Folge 05: Eindrücke vor der US-Wahl
Shownotes
Es gibt eine neue Stimmung, ein neues Narrativ in Amerika. Zwei Wochen vor der US-Wahl ist nicht mehr Joe Biden der Alte, sondern Donald Trump. Kamala Harris ist die Herausforderin, obwohl sie amtierende Vize-Präsidentin ist. VRM-Chefredakteur Dennis Rink spricht mit Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte, der zur Wahlbeobachtung in Washington D.C. weilt, über die Motive von amerikanischen Wählerinnen und Wählern, die eine oder andere Partei zu wählen.
Im Podcast geht es unter anderem darum, welche Rolle die Finanzströme der demokratischen und republikanischen Unterstützer spielen. "Das Trumplager kämpft sich zurück", erklärt Korte die aktuelle Situation um eine "zukunftsängstliche Empörungsbewegung", die sich nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland erkennen lasse, wie der Politikwissenschaftler feststellt.
Die Wirklichkeit noch zu erkennen, wird in Amerika derweil immer schwieriger: Fake News und Deep Fake gehören zur US-Wahl inzwischen dazu. Trump habe die Lüge (um einen möglichen Wahlbetrug) derart normalisiert, meine unser Experte, "dass die amerikanische Gesellschaft längst mit der ständigen Lüge um eine erneute betrogene Wahl lebe".
Warum es wohl kein Ergebnis am Wahlabend gibt und welche Gründe die Amerikaner eigentlich haben, um Donald Trump zu wählen, hört ihr in einer neuen Folge "Korte & Rink".
Ein Angebot der VRM.
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00:00:00: Korte und Ring. Politik, die bewegt.
00:00:07: Herzlich willkommen zur mittlerweile fünften Folge unseres VRM Podcasts Korte und Ring.
00:00:16: Mein Name ist immer noch Dennis Ring, bin Chefredakteur bei der VRM und auch heute darf
00:00:21: ich wieder mit dem renommierten Politikwissenschaftler Professor Dr. Karl Rudolf Korte sprechen.
00:00:25: Hallo Herr Korte.
00:00:26: Guten Morgen oder guten Tag oder wie auch immer.
00:00:29: Ich stehe auch nach wie vor zu meinem Namen.
00:00:32: Und heute gibt es eine ganz besondere Folge.
00:00:34: Normalerweise unterhalten wir uns ja über Politik in Rheinland-Pfalz, Hessen oder Deutschland
00:00:39: weit.
00:00:40: Aber heute Herr Korte, das hat damit zu tun, wo ich sie so erreiche, wollen wir mal den
00:00:44: Blick nach Amerika richten.
00:00:45: Denn wo treiben sie sich denn gerade rum?
00:00:47: In Washington habe ich mich um Washington DC zu einer Wahlbeobachtung.
00:00:52: Ich werde auch noch ein paar Tage hier sein, sofern bietet sich an, darüber zu sprechen.
00:00:58: Nicht nur was sich hier tut, sondern geht ja um Parallel, die man beobachtet.
00:01:03: Ich bin Wahlforscher für die Parteien in Deutschland weitgehend, aber nicht für die amerikanischen
00:01:10: Parteien und für das Wahlsystem.
00:01:11: Insofern ist die Beobachtung des Vergleichs eigentlich das Interessante, was mich immer
00:01:16: wieder reizt.
00:01:17: Das ist meine sechste Wahlbeobachtung, die ich seit Bush-Junior hier mache.
00:01:23: Ausserdem muss man die Wahl Corona ansonsten.
00:01:26: Sieht man den Wechsel, den Wandel, den man hier ganz gut erkennen kann.
00:01:30: Wenn man aber zwei Wochen vor der Wahl sich in Washington auffällt und man ist Wahlbeobachter,
00:01:36: was beobachten Sie denn dann so ganz blöd gefragt?
00:01:38: Einmal das Bewusstsein, dass natürlich dies nur ein Ausschnitt ist.
00:01:43: Das hat mit der Wahl und das wenig zu tun.
00:01:46: USA ist ja ein gigantisches Wahlsystem, was Länder und kommunalweit organisiert ist,
00:01:53: was auch das Problem charakterisiert.
00:01:55: Nein, aber hier sind die Singtanks, hier sind die Zentralen.
00:01:59: Von hier aus wird viel im Wahlkampf gesteuert.
00:02:01: Hier sind die Strategieeinheiten, die Strategieexperten und natürlich auch die Wahlforschung, die
00:02:07: in Amerika eine Rolle spielt.
00:02:09: Und dann muss man natürlich mal in Zwingtsteing, in Pennsylvania oder so weiterfahren.
00:02:14: Virginia folgt noch in den nächsten Tagen, um sich dann vor Ort in den Staaten, bei denen
00:02:20: es um Häuserschluchten letztlich geht, auch zu erkundigen.
00:02:23: Ich würde heute mal wieder unseren schon bekannten Modus verwenden.
00:02:26: Die stellen eine einfache Frage, eine vermeintlich einfache.
00:02:28: Und sie holen wahrscheinlich etwas weiter aus für eine komplexere Antwort.
00:02:31: Wer gewinnt denn?
00:02:33: Ja, das ist die Frage der Deutschen.
00:02:35: Wir sind ja Zergübel-Tage, wir werden die Sache ran gehen.
00:02:39: Und das lässt sich bei dieser Wahl mit der Zergübelung noch weniger beantworten.
00:02:44: Ich glaube am Ende der Woche ein Gefühl zu haben, um diese Frage zu beantworten,
00:02:50: so schön wäre das ganz gut, wenn wir das beim nächsten Mal machen, um das dann aufzuklären.
00:02:54: Weil was sich bestätigt ist, dass wir am Wahlarben vermutlich kein Ergebnis haben werden.
00:03:00: Das zeichnet sich ab, weil es nicht nur knapp ist, sondern weil man eben auch leicht
00:03:05: damit rechnet, dass durch die Briefwahl sich die Ergebnisse noch mal verändern werden
00:03:11: und das Aussehen vielleicht noch ein paar Tage dauern kann.
00:03:15: Also davon gehen im Moment hier alle fest aus.
00:03:19: Und es ist auch interessant, so manche Randbeobachtungen, dass die Privat-Sätze,
00:03:23: die gebucht worden sind für den Abend, um dann gleich loszufliegen,
00:03:28: die Anwälts zu schicken, um Wahlen auch anzubechten.
00:03:32: Aber das machen beide Lager ganz offensichtlich.
00:03:34: Wenn Sie sagen, die Frage, wer gewinnt, ist die Frage der Deutschen.
00:03:37: Was ist denn die Frage der Amerikaner?
00:03:39: Ja, wen Sie überhaupt trauen können, was mit dieser Institution des Wählen zusammenhängt.
00:03:47: Das hat sich ja aufgelöst von dem, was so ein System stark macht.
00:03:52: Also es war immer mal um Stritten und um Kämpfe sowieso, aber es befindet sich fast in Auflösung,
00:03:58: weil man durch die Deepfakes, durch die Manipulationskraft auf der neuen Medien
00:04:05: ohnehin nicht mehr weiß, was Wirklichkeit ist.
00:04:08: Und das greift hier in den Wahltag so ein, zumal Eider eben mit Trumps,
00:04:14: so ein Cortesca-Clown letztlich, wie er sich ja aufführt,
00:04:19: dazu gerade zu animiert zu hinterfragen, was denn daran wirklich noch echt und ernsthaft zeigt.
00:04:24: Also diese Frage nach der Gültigkeit dessen, was jetzt bevorsteht,
00:04:29: die treibt viele Amerikaner um und sie greift natürlich das Fundament von Freiheit an,
00:04:34: weil es um die Sicherung von Institutionen geht und Institutionen sind die Wahl.
00:04:39: Wissen dann, wenn Sie den, ich meine Trump ist ja derjenige, der bei seiner ersten Wahl
00:04:43: den Begriff von Fake News erst einmal in die Welt gebracht hat und diesen stetigen Zweifel an Informationen
00:04:49: und auch an Medien platziert hat.
00:04:52: Wissen die Amerikaner dann, was sie wählen oder bewegen die sich fernab von Themen in diesem Wahlkampf?
00:04:58: Die Hauptausschusssitzung läuft zum Thema Wirtschaft.
00:05:02: Das lässt sich schon erkennen, und zwar Wirtschaft erlebt im Alltag und das zweite große Thema ist die Migration.
00:05:08: Insofern ist das in großer Parallele auch zur Bundesrepublik zu sehen.
00:05:14: Da gibt es auch Themenübersteidungen und die Alltäglichkeit hier in einem sehr teuren Umfeld zu agieren, zu leben,
00:05:25: Treibbele an daraus ihre Schlussfolgerung zu ziehen, wen sie dann wählen können.
00:05:29: Und in der Regel, wenn der Alter schwer bezahlbar ist, will man nicht das, was man kennt, sondern das andere.
00:05:36: Und Trump-Lage hat es eben auch geschafft, bislang eine Aura zu verbreiten,
00:05:41: dass es zur Trump-Zeit damals den Amerikanern ökonomisch besser ging.
00:05:46: Also das sind eigentlich die Hauptthemen, die eine Rolle spielen.
00:05:48: Und wenn man hier im Alltag rumläuft, auch in Washington, wie sie, das war nie willig,
00:05:52: ist es aber, ich war vor Corona das letzte Mal hier genau vor fünf Jahren unglaublich teuer geworden.
00:05:59: Da merkt man, dass das ein verdichtetes Motiv sein kann.
00:06:03: Du versuch ja manchmal, mir auf die Zunge zu beisen, aber für zwei war mehr Essen am Tag reich zu noch, oder müssen wir uns Sorgen um sie machen?
00:06:08: Ja, ich bin ja so, dass ich auf jeden Fall die Abos von VRAM bis zur Letzthalte,
00:06:16: insofern muss ich immer um dieses Abo-Preis herumrechnen, was ich mir noch leisten kann.
00:06:21: Da bin ich aber allzuversichtlich, dass es funktioniert.
00:06:24: Wenn man jetzt auf Trump schaut und die Themen, die sie gesagt haben, die ein bisschen analog her auch zur politischen Entwicklung in Deutschland,
00:06:29: oder auch in Europa laufen, wenn man überlegt, dass er mit diesem Slogan damals America First,
00:06:34: ja auch diesen nationalen Protektionismus erst mal aufs Schild gehoben hat, wenn man sich jetzt Entwicklung innerhalb der EU anguckt,
00:06:41: Richtung Migration und Sicherung von Grenzen, ist das eine Parallele, die man ziehen kann, die in Amerika vorher einfach ein Thema war, was dann zu uns geschwappt ist?
00:06:49: Ja, es ist ja so etwas wie eine Schribagarten-Mentalität, die sich ausgeprägt hat, bei dem man eben erst mal an sich selbst denkt und alles schützen möchte.
00:07:00: Das ist so ein Gewand eines nostalgischen Nationalismus, der sich ausgebreitet hat.
00:07:06: Das ist durchaus eine weltweite Entwicklung auch zu autokratischen Systemen, zu populistischen Systemen.
00:07:13: Aber ich finde, was anderes noch interessant.
00:07:15: Wir haben ja durch Harris gesehen, dass man mit einer Person etwas reden kann.
00:07:19: Und das ist so ein Aufbruch, gibt ihr dann auch organisiert, voller Optimismus, dass das gelingen kann.
00:07:25: Und das finde ich das Interessante, wenn wir an Deutschland denken, haben wir viele Aufbruchsbereite, wir haben aber ganz viel Radlosigkeit.
00:07:32: Ganz viele, die resigniert sind, die aber warten gleichermaßen, dass eine Person, eine Partei etwas sehnsuchtsvoll aufgreift und praktisch aus den Gästen und so ein bisschen befreit, etwas Besseres.
00:07:46: Da ist also die Substanz einer liberaldemokratischen Erneuerung als Fortschrittserzählung.
00:07:53: Wenn so viel nicht klappt, dann wird nur noch jammert.
00:07:55: Das würde ich nicht unterschätzen.
00:07:57: Und das hier zu beobachten, das ist sehr interessant, das kann am Ende ja nicht reichen vielleicht.
00:08:01: Aber diese Parallel, die ist für den Wahlkampf zur Mobilisierung interessant.
00:08:07: Vor allem vor dem Hintergrund, was wir letzte Woche besprochen haben, ich weiß nicht, Sie können sich ja ein bisschen nicht mehr erinnern,
00:08:11: was wir jetzt Woche besprochen haben, das ist ja viel zu weit weg für Sie, über die Merkel-Lücke.
00:08:16: Also wer besetzt hier diese Merkel-Lücke in Deutschland, wie progressive Mitterdiesel, die scheint offen zu sein, um kämpft zu sein.
00:08:23: Und wer kann sie besetzen?
00:08:26: Ich glaube, nach Wiesbaden, wenn die Grünen sich selbst robotisiert haben, könnte die Chance sein, dass sie darauf genau zusteuern.
00:08:34: Das ist eine Beobachtung, wie man ja aus Amerika ableiten kann, dass dann, wenn Aufbruch jemand anbietet, viele auch gerne mitmachen.
00:08:43: Glück, Herr Kord, ich habe von unserem netten Mike Dornhofer, meinem Kollegen hier, der für die Technik zuständig ist, gelernt in Podcasts.
00:08:49: Darf ich nicht unterbrechen, sonst versteht man am Ende nichts mehr.
00:08:52: Sonst hätte ich natürlich vehement widersprochen, dass mein Erinnerungsvermögen nur eine Woche reicht.
00:08:57: Das ist wahrscheinlich wesentlich kürzer.
00:08:58: Ja, das ist das Schicksal.
00:09:00: Das hängt ja auch mit dem Beruf zusammen, Chefleuneraktur. Das wird man wahrscheinlich nur mit einem Kurzleicht gezeichnet.
00:09:06: Ja, weil ich was interessiert mich, dass er vom gestern nicht gucken kann nach vorne.
00:09:09: Ja, genau. Es gibt ja den alten, es gibt nichts ältere, als die Zeitung von gestern.
00:09:14: Und das scheint ja ihr Lebenswort zu sein.
00:09:17: Ja, in der digitalen Transformation sprechen wir jetzt von ePay-Bahn, aber der Grundmotiv dahinter stimmt noch.
00:09:23: Da ist was dran, wie sich Kommunikation verändert hat hier in den Strategie-Instituten, die wir Besuchungen über unterwegs sind.
00:09:30: Das ist schon sehr interessant zu sehen, wie ungleich die amerikanischen Institute und damit auch die amerikanischen Parteien etwas über ihre Wählerinnen und Wähler wissen im Vergleich zu dem, was wir wissen.
00:09:41: Wir wissen nichts. Und wenn wir versuchen, etwas zu wissen, dann greift der Datenschutz.
00:09:46: Also dann dürfen wir es nicht wissen.
00:09:48: Das eröffnet natürlich in den USA die Wahlmanipulation, weil man Stimmen manipuliert, Anrufe manipuliert, all das, man sich nicht mehr sicher ist, wer mit wem spricht.
00:09:58: Aber die konkrete Mobilisierung an der Haustür, das Telefonieren oder die Mail-Lieber bekommt oder irgendein Messengerdienst, das ist irre wie abgestimmt hat, ist auf einzelne, auf die Swing-States, also in den Bereichen,
00:10:14: mit dem es am Ende die umkämpften Straßenzüge sind.
00:10:18: Das ist etwas vollkommen anderes als bei uns, weil wir meinen immer Parteien haben viel Geld bei uns, um Wahlkampf zu führen.
00:10:26: Das ist eine Legende. Das ist ein Bruchteil und Sie müssen versuchen es sinnvoll einzusetzen.
00:10:33: Zur Wähler Mobilisierung wissen aber praktisch sehr wenig über die Wähler, sie wissen etwas, was Agenturen umfragetechnisch aufbereiten.
00:10:42: Aber nicht im Detail, was gezielt die Motiven von Wählerinnen und Wähler sind.
00:10:48: Sie haben eben erwähnt, dass durch den Wechsel von Joe Biden zu Kamala Harris bei der Kandidatur in Amerika sich auch eine neue Stimmung und neues Narrativ entwickelt hat.
00:10:57: Plötzlich war Biden nicht mehr der Alte, sondern Trump war der Alte und hat das Gefühl, Harris ist die Herausfordererin, obwohl sie amtierende Vizepräsidentin ist.
00:11:04: Wenn ich das jetzt aus meinem normalen Mediennutzungsverhalten aus Deutschland in den letzten Wochen betrachte, ist es aber relativ ruhig, um sie geworden.
00:11:11: Und dieser Hype hat bei uns etwas abgenommen oder abgeflagt. Wie ist denn Ihre Wahrnehmung in Amerika?
00:11:17: Hier setzt sich das Großkapital letztlich durch mit Elon Musk an der Spitze.
00:11:25: der täglich eine Million Jahr verschenkt für Wetter, die sich registrieren lassen, für die
00:11:31: Republikaner, und mit anderen Millionen auch eingegreifen, aber es sind vier, fünf
00:11:37: kalifornische Unternehmen, die das massi-st unterstützen. Und so kämpft sich hier in der
00:11:44: Öffentlichkeit das Trump-Lager ganz eindeutig zurück. Und das, was wir in Deutschland messen,
00:11:50: ist reine soziale Erwünschtheit. Das hat mit dem, was hier in Amerika sich abspielt, überhaupt
00:11:56: nichts zu tun. Also der Eindruck stimmt. Hier ist es auch so, dass Trump-Lager in vieler
00:12:03: Hinsicht wieder die Oberhand gewonnen hat in der öffentlichen Aufmerksamkeit.
00:12:07: Zweite Wahrnehmung meinerseits ist, dass der Wahlkampf irgendwie eine komische Wendung
00:12:11: insofern genommen hat. Also Heves aus meiner Sicht redet wenig über konkrete Projekte
00:12:16: oder Inhalte und Schwamm ist er aber auch in seinen Hastieraden ruhiger geworden. Ist
00:12:21: das falsch oder ist es eine Strategie, weil er merkt, dass er eigentlich, wenn er so weiter
00:12:25: macht, gar nicht schlecht unterwegs ist und Heves ja auch nur als Persönlichkeit gepunktet
00:12:30: hat oder wie nehmen Sie das im Moment war? Wunsch ist in der Tat, dass Heves etwas kompleter
00:12:36: anbietet an Themen, die die große Ideen eher herunterbricht, aber sie ist offenbar in den
00:12:44: Interviews für viele Widerinnen und Wähler doch stark in der Defensive, wenngleich die
00:12:50: keine Wahlkampffehler macht, sondern nach wie vor auch gut ankommt. Aber Trump macht
00:12:56: das immer gleicher und da ist es interessant zu sehen, dass man sich auch drum gewöhnt hat,
00:13:02: dass er die Lüge so normalisiert hat, dass egal wer gewinnen wird, dies kollaterale Folgen
00:13:10: haben wird für die folgenden vier Jahre auch. Diese Gesellschaft lebt mit dieser Lüge und
00:13:16: das ist etwas, was aus dem Alltag schwer verschwinden kann. Also die Wirklichkeit noch für sich zu
00:13:22: definieren, zu erkennen, wird immer schwerer und das ist nicht nur die Polarisierung von
00:13:27: verschiedenen Lagern, sondern wo noch ein Wahrheitsbezug ist bei dem, was man hört, was man sieht,
00:13:33: auf was man sich auch gemeinsam verständigen kann. Das ist ein langfristiger Schaden, der sich
00:13:39: durch diese Gesellschaft zieht, egal wer da gewinnen wird und das hat Trump mit seiner Form der
00:13:46: der Alltagslüge absolut erreicht. Es wird ja im Rahmen des Wahlkampfs verschiedenen Medien
00:13:52: uns auch vorgeworfen, so stichwort soziale Erwünschtheit, dass wir natürlich alle irgendwie
00:13:56: hoffen aus verschiedenen Gründen, dass Kamala Harris gewinnt, wird auch immer wieder darauf
00:14:01: verwiesen, dass das entweder nicht objektiv ist oder dass man Amerika oder die Amerikaner nicht
00:14:06: versteht, die vielleicht auch Bewegt Gründe haben, Donald Trump zu wählen. Was sehen
00:14:11: Sie denn für Gründe, warum man als Amerikaner sich für Donald Trump entscheidet? Was verbickt
00:14:17: sich dafür in Erwartung oder eine Hoffnung dahinter?
00:14:19: Die Hoffnung ist, dass er Politik für mich macht, dass mein Alltag sich verbessert finanziell,
00:14:27: dass er Jobs schafft, dass er für Amerika mehr denkt, dass er weniger international Geld
00:14:34: ausgibt und damit wir mehr Geld haben für uns selbst, dass er dieses linke, vielleicht
00:14:41: auch mal mal evoke dieses auf Ausgleich bedachte, aber auf Egoismus ausgerichtete Selbstbewusstsein,
00:14:51: was sich so an der Ostküste ausbreitet, unterläuft. Und das ist eine Konstellation, die wir uns
00:14:59: in Deutschland so nicht vorstellen können, die gibt es in Teilen auch mit Protestverbindungen,
00:15:04: also eine zukunftsängstliche Empörungsbewegung, das ist ja bei der AfD absolut erkennbar.
00:15:10: Das ist hier aber in der Form, wie man erwartet, von dem Trump-Lager abgeholt zu werden auch
00:15:17: erkennbar. Das ist die Hoffnung auf Besserung, auf Jobs und dass die eigentlichen, die Arbeit
00:15:26: machen, die malochen auch am Ende zur Mehrheit gehören und nicht irgendwas vom Establishment.
00:15:32: Das ist vollkommen absurd, weil es keinen Beneak aus der letzten Wirtschaftszeit von
00:15:37: Trump gibt. Und weil natürlich das Establishment Trump selbst ist, er hat ja mit dieser klassischen
00:15:44: Argumentationsfigur von Populisten, ich bin einer von euch, den Markt beherrscht, aber
00:15:50: er ist natürlich keiner von euch, sondern er ist ein steinreicher Akteur, der da keine
00:15:56: Bodenhaftung besitzt.
00:15:57: Sie haben eben schon diesen vanillicen, interessanten Begriff der Normalisierung der Lüge eingebracht,
00:16:04: was ja tatsächlich stimmt, dass seine Auftritte auch in der persönlichen Angriffen und in
00:16:09: der Bodendosigkeit ja schon in so Fenster Normalität geworden sind, dass man da selbst
00:16:13: gar nicht mehr aufschreckt, wenn man das hört. Wäre ja in einem Politikbetrieb vor 15 oder
00:16:17: 20 Jahren in einem Wahlkampf zwischen anderen Kandidaten so gewesen, dass das ein riesen
00:16:21: Skandal gewesen wäre, wenn einer so aufgetreten wäre. Kriegt Amerika das nochmal weg. Diese
00:16:25: Art des politischen Umgangs miteinander?
00:16:27: Nein, das sehe ich nicht. Genau das ist das, was längerfristig bei mich nur. Leis ist
00:16:33: die Lebensform, in der er denkt, in der er auch am besten ist. Und Leis kann er eben
00:16:38: auch alles behaupten, was ihm gerade zufällig einschält, auch zusammenganglos. Das egal,
00:16:43: auch so alles, die sich bemühen, ihn darzustellen, haben letztlich keine Chance. Und für die
00:16:50: Wähler hat man die Eindruck, ist das egal, weil sie ohnehin ein Wetter anheben glaube ich
00:16:55: oder nicht an ihn glauben und ihre eigenen Schlussfolgerungen daraus ziehen. Das ist
00:17:01: eine ganz fatale Konsequenz, wenn der Wahrheitsgehalt nach dem, nach dem Politik ja auch suchen
00:17:07: sollte, um Erkenntnisgewinn zu bringen und mein Problem zu lösen, gar keinen Bezugspunkt
00:17:13: mehr auslöst und die Wahrheit hier auf dem Markt praktisch verkauft wird und nicht
00:17:19: sichtbar manipuliert, nur durch irgendwelche Finanzströme im Hintergrund, die bestimmte
00:17:25: Themenkönnungen vielleicht betreiben, sondern angeschürt von einer Person, die damit letztlich
00:17:31: sich nach vorne gebracht hat. Sie haben sich ja in ihrem Leben durchaus schon mal mit der
00:17:35: einer anderen Wahl auch im beruflichen Kontext beschäftigt. Jetzt ist es ja gerade so, dass
00:17:40: in Amerika oder jetzt bei den aktuellen Umfragewerken, zum Beispiel die New York Times geschrieben
00:17:44: hat, dass es in Zwingstays in anderen Bereichen manchmal kaum noch messbare Abstände oder
00:17:49: sehr, sehr enge Abstände zwischen beiden Kandidaten gibt, dass ja aber zum Beispiel
00:17:53: Trumps erste Wahl gegen Hillary Clinton auch sich dadurch ausgezeichnet hat, dass es
00:17:58: dann zum Wahltag hin nochmal ein wesentlichen Unterschied zwischen Wahlergebnis und Umfrage
00:18:02: gegeben hat. Ist ein Szenario jetzt auch in dieser Art wieder möglich und glauben Sie,
00:18:07: wir erleben ein deutlicheres Ergebnis, als es sich im Moment abzeichnet?
00:18:10: Ja, das zeigt, dass Sie Kurzzeit geblicken haben. Ich habe ja mal gesagt, bitte auf nächste
00:18:15: Woche warten. Erstmal weiß ich natürlich nicht, wie die Wahl ausgeht in einer Woche,
00:18:20: weil ich habe schon weiter differenzierte Eindrücke sammeln können. Wir haben ja die
00:18:25: Chance unter elektronischen Bedingungen alles auch in Deutschland wahrzunehmen, was sich
00:18:29: hier tut, aber nicht mit den Menschen so zu sprechen und so einzutauchen in die Gesellschaft,
00:18:34: dass er die Chance hat, was vor Ort Wahlbeobachtung betreibt. Ich spüre diesen Dingen, die Sie
00:18:39: jetzt gefragt haben, natürlich nach, aber es ist unklar, ob sich in diesen verbleibenden
00:18:45: wenigen Tagen etwas tut, weil es sich im Moment so verdichtet, dass sich das System selbst
00:18:52: verhakt, dass wir also kein Ergebnis haben an dem Abend und vielleicht auch einige Tage
00:18:57: danach nicht, weil die Auszählungsprozesse noch andauern genau in den Bereichen, den
00:19:03: es ganz knapp ist. Das ist das Problem bei mehr als Wahlrecht. Da muss man eine Stimme
00:19:08: mehr haben und dann ist man es. Und wenn man da unsicher ist, dass das die eine Stimme
00:19:13: ist, muss man nochmal auszählen oder warten, ob eine Postdifform noch kommt. Ist der Poststempel
00:19:19: erkennbar? Ist es also eine Stempelung, die vor dem Wahltag erfolgte und nicht nach dem
00:19:23: Wahltag? Das muss ja alles gegriffen werden bei knappen Konstellationen. Und dann wird sich
00:19:28: das System verhaken. Das ist ein grausames Szenario, aber ich glaube darauf könnte es
00:19:34: hinauslaufen. Hinkt jetzt, wenn ich es in meiner journalistischen Sprache zum Teil übersetzen
00:19:38: würde, als würde dann zum Wahltag hin bzw. danach auch wieder, wenn man sich jetzt
00:19:42: anguckt, was bei Trump passiert ist. Also ich will jetzt nicht sagen, er lässt das Kapitol
00:19:46: wieder stürmen, aber es klingt ja schon zumindest nach einer Schlammschlacht und nach einer
00:19:50: großen juristischen Auseinandersetzung, bis man zu einer Art Ergebnis kommt, was ja dann
00:19:55: auch wiederum eine Nagelprobe für das politische System in Amerika ist, dass dann tatsächlich
00:20:01: jemand also dieses Ergebnis auch festlegt und dann einfach Dinge umsetzt, weil gefühlt
00:20:05: Schwamp ja letztes Mal, der letzte war, der bereit war, aus dem weißen Haus auszuziehen,
00:20:09: weil er immer noch sagt, die Wahl ist geklaut worden. Und der war jemand sonst ja nur auch
00:20:14: nicht dabei. Erstmals hat er eben den Platz leer gelassen und damit bis heute auch das
00:20:21: Lager, auch die Leute, die für ihn mobilisieren, auch die Strategie Einheiten, die die Wahlkampf
00:20:28: betreiben usw. Niemand sagt einem, dass er jetzt die Wahl verloren hat. Das wird immer
00:20:35: umschrieben. Und insofern ist die Vorbildfunktion die Amerika-Mate, was die Demokratie-Entwicklung
00:20:40: anbelangt, die ist vollkommen weg unter diesem Eindruck. Das selbst, was wir gesehen haben
00:20:46: und das wir wahrgenommener Realität für uns war, wird angezweifelt, dass es so war.
00:20:51: Also wo ist da das Fundament, auf dem ein Ergebnis, das anerkannt wird, auch weifen könnte.
00:20:58: Das ist, ich glaube nicht, dass es hier gleich zum Bürgerkrieg kommt, aber das wird sich
00:21:04: so verhaken juristisch. Das wird eine ganz besondere Auseinandersetzung, die kein Beleg
00:21:13: ist, dass hier in irgendeiner Weise diese Demokratie noch funktioniert.
00:21:16: Da unsere aktuelle Folge heute schon vollgepackt, Ihrerseits mit Cliffhängern auf die nächste
00:21:21: Woche war, würde ich dieses Kapitel zumindest vorläufig für heute mal zuschlagen. Bedanke
00:21:26: mich, Herr Prof. Dr. Korte, für die Einblicke in Ihre ersten Wahrnehmung aus Washington
00:21:31: heraus. Wie lange treiben Sie sich da jetzt noch um?
00:21:33: Ich bin bis Freitag hier, insofern gibt es noch ein paar Tage Eindrücke aus anderen Bundesstaaten
00:21:40: und dann können wir uns das vielleicht nochmal gemeinsam anhören, ansehen, erleben, was ich
00:21:48: dann einbrücken kann.
00:21:49: Dann bin ich sehr gespannt, ob Sie die ausgesprochene Erwartungshaltung an Ihre Einschätzung in
00:21:55: der nächsten Woche tatsächlich auch einhalten können und wir da eine einigermaßen profunde
00:22:00: Einschätzung Ihrer Eindrücke dann bekommen.
00:22:02: Ich werde keinen Trump machen.
00:22:03: Ein bisschen Harris.
00:22:05: Ja, eher.
00:22:07: Dann vielen, vielen Dank Herr Korte.
00:22:09: Weiterhin viel Spaß in Washington.
00:22:11: Das war die fünfte Folge von Korte und Ring.
00:22:14: Vielen Dank fürs Zuhören.
00:22:15: Wir hören uns wieder nächste Woche.
00:22:17: Bis dahin.
00:22:18: Tschüss.
00:22:19: Korte und Ring ist ein Podcast der VRM.
00:22:25: Von allgemeiner Zeitung Wiesbadener Kurier, Darmstädter Echo und Mittelhessen.de.
00:22:31: Redaktion Dennis Ring Produktion Mike Dornhöfer.
00:22:34: Habt Ihr Themenwünsche, Feedback, Anregung oder Kritik, dann schreibt uns über Social
00:22:40: Media oder per Mail an audio@vrm.de.
00:22:49: Bis zum nächsten Mal.
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