ist ja Geld, wenn das weniger ist und wir in den Kernhaushalten offenbar
00:05:30: zusammenstreichen müssen, da gibt es noch nicht die Priorisierung, die ich bei der Außenpolitik
00:05:35: erkennen kann, ohne Priorisierung wird es nicht laufen und da muss man was anbieten, was man
00:05:40: eben bei einer Wende zum weniger einschmilzt geradezu und da braucht man starke Machtaktüren
00:05:46: und Klingbeil ist im Moment ganz schwach so, dass er einfach nicht bei Zehmer Bürgergeld
00:05:50: zum Beispiel unmittelbar auf die Union zugehen kann. Das ist interessant, immer zu sehen,
00:05:55: wie diese Machtfluide ist, wie sich verändert von Tag zu Tag und sofort, dass es dann Auswirkungen
00:06:02: hat und es gibt auch Kuriositäten, dass beim Koalitionsausschuss der Chef des Kanzleramtes
00:06:07: nicht dabei war, der offenbar auf einer Veranstaltung im eigenen Wahlkreis war, das ist ihm ja zuzubillingen,
00:06:13: da ist ja auch, er hat ein Bundestagsmandat, das muss er auch vertreten, aber solche Sachen
00:06:20: sind, das sind Anfangswierigkeiten, die natürlich sich nicht wiederholen dürfen.
00:06:24: Bei die Fallhöhe ist natürlich im Moment relativ groß, weil der Koalitionsvertrag ja zu gewissen
00:06:29: Teilen auf Pump aufgebaut wurde und wir ja durch das Sondervermögen und das Aussetzen der Schulden
00:06:34: etwas übertrieben gesagt das Gefühl hatten jetzt nicht wir schwimmen um Geld, aber jetzt
00:06:39: wir können wieder ein bisschen gestalten, das bleibt natürlich auch so, aber wenn es jetzt
00:06:42: bei den ersten Entscheidungen tatsächlich auch wieder am Geld scheitert, bleibt dann natürlich
00:06:46: was hängen, man könnte es schon fast sagen Koalitionsvertrag trifft auf Realität und wenn
00:06:51: dann Maßnahmen sind dann was zusammenzustreichen, ist vielleicht der Zauber dieses Starts schon
00:06:56: etwas dahin. An seiner Seite haben Sie schon eine Menge jetzt vor der Sommerpause auf den Weg
00:07:02: gebracht, muss man fairerweise sagen, was eine andere Grundmelodie trägt und auch wie der
00:07:09: Haushalt jetzt insgesamt zustande kam klingt anders. Andererseits im Vergleichsmaßstab,
00:07:14: die Ampel ist eben auch so gestartet, obwohl mit Yukamern die keine Regierungserfahrung
00:07:22: hatten im grün-gelben Kontext, dass sie doch die ersten Monate rasant auch diese Fortschrittsidee
00:07:29: vor sich hergetragen haben bis der Krieg kam und auch gemeinsam zusammengearbeitet haben,
00:07:34: also das muss man auch nochmal in der Rückblende sagen, dass das am Anfang funktioniert. Vielleicht
00:07:38: ist jetzt das ein früher Zeitpunkt ein Prüfstand aufzumachen, denn bisher kam uns ja diese Regierung
00:07:47: im außenpolitischen internationalen Kontext sehr professionell von Anfang an vor, dass sie das
00:07:53: jetzt zu seinem Frühensstadium noch korrigieren kann. Wenn sich das jetzt nach der Sommerpause
00:07:58: fortsetzt, die ist ja jetzt in der Sitzungswoche verkürzt worden, um den Haushalt früher zu
00:08:03: beschließen für 25, wenn sich das wiederholt, dann wäre das natürlich eine Fortsetzung. Und
00:08:11: dann ist es dieser, wie Sie sagen, Realitäts-Einbruch. Ja. Es ist natürlich auch immer die Frage,
00:08:17: wer mit seinen Projekten dann durchkommt. Also die sagt man Mindestlohn ist jetzt nicht so gekommen,
00:08:22: wie die SPD es versprochen hat, wobei man auch einschränken muss, dass es ja von der unabhängigen
00:08:26: Kommission festgelegt worden. Also da ist es natürlich nur ein begrenzter politischer Rahmen zu
00:08:31: sagen, die SPD hätte gerne 15 Euro und jetzt gibt es eben einen anderen Vorschlag, aber es bleibt
00:08:35: natürlich hängen, dass es weniger als das, was die SPD versprochen hat. Spromen haben wir jetzt
00:08:40: gerade angesprochen und dagegen steht, dass die Mütterrinde immer noch steht, was auch Alexander
00:08:44: Schweizer schon gesagt hat, die Union soll sich bitte nicht zu sehr von Markus Söder aus Bayern
00:08:49: treiben lassen. Ich glaube, da geht es jetzt natürlich auch darum, wer kommt mit seinen
00:08:52: Sondierungs-Fasen, wo dies durch und wenn nicht? Ja, wir waren ja eigentlich öffentlich etwas
00:08:57: beruhigt, dass Söder nicht mehr so imposant im Zentrum stand. Das deutet ja daraufhin, dass
00:09:04: auch die Politik seriöser wird, ganz offensichtlich erst jetzt zurück, ganz offen war. Denn das war
00:09:11: ja eine Vereinbarung mit der Mütterrinde, die schon in der Sondierungsphase gelaufen ist und so wie
00:09:16: ich Dobrindt in einem Interview gestern verstanden habe, gewichtet er diese Sondierungsvereinbarung
00:09:21: noch mal wichtiger. Die stehen aus seiner Sicht nicht unter Finanzierungsvorbehalt wie alles andere
00:09:27: im Koalitionsvertrag. Eine interessante neue Prioritätensitzung, die ich, die ich so noch nicht
00:09:32: gehört hatte. Aber nicht nur, dass das kommt, sondern dass es vorgezogen wird, ist eine
00:09:37: Kuriosität. Also kein Ökonom kann, heißt das in irgendeiner Weise gut, dass das jetzt zu diesem
00:09:47: Zeitpunkt zukommt. Das ist gesellschaftspolitisch natürlich eine wichtige Akzepturierung, aber ob
00:09:54: sie den Prioritätsgrad verdient, wie das ein oder andere, da haben doch viele ihre Zweifel.
00:10:02: Aber es ist tatsächlich ja kurios, weil der CSU ja so sehr am Herzen liegt. Also ich erinnere mich
00:10:09: noch an die Vorstellung des Koalitionsvertrages von Markus Söder in seinem eigenen neuen Redestil
00:10:14: da so drauf gepocht hat und das nochmal betont hat und natürlich was sie sagen in den Sondierungsgesprächen.
00:10:20: Also wenn das jetzt eine der wenigen Maßnahmen ist, die nicht unter dem Finanzierungsvorbehalt
00:10:24: stehen und das ist ja so die Blanko-Einrichtung im Koalitionsvertrag, wo man im Zweifel eben bei
00:10:29: jedem Vorhaben sagen kann, ja es steht unter Finanzierungsvorbehalt, wir haben das Geld nicht,
00:10:33: deswegen, wir haben ja von vorn reingesagt, es geht nur, wenn es finanziert wird. Das ist interessant,
00:10:38: aber woher kommt denn dann diese Machtarithmetik oder diese Machtposition der kleinen CSU aus Bayern?
00:10:45: Natürlich funktioniert die Unionsfraktion nur mit der CSU, aber setzen sich da einmal die Lauten
00:10:49: durch oder was sind deren Druckmitteln? Das ist schwierig zu beantworten, finde ich, weil das natürlich
00:10:57: erstmal klassisch eine reine Regionalpartei ist, die sich natürlich vom Machtanspruch nur so
00:11:03: aufflustern kann, mehr als ein Scheinriese zu sein der deutschen Politik dadurch, dass sie eben in
00:11:10: Berlin zu oft oder früher in Bonn mitregiert hat und dadurch schon mehr ist als eine, so wie wir es
00:11:18: jetzt sehen, im Osten beispielsweise BSW, den einer anderen Regierung mitregiert, mehr ist als eine
00:11:28: Regionalpartei vom Anspruch her auch die Konstellation eben einer Sondervereinbarung, die zu
00:11:35: jeder Beginn, zu jedem Staat der Legislaturperiode erneuert wird zwischen CDU und CSU als Fraktionsgemeinschaft,
00:11:42: ist schon eine Besonderheit als Kuriosität, sodass wir sie in der Tat immer mit als Partei dazu
00:11:49: rechnen sollten, aber von der Größenordnung her sind sie eben zum Beispiel kleiner als die NRW
00:11:55: Landesgruppe, sie haben weniger Mandatsträger, ist NRW ja nicht berechtigt stärker sich zu
00:12:01: artikulieren, als die CSU macht es aber offenbar nicht, also für ein schwieriges Terrain nicht neu,
00:12:08: aber bisher hatte ich den Eindruck, dass das März ganz gut gelungen ist, ihn einzuhägen und nicht
00:12:21: nur als vorpreschenden zu beobachten, sondern ihn so einzubinden, dass das destruktive Momentum,
00:12:29: was ja gerne aus München dann gesendet wird, bislang gering war, aber es ist in Öffentlichkeit finde
00:12:37: ich schwer darstellbar, dass so ein Machtanspruch einer kleinen Partei, die natürlich ein paar
00:12:44: prozenten bei dem Union Sieg mit dazu liefert, zäuliche großen Auswirkungen haben kann,
00:12:51: dass sie sichtbar eben im Koalitionsausschuss auch eine große
00:12:55: Rolle spielt? Sieht man ja auch an der Ressortverteilung, also dass die CSU
00:12:59: immer in der Lage ist zu sagen oder wie Söder ja auch nach der Wahl gesagt hat,
00:13:03: ich reklamiere mindestens einen starken Ministerposten. Für mich, was er dann der
00:13:07: Innenminister geworden ist, als beim Thema Migration, sage ich mal zentrales
00:13:11: Ressort im neuen Kabinett ist das ja schon auch eine besondere Situation, wie sie
00:13:16: ansprechen und natürlich auch unter dem unter dem Zeichen, dass Markus Söder
00:13:21: hier in den letzten zwei, drei Jahren einen Wandel durchlebt hat. Also man hat ja
00:13:25: Bayerische Ministerpräsidenten, ob setzstäuber oder Seehofer oder andere,
00:13:28: waren schon immer als sehr wortstark und selbstbewusst wahrgenommen. Aber Markus Söder,
00:13:33: ich weiß nicht, ob er sich ein neues Image aufgesetzt hat, was ja auch seines
00:13:35: Ocean Media Auftritte angeht, aber er beschreitet da ja irgendwie einen anderen
00:13:40: Weg, ich weiß nicht, ob er sich über andere Wählergruppen ansprechen möchte.
00:13:43: Er ist noch mehr um sich selbst kreisend als die anderen, er nimmt sich noch viel
00:13:48: wichtiger. Ja, er hat die miserable Wahlergebnisse für die CSU in Bayern bei
00:13:56: allen zurückliegenden Wahlen, die er zu verantworten hat eingefahren. Absolut
00:13:59: miserable. Das überspielt er großartig und anderseits schafft das natürlich, dass
00:14:07: die CSU immer noch mehr als Partei ist in Bayern als Staatspartei. Das ist auch
00:14:12: keine Selbstverständlichkeit als konservative Volksparteien über 30
00:14:16: Prozent bekommen, das ist stark. Man wundert sich, wie divers offenbar dieses
00:14:21: Landpolizist kulturell aufgestellt ist, weil er als Typ, wir haben ja darüber
00:14:25: aufgesprochen, als Führungsfigur, als Kommunikationsagent, als Mittepopulist
00:14:30: geradezu völlig unwählbar wäre in Schleswig-Holstein. Die haben nicht ohne
00:14:35: Grund, Günther und Söder, diese Auseinandersetzung. Es ist interessant, wie
00:14:40: eben trotz der Wahlmuster, die vergleichbar sind auf die verschiedene
00:14:45: Wählermärkten in allen Bunden, es ist doch die auch die großen Unterschiede
00:14:49: gibt zwischen auch Nord und Süd, nicht nur zwischen West und Ost. Das sieht man
00:14:55: sehr gut an dieser Polarisierung im Bundesdurchschnitt Person und Söder.
00:15:02: Ich glaube auch, dass man bei ihm ja ablesen kann, dass wenn er unter Druck
00:15:07: gerät oder etwas, das hatten wir jetzt schon zwei, drei Mal, entweder Wahlergebnisse
00:15:10: oder die Affäre um Aiwanger oder generell das Bündnis mit den freien Wählern,
00:15:14: was man ja auch kritisch sehen kann. Auch aus einem typischen CSO wie der
00:15:17: Klientel ist ja bei ihm aber stets Angriff die beste Verteidigung. Also man hat
00:15:21: das Gefühl, je mehr unter Druck steht, desto mehr geht er eigentlich voran, um
00:15:25: wahrscheinlich von den eigenen Problemen abzulegen. Er hat eine besondere Art zu
00:15:31: hierarchisieren. Es ist ganz klassische Führung, die er da an den Tag legt, eine
00:15:37: Führung, die auch unkalkulierbar ist, weil er die Themen ja wechselt permanent und
00:15:45: mal für etwas, mal gegen etwas ist. Es ist auch unkalkulierbar. Das macht ihn zu
00:15:53: einem Selfmade-Mann geradezu, der eben ja wieso bei einer Disco-Kugel, die im
00:16:00: Zentrum in alle Richtungen schillert, er kreist um sie permanent. Und das ist
00:16:07: so kommt einem das vor und es ist dann über die sozialen Medien noch besonders
00:16:14: verstärkt, indem er aus meiner Sicht so unseriös auftritt, dass das der
00:16:22: Rolle, der respektvollen Rolle eines Ministerpräsidenten nicht mehr gerecht
00:16:27: wird. Natürlich kann man mal Esken posten, aber wie er da Bilder absetzt, wie er sie
00:16:33: übersetzt, ist, finde ich, mit so einer Form von Amtswürde, vielleicht habe ich ein
00:16:39: total nächstes Verständnis, so eines Ministerpräsidenten kaum zu vereinbaren.
00:16:44: Ich habe nichts dagegen, dass der mit Humor das macht, aber es ist eine
00:16:49: Infantilisierung, eine Banalisierung und der Respektlosigkeit zuletzt ja mit der
00:16:56: Wurste auch in Barschau, da sieht man die Worte aus. Was das gerade im so stolzen und
00:17:04: eigentlich traditionellen Bayern
00:17:07: hingenommen wird oder akzeptiert wird, weil normalerweise müssten dort ja
00:17:12: konservative CSU-Wähler sagen, hier, Freundchen, das irgendwie repräsentiert
00:17:18: unsere stolze CSU. Ja, weil es den Kernbestand von
00:17:21: Bürgerlichkeit, also bürgerliche Seriosität, bürgerliche Tonalität,
00:17:28: durchaus moderne Bürgerlichkeit auch, aber dann nicht trifft und das ist ja,
00:17:34: finde ich jetzt, auch wenn das vielleicht ein Bruch thematisch ist, aber ich
00:17:40: mute es ihnen jetzt einfach mal zu, weil ich ja hoffe, dass sie frisch sind, dass
00:17:43: sie mitdenken können, bei der AfD ja jetzt auch der Versuch, also weniger
00:17:49: prollig aufzutreten, sondern mehr letztlich, sie haben es nicht so benannt,
00:17:54: bürgerlich daherzukommen, zumindest in einigen, also in dem neuen Positionspapier
00:18:00: wird das gemacht. Ein Wochenende hatten wir viele Beispiele aus ganz unterschiedlichen
00:18:04: Richtungen, Parteiausschussverfahren, natürlich Thüringen ist gegen alles,
00:18:10: solche Mechanismen gibt es natürlich auch, es ist nicht einheitlich, aber der
00:18:14: Versuch ist da, normaler zu werden im Vergleich zu anderen Mandatsträgern in
00:18:20: der Tonalität und das ist natürlich unter dem Druck der Gerichtsurteile, der
00:18:26: Beobachtung des Beobachtungsstatus des kommenden Verfassungsgerichtsurteils
00:18:30: dazu zu sehen, bei dem ja fast immer es nicht nur darum geht, den Nachweis
00:18:35: programmatisch zu erbringen, wie extremistisch sie sind, sondern in der
00:18:40: Form, wie sie sich artikulieren und insofern schon clever diese Melonisierung,
00:18:47: die letztlich angelegt ist, nicht programmatisch mittiger zu werden, aber
00:18:52: in Auftreten bürgerlicher und damit gefühlt wählbarer oder einfach
00:18:58: gesellschaftsfähiger. Ja und das zeigt da ja im Wochenende war ja auch bsw, also die
00:19:03: Chefin zumindest bewegt sich auf die AfD zu, das ist ja alles im Auge behalten, wie
00:19:07: flüssig die Übergänge sind, wer wie aufeinander zugeht, da ist ja Bewegung
00:19:13: da und die AfD sieht sich wahrscheinlich im Zenit ihrer Macht, fast 20% oder
00:19:21: 20% Bundestagsbundesweite umfragen, aber das vieles deutet auf ihn, dass das
00:19:27: ausmobilisiert ist, dass da nichts dazukommt automatisch, aber sie wollen
00:19:31: natürlich mehrheiten bilden für Regierungen und da müssen sich ändern
00:19:36: und das versuchen sie jetzt. Erwächst da aus ihrer Sicht bei der
00:19:40: Annäherung zwischen bsw und AfD gerade mit Blick auf den Osten eine Machtoption?
00:19:46: Nein sehe ich so nicht, weil es doch wenn man genauer hinguckt, beispielsweise ja
00:19:51: dort wo es am wichtigsten wäre in Thüringen mit den Führungsspitzen der
00:19:58: bsw vor Ort überhaupt nicht machbar ist. Die haben sich ja auch von Wagenknecht
00:20:03: im Prinzip gelöst. Genau, man muss genau hingucken, es wird den anderen Landesverbänden
00:20:08: versucht, da kann es eher eine Rolle spielen, aber das ist im Moment ein
00:20:13: Ostphänomen in dieser Ausprägung, dass bsw ich sehe da keine Renaissance, sodass
00:20:19: diese Gespräche langfristig aus meiner Sicht im elektoralen Verständnis für
00:20:24: Wahlen keine Auswirkungen haben. Das ist ja ohnehin die Frage, wie stark dann
00:20:29: Sarah Wagenknecht bei Landesverbänden bleibt, weil man ja bisher bei den drei
00:20:33: Wahlen im Osten gemerkt haben, auch nach der Wahl, haben die sich ja relativ
00:20:37: schnell von ihr emanzipiert und haben dann ihr Ding gemacht, auch gegen den
00:20:41: Willen von ihr und das zweite ist natürlich wie dann auch inhaltlich das
00:20:44: zusammenpasst. Also man kann sich in gewissen Punkten sicherlich ein paar
00:20:48: Schnittstellen zwischen AfD und bsw vorstellen, aber da gibt es auch ein paar
00:20:51: Unterschiede, weil die ja auch von zwei Rändern kommen, also da sind ja im
00:20:56: Prinzip die beiden Ränder bewegen sich ja aufeinander zu, aber da gibt es ja auch
00:20:59: fundamentale Unterschiede, obwohl man nicht weiß, ob man dann am Ende für
00:21:02: vermeintliche Machtoptionen versucht, irgendwas zu schmieden. Ja, das ist so,
00:21:08: das ist schwer überschaubar, sind unvergleichbar, deswegen war bsw ja
00:21:13: wähler wählbarer, weil sie überhaupt nicht radikal im bürgerlichen Sinne
00:21:19: verständlich ist, auch daher kam, AfD aber und im Osten die Radikalität ja auch
00:21:25: gerade bewusst gewählt wird, deswegen hat die AfD auch so auftrumpfen können, aber
00:21:30: sie in Eintopf zu werfen, das geht nicht, es gibt natürlich Schnittmengen bei der
00:21:36: Antikriegs-Rhetorik, bei der Russland-Freundlichkeit, da gibt es natürlich
00:21:41: Schnittmengen. Okay Herr Korte, das waren besannte Einblicke heute, vielen Dank, ein
00:21:48: wunderen. Wenn Sie, wenn Sie richtig zugehört haben, dann waren das
00:21:51: interessante Einblicke. Ich habe mich bemüht, ich hoffe, dass unsere Hörerinnen
00:21:54: und Hörer aufmerksam zugehört haben und dass es auf jeden Fall für Sie
00:21:57: interessante Einblicke waren. Die machen das, die gehen ja immer die entsprechende
00:22:00: Resonanz ja wunderbar, dass die Menschen uns so intensiv folgen, bei uns, wir können
00:22:06: uns bei denen auch mal bedanken, dass sie so höhren, die Hörerinnen und Hörer.
00:22:11: Dann machen Sie mal, Herr Korte. Ja, großes Dankeschön an alle, die uns jede Woche
00:22:16: systematisch hören und auch anspornen, dass wir nicht nur wichtige Themen, wir
00:22:23: uns wechselseitig versuchen, darüber zu verständigen, sondern auch versuchen,
00:22:29: so ein bisschen die Balance zu halten zwischen Chefredakteuren und
00:22:34: Wissenschaft. Das ist nicht immer einfach, das fällt mir sehr schwer, ich gebe mir
00:22:37: sehr große Mühe, weil mitzuhalten mit Chefredakteuren ist ja für mich kein
00:22:42: Alltag, sondern ich gucke ja immer hier rauf, deswegen ist ja auch nicht ohne Grund
00:22:46: VRM auf einem Berg. Und damit nicht umgehen, dass Sie das heute so samstmütig sind,
00:22:51: vielleicht denke ich Ihnen noch etwas dankbar für den Sommerabend der
00:22:54: Wirtschaft, aber ich bedanke mich natürlich auch bei unseren Hörern und
00:22:57: Hörern für die Treue und das wöchentlich Interesse an unserem
00:23:00: Podcast. Ich hoffe, denen macht das genauso viel Spaß wie uns beiden, Herr Korte.
00:23:03: Ja, und wir müssen jetzt mal eine Sommerpause ankündigen, weil alle sind
00:23:07: den Sommerfähen. Ich würde sagen, wir machen nächste Woche eine Folge mit
00:23:11: den Best-of-Korte-Hortbildungen, da waren ja heute auch schon wieder ein, zwei
00:23:15: dabei, die wir direkt aufgreifen und danach würden wir uns in eine vierwöchige
00:23:19: Sommerpause bis nach den Sommerfähen verabschieden. Was halten Sie davon?
00:23:24: Ja, gute Idee. Das ist mit Ihren Urlaubsplänen, Sie haben ja in der
00:23:27: keine Wohnung. Das passt. Treue Hörer haben jetzt aber noch die Erwartungshaltung an
00:23:32: die letzte Frage. Was machen Sie diese Woche noch? Diese Woche ist auf jeden Fall
00:23:36: etwas Wichtiges, eine Antrittsvorlesung von Professor Dr. Martin Florak im
00:23:43: Dysburg, bei der ich dabei bin, den ich diesen Antrag auch sehr unterstützt habe,
00:23:48: der da eine Professur übernimmt. Insofern bin ich diese Woche auch mal wieder
00:23:52: in Dysburg zu einer großen Feier, einer wichtigen Wissenschaftliebefeier dabei und
00:23:56: am Freitag sehen wir ja viele Hörerinnenhörer sicherlich auch bei den
00:24:00: Miblungverspiel in Worms. Da ist große Premiere, diesmal schon jeden Abend
00:24:05: 1400 Karten ausverkauft offenbar. Das ist schon ein, auch ein Reputationsgewinn
00:24:12: für die Stadt und das kann ich jeder Stadt nur raten, groß zu denken, dann wird
00:24:17: auch was draus. Ein gesellschaftliches Highlight in Rhein-Hessen tatsächlich
00:24:21: Jürgen Häfner. Über Rhein-Hessen weit hinaus. Ja, aber ich wollte nur sagen,
00:24:26: Jürgen Häfner der Geschäftsführer von Norte-Rheinland-Pfalz sagt, dem wir beim
00:24:29: Sommerabend aus seiner Sicht gibt es in Rhein-Hessen drei Veranstaltungen, die
00:24:33: über alles strahlen und wo die Leute gerne hin würden und nicht jeder hinkommt.
00:24:37: Das sind die Fernsehsitzungen, die hier Sommerabend der Wirtschaft und die
00:24:41: Miblung verspielen. Ah, der sagt ist klar, dass dieser Trierlog, den mussten ja loswerden,
00:24:47: ist klar. Ja, also die Lotto-Gesellschaft ist auch praktisch eine Heilungssprechung.
00:24:53: Ja, ich habe wie gesagt den Geschäftsführer nur zitiert. Ja, dann wünsche ich Ihnen
00:24:58: eine tolle Premiere am Freitag Gorte und vielen Dank fürs Zuhören an unsere
00:25:03: Hörerinnen und Hörer und dann hören wir uns nächste Woche Montag ein letztes
00:25:07: Mal vor der Sommerpause mit den Best of der Wortschöpfung des Professor
00:25:11: Dr. Karl-Rudolf Mozart Korte. Okay, ciao.
00:25:41: Das war das Video at vorm.de.
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